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Caroline

Caroline

Titel: Caroline
Autoren: Felix Thijssen
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nicht.
    Im letzten Moment beschleunigte sie ihre Schritte, als suche ihr Körper verzweifelt Hilfe und als wolle sie sich in meine Arme stürzen. Letzteres blieb zwar aus, doch sie keuchte vor innerer Anspannung und ergriff meine Hand: »O, Meneer Winter, ich weiß gar nicht, was ich tun soll!«
    Es wirkte nicht besonders echt. »Nennen Sie mich einfach Max«, sagte ich. »Ihre Tochter duzt mich auch, also warum so förmlich.« Ich entzog ihr meine Hand und gestikulierte herum wie ein Schauspieler, der seine Regieanweisungen vergessen hat.
    »In Ordnung.« Sie schaute Donkers an. »Mein Agent war gerade am Telefon, ich muss nächste Woche nach Mailand, um die Herbstkollektion anzuprobieren. Das mit Karel …«
    »… kommt höchst unpassend«, ergänzte ich.
    Sie schwieg abrupt und sagte dann: »Ich hoffe, dass es Ihnen gelingt, sie zu finden. Und dass es nicht zu lange dauert.« Wieder wandte sie sich an ihren Rechtsanwalt. »Habt ihr einen Vertrag aufgesetzt?«
    »Dazu sind wir noch nicht gekommen«, antwortete Donkers steif.
    Ich räusperte mich. »Könnten wir nicht erst einmal über Caroline reden?«
    »Doch, natürlich«, antwortete Valerie. »Kommt Ihre, äh … wie heißt sie noch?«
    »CyberNel. Ja, sie ist unterwegs. Setzen Sie sich doch. Könnte der Herr vielleicht solange einen Spaziergang machen? Zu zweit redet es sich leichter.« Ich nickte Donkers zu. »In Anwesenheit von Anwälten bin ich immer ein wenig gehemmt.«
    Donkers schlug sich mit den Händen auf die Knie und stand auf. »Ruf mich an, wenn du mich brauchst«, sagte er zu seinem Topmodel und warf mir einen gleichgültigen Blick zu. »Meine Kanzlei ist gleich um die Ecke. Wenn ein Vertrag aufgesetzt werden soll …«
    »Ich erledige meine Arbeit und schicke anschließend die Rechnung, dafür brauche ich keinen Vertrag.“
    »Aber wir brauchen ihn für die Steuer«, entgegnete er.
    Ungläubig schaute ich von ihm zu Valerie. Ihre Tochter war verschwunden und dieses Pärchen machte sich Gedanken um steuermindernde Posten.
    Valerie spürte meinen Widerwillen offenbar und winkte ihrem Anwalt zu. »Du kannst jetzt ruhig gehen.«
    Der Mann nahm seinen Aktenkoffer und verschwand.
    Valerie setzte sich endlich hin. Nun wurde unter ihrem Make-up ein sorgenvoller Zug sichtbar. »Der Polizei sind die Hände gebunden«, erklärte sie. »Karel ist volljährig und es gibt keine Lösegeldforderungen …«
    »Fangen wir doch am besten ganz von vorn an.«
    Ich nahm auf einem Kanapee ihr gegenüber Platz, sprang aber sofort wieder auf und lief ans Fenster, als wir einen lauten Knall hörten. Ich schob die Gardine beiseite und sah, wie sich Donkers besorgt über die hintere Stoßstange seines Volvo beugte, mit dem er rückwärts gegen Nels alten VW Polo geprallt war.
    Nel war halb aus dem Auto ausgestiegen, zeigte dem Mann den gestreckten Mittelfinger, stieg wieder ein und setzte zurück.
    »Noch was, das man von der Steuer absetzen kann«, bemerkte ich.
    Ich verließ den Raum und eilte zur Haustür. Donkers grübelte immer noch über seine Stoßstange nach. Nel stand mit ihrem Auto mitten auf der Straße und rief: »Und, wird’s bald?«
    Ich winkte Nel zu und schaute mir die harmlosen Kratzer und die kleine Delle an der Stoßstange des Volvo an. »Die Dame ist meine Partnerin, wir sollten nicht zu viel Zeit auf diese Sache verschwenden«, meinte ich.
    Donkers schaute mich unsicher an. »Sollten wir nicht etwas Schriftliches für die Versicherung …«
    »Dann können Sie auch gleich den Rest des Nachmittags damit vertrödeln, auf die nächste Polizeistreife zu warten. Nel hat einen größeren Schaden an ihrem Auto und macht nicht so viel Aufhebens darum …«
    Er wehrte sich. »Aber ihr Auto ist auch eine alte Rostlaube!«
    Nel hupte und winkte. Eine Dame in einem Renault Espace wollte an Nel vorbei und fing ebenfalls an zu hupen. »Ich würde sie an Ihrer Stelle nicht beleidigen«, riet ich. »Außerdem ist es Ihre Schuld. Da muss doch nur diese kleine Stelle neu lackiert werden. Ziehen Sie eben fünfzig Euro von meinem Honorar ab, falls hier sämtliche Erbsen gezählt werden müssen.«
    Er warf mir einen gekränkten Blick zu, stieg in seinen Volvo und lenkte den Wagen rückwärts zum Tor hinaus. Nel winkte der Fahrerin des Espace zu, sie solle rückwärts fahren und folgte mit ihrem Polo, sodass der Anwalt auf die Straße setzen konnte. Schließlich brauste er mit überhöhter Drehzahl davon. Nel parkte an seiner Stelle auf der Auffahrt.
    Ich winkte den Espace
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