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Caroline

Caroline

Titel: Caroline
Autoren: Felix Thijssen
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durch wie ein Verkehrspolizist und begutachtete dann die vordere Stoßstange des Polos, doch das Auto war von oben bis unten derart verkratzt und verbeult, dass eine frische Delle nur schwer auszumachen war.
    »Wer war denn dieser Blödmann?«, fragte Nel, als sie ausstieg.
    »Valeries Rechtsanwalt. Ich habe ihn weggeschickt.«
    »Sonst hätte ich ihm ans Schienbein getreten.«
    Ich legte den Arm um Nel und küsste sie. Valerie Romein stand am Fenster und schaute zu. »Ich weiß, dass du und Eddy viel zu tun habt mit dem Projekt für die ABN-Bank«, sagte ich. »Aber ich dachte mir: Schließlich geht es um Caroline.«
    »Ich wäre dir sehr böse gewesen, wenn du mich nicht angerufen hättest«, sagte sie. »Was ist passiert?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin zwar schon seit fast einer Stunde hier, weiß aber nur, dass Caroline weg ist. Ich hoffe, von Valerie mehr zu erfahren.«
    Nel holte ihre Tasche hinten aus dem Auto. Sie schlug den Kofferraumdeckel zu und sagte: »Max, wenn du mich nicht unbedingt brauchst, würde ich am liebsten gleich mit ihrem Zimmer anfangen.«
    »Verstehe.« Ich dachte nach und lächelte sie an. »In Ordnung.«
    Wir gingen ins Haus. Valerie Romein kam in den Flur und Nel reichte ihr kurz und förmlich die Hand.
    »Ist der Schaden groß?«, fragte Valerie.
    »Nein«, antwortete ich. »Nel schaut sich schon mal in Carolines Zimmer um. Ist es oben?«
    »Hinter der Tür am Ende des Flures führt eine Treppe hinauf. Soll ich …«
    »Ich finde es schon«, sagte Nel ablehnend. »Seit wann ist sie verschwunden?«
    »Tja …« Wieder dieses Zögern. »Als ich am Mittwochabend nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Brüssel nach Hause kam, war sie nicht mehr da.«
    Nel runzelte die Stirn. »Wann war sie denn noch da?«
    »Am Montagabend, glaube ich. Remco hat mich abgeholt …«
    »Ist Remco dieser Bruchpilot?«
    »Er ist mein Rechtsanwalt. Ich habe Karel am Sonntagabend gesagt, dass ich für ein paar Tage wegmüsse.«
    »Wer ist Karel?«
    Valerie geriet ins Stocken. »Ich meine Caroline. Wir nennen sie Karel, seit sie ein Baby war.«
    Nel legte den Kopf schief. Ich bemerkte, dass auch sie gerne gewusst hätte, wer mit ›wir‹ gemeint war, doch sie fragte: »Wollen Sie damit sagen, dass sie schon seit Montag verschwunden sein kann, Sie es aber nicht wissen?«
    Valerie war abgebrüht, aber jetzt wirkte sie eine Spur verlegen. »Ich bin ständig unterwegs«, sagte sie. »Karel lebt ihr eigenes Leben, sie verabschiedet mich nicht jedes Mal.«
    »Haben Sie sich gestritten?«
    Valerie nahm eine ablehnende Haltung an. »Nein, natürlich nicht. Warum?«
    Nel antwortete nicht, sondern schnaufte nur viel sagend, packte den Griff ihrer Tasche fester und ging zur Treppe.
    »Die Polizei hat schon alles untersucht«, rief Valerie ihr nach.
    Nel sagte, die Hand auf das Treppengeländer gelegt: »Inzwischen ist es sowieso schon zu spät.«
    »Wofür? Sie haben nichts verändert, alles ist geblieben, wie es war.«
    Nel schüttelte den Kopf. »Ich meine, für die Wände.«
    Ich begleitete Valerie zurück in das Weiß ihres Wohnzimmers. Nels Abwesenheit schien sie zu erleichtern und sie bot mir etwas zu trinken an.
    »Ich würde lieber erst erfahren, was eigentlich los ist«, erwiderte ich.
    »Was meint sie denn mit den Wänden?«, fragte Valerie.
    »Wände haben ein Gedächtnis, und manche Menschen besitzen ein Gespür dafür.«
    Sie setzte sich wieder auf ihren Platz. »Das hört sich ja richtig übersinnlich an.«
    »Warum hast du mich angerufen?«
    »Karel hat mir erzählt, dass du Privatdetektiv bist.«
    »Warum hast du so lange gewartet? Sie ist schon seit einer Woche weg. Das macht alles viel schwieriger.«
    Valerie zuckte unsicher mit den Schultern. »Die Polizei meinte, sie würde schon von selbst wieder auftauchen. Aber das Wochenende kam und ich hörte immer noch nichts von ihr.«
    »Was hat sie in letzter Zeit so gemacht?«
    »Karel?« Meine Frage schien sie völlig zu überraschen.
    »Ich weiß es nicht. Sie nimmt an so einem Kursus teil … Sie will im Herbst anfangen, an der Universität Niederländisch zu studieren.«
    »Hat sie etwas mitgenommen, einen Koffer, Kleider, irgendwelche Sachen?«
    Sie machte ein verdutztes Gesicht. »Karel erhält regelmäßig einen festen Betrag und kauft davon selbst ihre Kleidung …«
    »Sie trägt nicht deine abgelegten Dior-Kleider?«
    Valerie spitzte die Lippen. »Sie trägt zwei Größen kleiner als ich.«
    »Und du kommst auch nicht oft genug in ihr
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