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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3
Autoren: Marion Chesney
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hatte offenbar jeden schwachen, haltlosen Tunichtgut
am Rande der Gesellschaft gekannt.
    Lord Harry
beschloß, in der Bow Street nach der Adresse von Guy Wentwater in London zu
fragen. Dieser junge Mann hatte ihm einiges zu erklären.
    Er verließ
Mr. Blewett, der immer noch schnarrte und plapperte, wie er dem Tod entronnen
war, und ritt nach London zurück.
    Aber in der
Bow Street wurde ihm mitgeteilt, daß Mr. Wentwater seine Absicht, das Land zu
verlassen, um auf eine Geschäftsreise zu gehen, angekündigt hatte. Es war
natürlich keine Anklage gegen ihn erhoben worden. Die Beamten dachten offenbar,
daß er schnell und tapfer gehandelt habe.
    Lord Harry
kehrte zu seiner Wohnung zurück und beauftragte seinen Diener, den Mann, der
damals Miss Carina Armitage überwacht hatte, wieder zu engagieren; dann machte
er sich selbst auf, um den Vikar zu besuchen.
    Hochwürden
war schlechter Laune. Er sagte, er verstünde überhaupt nichts, blickte dann
auf Lord Harry und bemerkte mißmutig, er vertraue darauf, daß seine Lordschaft
nicht aus London fortgehe, denn die Hochzeit sei, da er eine Sondergenehmigung
bekommen habe, bereits in zwei Wochen.
    »Denn Sie
müssen sie jetzt heiraten«, sagte der Vikar brummig, »nachdem, was Sie ihr
angetan haben.«
    »Ja«,
stimmte Lord Harry traurig zu, und Carina, die in der anderen Ecke des Salons
saß, schaute ihn irritiert an und fragte sich, ob er sich gezwungen fühlte, zu
heiraten.
    »Papa«,
sagte sie plötzlich, »zwischen Lord Harry und mir ist nichts passiert.«
    »Wie willst
du das wissen?« antwortete der Vikar düster. »Laß nur deinen Vater machen, und
wir werden so bald wie möglich eine anständige verheiratete Frau aus dir
machen.«
    Carina
schaute Lord Harry bittend an, aber er lächelte nur freundlich zurück.
    »Nichtsdestoweniger,
Sir«, sagte Lord Harry und kam auf das Thema Guy Wentwater zurück, »ich habe
das Gefühl, daß niemand Ihrer Familie in Sicherheit ist, solange wir nicht
wissen, wo er ist. Ich schlage vor, wir beauftragen unsere sämtlichen Diener,
das heißt meine, die der Comfreys, die der Brabingtons und die von Lady
Godolphin, ganz London abzusuchen.«
    »Er wird es
nicht wagen, sich noch einmal zu zeigen«, sagte der Vikar.
    »Ganz im
Gegenteil. Er ist auf dem besten Weg, zu einer Art Held zu werden, weil er
Dubois erschossen hat.«
    »Denken Sie
lieber an Ihre Hochzeit«, grollte der Vikar. »Ich bin enttäuscht von dir,
Carina. Jetzt habe ich die Kosten auf dem Hals, ganz zu schweigen davon, daß
Mrs. Armitage und die Mädchen kommen. Dann müssen die Jungen von Eton geholt
werden. Und alle Welt macht sich Gedanken, warum die Hochzeit so schnell
stattfinden soll.«
    »Es ist
alles sehr bedauerlich«, stimmte Lord Harry liebenswürdig zu.
    Carina
musterte Lord Harry heimlich. Alle diese Hochzeitsvorbereitungen jagten ihr
Angst ein. Er hatte sie gebissen. Gebissen! Welche anderen unbekannten
Schrecken standen ihr im Ehebett bevor? Sie kannte diesen Mann überhaupt nicht.
    Squire
Radford mischte sich in die Unterhaltung ein, Lord Sylvester gesellte sich
dazu, und bald stellten alle Spekulationen über den Zusammenhang zwischen Guy
Wentwater und Silas Dubois an.
    Schließlich
erhob sich Lord Harry, um zu gehen. Carina stand ebenfalls auf.
    »Ich würde
gerne ein paar Worte mit meinem Verlobten wechseln, Papa«, sagte sie, »unter
vier Augen.«
    Der Vikar
verzog grimmig das Gesicht: »Ich nehme an, ihr braucht keine Anstandsdame mehr.
Ihr könnt in die Bibliothek gehen, aber laßt ja die Tür offen!«
    Lord Harry
hielt Carina die Tür auf, und sie ging unter den argwöhnischen Blicken ihres
Vaters zu ihm hin.
    »Was hast
du für einen Kummer?« fragte Lord Harry, als er sie in die Bibliothek führte
und ganz in Gedanken die Tür schloß.
    »Die
Schande«, sagte Carina außer sich. »Wir haben doch gar nichts getan, und du
hast trotzdem zugelassen, daß alle denken, es war etwas.«
    »Ich wußte,
daß sie uns sowieso nicht glauben würden«, sagte er, auf sie herabblickend.
Eine rote Locke hatte sich gelöst, und er steckte sie sorgfältig wieder auf
ihrem Kopf zurecht. »Willst du mich denn nicht heiraten?« fragte er, da er bemerkte,
wie sie vor seiner Berührung zurückwich.
    »Ich habe
solche Angst«, sagte sie und ließ den Kopf hängen.
    »Vor mir?«
    »Ja, du
hast mich schockiert. Du hast mich gebissen.«
    »Ja,
schamlos wie ich bin.«
    »Darüber
macht man keine Scherze«, erwiderte Carina und schlug ängstliche, bekümmerte
Augen zu ihm
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