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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3
Autoren: Marion Chesney
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Unschuldsbeteuerungen trafen
auf taube Ohren.
    Auch Betty
war kein Trost. Das Mädchen schüttelte nur den Kopf über Carinas Schande.
    »Bei mir
ist das etwas anderes«, sagte Betty. »Ich mußte es tun.«
    »Ich habe
doch gar nichts getan!« schrie Carina und zerbrach dabei vor Erregung die Stäbe
des Fächers, den sie in der Hand hielt. »Es stimmt zwar, daß ich in seiner
Wohnung war, aber es ist nichts vorgefallen!«
    »Das
glauben Sie doch selber nicht, Miss, und was ist mit dem Bluterguß auf Ihrem
Hals.«
    »Es
passierte einfach so. Er hat nur ... ach, es hat ja doch keinen Sinn«, sagte
sie unglücklich. »Jeder schleicht um mich herum, als ob ich zu einer Beerdigung
ginge, und dann das Theater mit der Hochzeit, die irgendwo in Islington, wo
sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, stattfindet. Und es hat sich in ganz
London herumgesprochen, daß alle in der Familie so schockiert sind. Schau nur,
was ich bei einem Drucker in der Bond Street entdeckt habe.«
    Sie
streckte sich nach einem kleinen Tisch aus und hielt eine bunte Zeichnung hoch.
    Betty sah
diese mit vor Schreck großen Augen an. Auf ihr war Carina Armitage, sehr locker
bekleidet, auf Lord Harry Desires Knien zu sehen.
    Darunter
stand ein Gedicht. Es lautete:
    Die Hochzeit kommt zustande,
    nein, sie fällt aus.
    Die launische Miss vorn Lande,
    kriecht in ihr Schneckenhaus.
    Doch alle sind im ungewissen,
    Miss Carina ließ sich küssen.
    Nun also sagt sie »Ja, Mylord«,
    Desire läßt sie nie mehr fort.
    »Oh, Miss«,
sagte Betty. »Es ist ein Geschenk des Himmels, daß er Sie heiratet.«
    »Ich
verstehe nicht, daß er sich nicht die Mühe macht, Papa zu überzeugen, daß
nichts passiert ist«, sagte Carina verärgert. »O Gott! Ich wollte, ich wäre ihm
nie begegnet!«
    »Da können
Sie jetzt gar nichts machen«, sagte Betty. »Aber dieKlatschmäuler
haben die ganze Geschichte in ein paar Wochen vergessen.«
    Doch Carina
war tief bekümmert. Ihr Vater schien der Ansicht zu sein, daß es reichte, wenn
sie ihren Verlobten bei der Probe für die Trauung sah.
    Sie konnte
nicht offen darüber sprechen, weil der Skandal vor den Zwillingen und Frederica
und Diana geheimgehalten werden mußte. Es schien auch, als sollte sie durch die
sparsame Ausrichtung der Hochzeit bestraft werden, und sie wurde durch endlose
Handarbeiten, wie das Besticken von Unterröcken und Taschentüchern, in Atem
gehalten.
    Die Probe
für die Trauung war eine feierliche Angelegenheit, eher einer Beerdigung
angemessen. Die Kirche war klein und dunkel und muffig. Der Vikar, der den
Gottesdienst halten sollte, war ein alter Studienfreund von Mr. Armitage.
    Er gehörte
zu diesen beherzten Christen, die sich rühmen, mit großer
Selbstverständlichkeit über alle möglichen delikaten Angelegenheiten ganz frei
sprechen zu können, und er zog das junge Paar gönnerhaft damit auf, daß sie es
so eilig hatten, zu heiraten. Erst als Lord Harry aus seiner Tagträumerei
auffuhr und damit drohte, den Pfarrer zur Vernunft zu bringen, war dieser
endlich still.
    »Gott sei
Dank, dieser Teil ist vorbei«, seufzte der Vikar, als Carina sehr bestimmt von
Lord Harry fortgeführt und zur Familienkutsche gebracht worden war. »Jetzt
steht uns nur noch der morgige Tag bevor.«
    »Ja«,
stimmte Mrs. Armitage zu. »Es ist ein Unglück. Aber wir haben schon zwei große
Hochzeiten gehabt, und dafür sollten wir dankbar sein, Mr. Armitage. Die Stadt
wirkt auf mich immer so deprimierend, und ich habe so furchtbare Schmerzen in
der Hüfte. Ich gestehe, daß ich froh bin, wenn das alles vorbei ist und ich
wieder in Hopeworth bin.«
    »Warum
heiratest du in so einer häßlichen Kirche?« fragte Diana, nachdem sie sich im
Flüsterton mit Frederica abgesprochen hatte.
    »Pscht!«
tadelte Mrs. Armitage. »Es gibt Dinge, die ihr nicht zu wissen braucht.«
    Plötzlich
rebellierte Carina. Sie dachte nicht daran, sich morgen geduldig zum Altar
führen und Lord Harry übergeben zu lassen. Sie mußte wissen, was er ihr gestehen
wollte. Was, wenn es etwas ganz Schreckliches wäre? Noch gab es eine
Möglichkeit, zu entrinnen. Die einzige Chance, die sie hatte, war, ihn zu
fragen.
    Und wenn es
zu schrecklich war, dann würde sie ihn nicht heiraten und für ihre Entscheidung
vor ihrer Familie geradestehen.
    Es gab
keinen Guy Wentwater, mit dem sie durchbrennen konnte. Was war sie doch für ein
Dummkopf gewesen. Wenigstens mußte sie nicht ihn heiraten. Carina fragte sich
kurz, wo er wohl sein mochte.
    Guy saß
in
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