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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe
Autoren: Maya Trélov
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Kugel nach Marmon zu schleudern, wenn ich nicht Angst gehabt hätte, Arun so zu verletzen. Meine Hände zitterten, kalter Schweiß trat mir auf die Stirn.
    „Was ist das für ein Zauber?“, brachte ich heiser hervor. „Wo ist er? Hältst du ihn gefangen? Sag schon!“
    Den letzten Satz hatte ich geschrien, doch Marmon blinzelte mich nur unverständig an.
    „Oh, nein, nein“, murmelte er und tippte mit den Fingern gegen die Kugel. „Dieses Glas erlaubt es mir lediglich, weit zu schauen. Er verblutet gerade in einem der Gänge, die zum Ausgang führen.“
    Mir war, als würde ich zu Eis erstarren. Alle Wärme wich von mir und ließ mich hohl und frierend zurück. Das hier konnte nur ein Trick sein, eine von Marmons Masken, eine seiner Finten oder Illusionen, um mich in die Irre zu leiten. Arun könnte den Berg längst verlassen haben und in Sicherheit und geheilt sein. Ich sah wieder in die Glaskugel.
    „Woher weiß ich, dass du mich nicht belügst?“
    Marmon zuckte mit den Schultern. „Du weißt es“, sagte er mit allem Ernst, den er bisher hatte vermissen lassen.
    Vor Anspannung biss ich mir auf die Lippe. Der eisenartige Geschmack meines eigenen Blutes füllte meinen Mund.
    „Warum zeigst du mir das?“
    Marmon grinste, bis ich sein fauliges Zahnfleisch sah. „Meine Lichtträger warten am Ende des Ganges auf ihn.“
    Das Bild in der Kugel fuhr zurück, dass mir schwindelig wurde. Nun sah ich den Bergeingang von außen. Fünf Lichtträger standen kampfbereit, und am Horizont näherte sich die Sonne dem Ende der ersten Nacht.
    „Ich kann ihn töten oder ihn entkommen lassen“, raunte Marmon. „Es liegt bei dir. Leg das Schwert nieder und du kannst meinen Berg mit deinem Dämon verlassen. Ich werde euch weder verfolgen noch suchen. Das schwöre ich beim Leben meiner Geschöpfe.“
    Er kam näher und lehnte sich vor. Seine Finger zuckten und er leckte sich gierig über die Lippen, so als könnte er sich die nächste Frage nicht verkneifen. „Sag mir, wie du dich fühlst“, flüsterte er eifrig. „Was fühlst du, in diesem Moment?“
    Angewidert trat ich zurück. Ich würde diesem scheußlichen Geschöpf keinen Einblick in meine Gefühle oder meine Gedanken geben.
    „Was geschieht mit Lurian?“, fragte ich kalt.
    Marmon kniff die Augen zusammen, verhielt sich jedoch weiterhin freundlich. „Er bleibt bei mir. Für immer.“
    „Was wird aus den Priestern und den Lichtträgern?“
    „Sie werden diese lästige Rebellion niederwerfen und mir weiterhin dienen.“
    Ich musste eine Entscheidung treffen, doch ich konnte nicht klar denken. Da war eine Stimme in meinem Kopf, die mir zurief das Schwert abzulegen und diesem letzten Kampf den Rücken zu kehren. Ich war unendlich müde, mein Körper schmerzte so sehr, dass sich jeder Herzschlag wie Peitschenhiebe auf meinen Rücken und Hammerschläge auf meinen Kopf anfühlte. Meine Finger krampften sich so fest zusammen, dass winzige Risse in der Glaskugel entstanden. Das war die Stimme der Feigheit.
    Die Glaskugel fiel aus meiner Hand. „Mein Schmerz soll der deine sein.“
    Marmon sah auf, Verwunderung auf seinen Zügen. „Was sagst du?“
    Mein Schwert sauste auf seinen Hals zu. Ich spürte ihn, den Augenblick, in dem ich den Schlag noch hätte ablenken können, und ich ließ ihn verstreichen. Dies war die Lektion über Mitleid, die Lurian mich gelehrt hatte. Im richtigen Moment keines zu fühlen.
    Aus dem Augenwinkel sah ich den Engel heranstürmen, doch er kam zu spät, um den Tod seines Vaters zu verhindern.
    Marmons Körper brach zusammen, sein Kopf rollte zwischen die Glaskugeln. Es war so einfach, dass ich lachen wollte.
    Ein Lichtstrahl brach durch die Decke, schlug auf mich und Marmon nieder und hüllte uns in blendenden Glanz. Alles Licht wurde aus Marmons Körper gesaugt, das Schwert in meiner Hand pulsierte vor Leben. Ein Flüstern, Sowanjes Flüstern, in meinen Ohren. „Das Licht liebt dich, Cara.“
    Winzige Diamantsplitter prasselten auf meinen Körper ein, fraßen sich unter meine Haut. Ich sog scharf die Luft ein.
    Es fühlte sich an, als würde mein Innerstes nach außen gekehrt. Das Licht schoss in meinen Mund und drang in meinen Körper ein, bis ich gänzlich mit einem Klirren und Glühen erfüllt war. Es verwandelte mich. In meinen Ohren brauste und rauschte es, ich sah nichts als gleißendes Weiß, das wie ein Wasserfall um mich herumschoss. Das weiße Licht bäumte sich auf, schrie, verschlang mich und ich verschwand.
    Dröhnender
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