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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale
Autoren: Kathrin Corda
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es anders sein? – eine Tasse Espresso trinkt. Diese selbstgebastelten
Spots wurden hier und da geschaltet, transportierten immerhin ein wenig
Lebensfreude und verhalfen der neapolitanischen Kaffeemarke in ihrer Region zu
einigem Erfolg.
    Insgesamt dümpelt Napolone jedoch seit Jahren weit unter seinem
Potenzial vor sich hin. Das befanden zumindest die obersten Strategen von AdOne
und rannten mit dieser Feststellung offene Türen in der neapolitanischen
Kaffeefabrik ein. Es kam zu ausgedehnten Verhandlungen und Akquisegesprächen
und am Ende waren sich beide Seiten einig, eine großangelegte
Marketingoffensive zu starten, die AdOne planen und international umsetzen
soll. Das größte Kuchenstück des Etats sollte in Italien bleiben, weshalb AdOne
Milano zur Leadagentur erkoren wurde. Die Mailänder sollten die Kampagne
konzipieren, bevor sie die Kollegen in den anderen Ländern, unter anderem auch
im zweitwichtigsten Markt in Deutschland, adaptieren würden.
    So war der Plan. Die Realität sah dann etwas anders aus: Die
Zusammenarbeit mit AdOne Milano klappte nicht. Selbst nach mehreren Wochen kam
schlichtweg nichts an, was wir für den deutschen Markt hätten adaptieren und in
Werbung umsetzen können.
    Schließlich zog mein Chef Markus die Notbremse und vereinbarte mit
der Mailänder Geschäftsführung, ihnen jemanden aus seinem Team zu schicken, der
an der Entwicklung der italienischen Kampagne mitarbeiten und den Info-Transfer
absichern sollte.
    Die Wahl fiel auf mich.
    Kurz darauf fing ich an, meinen Umzug nach Italien zu organisieren.
Meine erste Anlaufstelle bei AdOne Milano war Marta, die Sekretärin des
Managing Directors Luigi Monetti. Eine besonders mürrische Person, die bereits
damit überfordert war, mit mir meinen Einstiegstermin in ihrem Laden abzustimmen.
Endlich einigten wir uns auf den ersten April. Ein Aprilscherz? Zumindest
muteten die Telefonate mit ihr so an.
    Nein, nein, erklärte sie mir charmant auf meine schüchterne Anfrage,
bei der Suche nach einer Unterkunft könne sie mir natürlich nicht helfen. » Come faccio? Wie soll ich das
machen?«, fragte sie gereizt, »in dieser Stadt finden selbst wir Mailänder
keine Wohnung. Und ich habe weiß Gott Besseres zu tun, als auch noch für andere
Leute eine Unterkunft zu suchen.«
    Martas mangelnde Gastfreundschaft tat meiner guten Laune jedoch
keinen Abbruch. Ich war selig. Für den Arbeitgeber ins Ausland zu gehen, um für
ihn dort die Kohlen aus dem Feuer zu holen, das kam für mich einem Ritterschlag
gleich. Und dann auch noch nach Mailand! Einen schöneren Auftrag hätte man mir
kaum erteilen können.
    Ich freute mich riesig auf die Herausforderung und konnte es kaum
erwarten, die letzten kalten Winterwochen in Hamburg hinter mich zu bringen.
Ich freute mich auf Ausflüge an die malerischen norditalienischen Seen, die nur
einen Katzensprung von Mailand entfernt sind, und auf Wochenendstreifzüge in
die Toskana oder sonst wohin. Jede Pizza, die man mir in Hamburg auftischte,
sollte für mich die letzte sein, bevor ich sie in echt vor
Ort genießen könnte. Jeder Einkaufsbummel in meiner Heimatstadt war nur der
Auftakt zu den hippen Läden der großen italienischen Designer im goldenen
Dreieck Mailands.
    Und was Männer betraf, träumte ich auch da vom großen Treffer. Ich
konnte es förmlich riechen, dass in Italien endlich der Mann meiner Träume auf
mich wartete, der mich mit seiner charmanten Art, seinem exquisiten Geschmack
und seinen dunklen Augen verzaubern würde. Dann könnten mir die treulosen
deutschen Thorstens, Michaels und Stefans in ihren Baggyhosen und lumpigen
Sportschuhen endlich gestohlen bleiben. Mit oder ohne Socken.
    Ich plante, schon zwei Wochen vor Arbeitsantritt in Mailand
einzuziehen. Ich wollte mich in Ruhe umsehen, ein wenig die Umgebung erkunden
und meine italienischen Sprachkenntnisse auffrischen, die bei mir doch recht
eingerostet waren.
    Also ergoogelte ich eine Internetseite, auf der ich nach freien
möblierten Zimmern in Mailand suchte. Eine eigene Wohnung zu mieten, so lernte
ich schnell, ist in dieser Stadt unerschwinglich. Schon bald stieß ich auf ein
verlockendes Inserat: »Künstlerfamilie vermietet Zimmer an Studentin in
charmantem Palazzo. Kreativ möbliert.« Das klang nach Abenteuer und passte
genau in das Leben, das ich mir in der Fremde vorstellte. Spontan griff ich zum
Hörer.
    »Pronto?«, meldete sich am anderen Ende
der Leitung eine Männerstimme.
    Pronto heißt »bereit«. Bereit, mit
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