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Capitol

Capitol

Titel: Capitol
Autoren: Orson Scott Card
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legte auf. Es war seine Gewohnheit, ein Gespräch sofort zu beenden, wenn die Leute ausfallend wurden. Das ersparte ihm eine Menge Ärger. Zumal sie oft recht hatten.
     
    *
     
    Nach zwei Wochen war er kein Paria mehr und auch nicht länger arbeitslos. Der Kongreß hatte die Schaffung eines Forschungsbüros zur Lösung des Somec-Problems bewilligt. Und George Rines leitete es. »Wir brauchen Ihre Art, Wissenschaft zu betreiben«, sagte der Senator zu George. »Mutig. In neuen Dimensionen denken.«
    Den Dreck aufwühlen, ergänzte George stumm. Aber er akzeptierte den Job und machte sich an die Arbeit. Es bedeutete, nach Kalifornien zu gehen, denn Waite und dessen ganzes Gerät waren in Berkeley. Aggie und die Mädchen machten ihm wilde Szenen.
    »Diana hat in der Oberschule nur noch ein Jahr!« klagte Aggie.
    »Dann bleibt doch hier«, explodierte George zuletzt. »Nicht, daß ich euch dort draußen brauchte! Ich kann doppelt soviel arbeiten, wenn ich nicht mit der ganzen Familie umziehen muß.«
    Sofort taten ihm seine Worte leid, und er entschuldigte sich, aber es half nichts. Aggie, Diane und Anita blieben zurück, und er war noch keine Woche in Berkeley, als ihn ein Beschluß ihrer gesetzlichen Trennung erreichte. Er versuchte anzurufen. Er flog sogar zurück. Aber sie waren ebenfalls ausgezogen und hatten keine Adresse außer einer Postfachnummer hinterlassen, an die er besser jeden Monat Geld überweisen möge, wenn er nicht wegen böswilligen Verlassens vor Gericht zitiert werden wolle, wie der Anwalt sorgfältig formulierte.
    Während des ganzen Rückfluges war George sehr bestürzt.
    Für ihn brach eine Welt zusammen. Er und Aggie hatten einander jahrelang alles bedeutet.
    Dann kam er in Berkeley an und dachte nicht mehr an seine Familie, außer wenn er ins Motel ging und später in seine Wohnung und sich vergegenwärtigte, daß dort niemand war. Trotzdem zur Hölle mit ihnen. Wer braucht schon einen Klotz am Bein? Ich leiste Dinge von bleibendem Wert. Ich nehme mich einer gefährlichen Droge an und sorge dafür, daß nur ihre heilsame Wirkung zum Tragen kommt. Und wenn das nicht genauso wichtig ist wie das stinkende letzte Jahr an irgendeiner blöden Oberschule …
    Die Regierungsmittel begannen zu fließen, und die Forschung benötigte bald ein ganzes Gebäude des neuen Forschungskomplexes für ihre Zwecke. Eine Abteilung ermittelte sorgfältig das Ausmaß des Somec-Schadens: auch Schimpansen fielen trotz einer enormen Menge vorher erlernten Verhaltens wieder auf das Verhalten von Neugeborenen zurück. Der Gedächtnisverlust war total.
    Eine andere Abteilung spielte ständig mit den Techniken der Aufzeichnung von Gehirninhalten und mit entsprechenden Apparaturen. Eine Forschungsgruppe versuchte, gewisse Arten von Wissen und Gedächtnis von anderen zu trennen – es gab wiederholte Fehleinschläge und am Ende überhaupt keinen Erfolg. Eine weitere Gruppe vereinfachte die Methode der Aufzeichnung von Gehirnmustern und übertrug sie auf ein anderes Subjekt. Zuletzt konnte man sogar komplexes Verhalten von Schimpansen mit Hilfe der Übertragungsapparaturen in drei Minuten anderen Schimpansen beibringen. Das Dumme war nur, daß die Schimpansen innerhalb von fünfzehn Minuten hoffnungslos verrückt waren.
    Die dritte Abteilung überwachte George persönlich. Hier wurde Somec zusammen mit der Technik der Aufzeichnung von Gehirninhalten angewendet, und hier gab es auch die erste Hoffnung auf Erfolg.
    Die Somec-Geschichte hatte Schlagzeilen gemacht. Aber jetzt war sie begraben; jeder neue Erfolg schien zeitlich perfekt auf die Weltereignisse abgestimmt zu sein, von denen Rundfunk und Presse voll waren.
    Als George zum Beispiel entdeckte, daß, wenn man den Gehirninhalt einer ausgebildeten Ratte aufzeichnete, bevor sie Somec bekam, und ihn nach ihrem Aufwachen wieder auf das Gehirn derselben Ratte übertrug, sie sofort alle ihre früheren Fähigkeiten wiedererlangte, und zwar ohne jede meßbare Beeinträchtigung. Und noch sechs Wochen später gab es keine Anzeichen einer Geisteskrankheit. Die Ergebnisse waren so ermutigend, daß eine Pressekonferenz einberufen wurde. Die Reporter erschienen.
    Aber am selben Tag erklärte der Präsident, Luftaufnahmen hätten gezeigt, daß, während die Raketen aus Quebec abgezogen worden seien, über die Schiffsroute Leningrad – Montreal starke Konzentrationen russischer Truppen gelandet würden. Es gab nur einen Grund für den Aufenthalt russischer Truppen in Quebec.
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