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Capitol

Capitol

Titel: Capitol
Autoren: Orson Scott Card
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mehr. Es gibt nur wenige Überlebende, und auch die sind bald erledigt. Kannibalismus. Der Planet ist tot. Ein Haufen Wilde, die in nacktem Metall überleben wollen.«
    »Und Sie?«
    »Wo könnten wir landen? Wir wollten nach Garden, aber selbst dort spielen die Leute verrückt. Wir sind so weit wie möglich geflogen, um eine Kolonie ohne Somec zu finden. Eine Kolonie, die deshalb auch nicht an der Revolution teilnimmt.«
    Der Gouverneur lächelte. »Wir nehmen an keiner Revolution teil.«
    Der Captain beruhigte sich. »Gott sei Dank. Wenigstens das hätten wir geschafft.«
    »Sie dürfen gern landen.«
    »Wissen Sie, wir kommen nicht als Bettler«, sagte der Captain. »Wir haben Ihnen einiges zu bieten. Wir besitzen genug Somec, um Ihre wichtigsten Leute für Hunderte von Jahren zu versorgen. Und unser Computer kennt die Formel. Und wir haben ein Aufzeichnungsgerät. Und mehr als zweihundert Bänder. Sie könnten mit unseren Geräten sofort auf höchster Ebene anfangen. Unsere einzige Bedingung: wir möchten auch selbst Somec nehmen dürfen.«
    »Und warum möchten Sie das?«
    Der Captain lachte. »Sie haben vielleicht Humor.«
    Der Gouverneur dachte einen Augenblick nach. »Nehmen Sie mich zu Ihrem Schiff mit. Ich möchte das Gerät sehen.«
    Der Captain sah ihn ganz verstört an. »Natürlich haben wir das Gerät. Wie hätten wir sonst herkommen sollen?«
    Der Gouverneur lächelte nur. »Ich zweifle nicht an seiner Existenz. Ich will es nur sehen.«
    Sie führten ihn zu ihrem Landungsfahrzeug und starteten. Die Beschleunigung war überraschend stark. So schnell war der Gouverneur in seinem Leben noch nicht gereist.
    Und dann begann der langsame Tanz des Anlegemanövers, und der Gouverneur erlebte die Schwerelosigkeit, und die Sterne strahlten, ohne zu flimmern.
    So fühlt man sich also, dachte er, wenn man im Raum ist. Kein Wunder, daß die Menschen sich so lange daran geklammert haben. Am liebsten wäre er mit ihnen zu einem anderen Stern geflogen.
    Und bald wird meine Unsterblichkeit greifbar nahe sein. Ich werde sehen, wie sich die Sterne bewegen. Er wollte sofort seinen Gehirninhalt aufzeichnen lassen und Somec nehmen, um später zu sehen, wie die Sterne verlöschen.
    Aber dann, als das Anlegemanöver fast beendet war, wußte er, daß er Somec ablehnen würde. Er wußte sogar, daß er die Revolution fortsetzen würde. Ohne Haß. Ohne Blutvergießen. Sondern weil es auf Answer Bäume gab, die niemand berührt, Berge, die niemand gesehen hatte. Wer braucht Unsterblichkeit, wo jeder Tag bis zum Überfließen erfüllt ist? Der lange Somec-Schlaf kann nur denen nützen, die übersättigt sind und die hoffen, daß, wenn sie nur die Jahre überspringen, sie lange genug leben werden, um irgendwann einmal etwas Neues zu sehen.
    Muß ich etwas Neues sehen? Höchstens das Ende der Sternenwelt. Und so lange wird auch Somec mich nicht leben lassen. Denn wenn ich es auf Answer zulasse, wird Haß entstehen und bald auch eine Revolution, und ich würde einer der Schläfer sein, die getötet werden.
    Sie brachten ihn an Bord des riesigen Raumschiffs, und er ging zwischen den Waffen hindurch, und sie führten ihn in den Raum, wo das Aufzeichnungsgerät installiert war. »Was würde geschehen, wenn mit diesem Gerät etwas passiert?« fragte er skeptisch.
    »Nun«, sagte der Captain lachend, »dann würde niemand mehr Somec nehmen wollen. Wenn man Somec nimmt, ohne daß einem das Band wieder in den Kopf eingespielt wird, könnte man genausogut gleich tot sein. Alle Erinnerungen eines Menschen wären verloren.«
    »Das wollte ich nur wissen«, sagte der Gouverneur mit einem Lächeln, und dann drückte er auf einen Knopf an dem kleinen Beil, das er in der Tasche trug, und das Gerät explodierte.
    Die Mannschaft war entsetzt, aber der Captain schien nicht besonders überrascht.
    »Wenn Sie wollen, können Sie mich töten«, sagte der Gouverneur. »Aber dadurch wird Ihr Gerät nicht repariert.«
    »Wir werden Ihren Planeten in die Luft jagen«, rief einer aus der Mannschaft.
    Der Gouverneur zuckte die Achseln. »Tun Sie es doch, wenn Sie wollen. Aber wohin wollten Sie dann noch reisen?« Und die Mannschaft überlegte es ich, und die Leute erkannten, daß sie das Raumschiff nie wieder fliegen würden.
    »Sie sind uns willkommen«, sagte der Gouverneur, »wie ich Ihnen schon sagte. Sie dürfen kommen und bei uns leben. Sie müssen nur Ihr Raumschiff wegschicken.«
    »Das Ding ist immerhin ganz schön teuer –« rief einer aus der
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