Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Capitol

Capitol

Titel: Capitol
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
nicht. Und ich hätte nie gesagt was Bill sagt.«
    Wann?
    »Immer! George, Sie wissen nicht, wie das ist. Soweit ich weiß, bin ich Bill. Aber jede verdammte Erinnerung, die ich habe, ist falsch. Falsch, falsch, falsch. Ich würde nicht so handeln. Ich würde solche Dinge nicht tun. Ich hätte nie die verkommene kleine Hure geheiratet, die er in New York aufgegabelt hat. Ich hätte meine Kinder nie so sorglos erzogen, daß aus ihnen allen nichts werden konnte. Mein ganzes Leben stellt sich als falsch heraus, George, und damit werde ich nicht fertig. Ich habe alles im Leben falsch gemacht, wenigstens sagt mir das mein Gedächtnis, und Sie können mir sagen, daß es nicht wahr ist und daß ich in Wirklichkeit Tom bin und nicht Bill, aber das ändert nichts an dem, an das ich mich erinnere, und das, woran ich mich erinnere, ändert nichts an der Tatsache, daß Bill einfach nicht so handelt wie ich handeln würde und …«
    Beruhigen Sie sich jetzt, Tom. Lassen Sie sich nicht gehen.
    »Während der ersten paar Tage war es leichter. Verdammt, George, ich war wie ein Mann, der einen völlig neuen Körper ausprobierte. Meine Finger bewegten sich nicht richtig. Meine Beine nahmen zu kurze Schritte. Es gab so viel, mit dem ich mich gedanklich beschäftigen konnte. Besonders den Krebs, den er, wie sie wissen, nie hatte.«
    Den kann man heilen.
    »Aber nicht meinen Kopf, George, ich verspreche Ihnen, ich werde so lange durchhalten, wie es nur geht, aber ich werde trotzdem bald verrückt.«
    Tun Sie es nicht meinetwegen.
    »No, Sir, ich werde mir doch Ihretwegen kein Bein ausreißen.«
    Tom, wenn Sie verrückt werden, falls überhaupt, werden wir Ihnen einfach wieder Somec geben. Anschließend bringen wir Sie dann in Ordnung. Wir müssen nur erst, wissen, wie das am besten geht.
    »Vergessen Sie es, George. Wenn es bedeutet, daß mir wieder der Kopf eines anderen aufgepfropft wird, können Sie es vergessen. Es ist die Hölle. Wenn ich sterbe, fahre ich zur Hölle, und das wird genauso sein wie jetzt.«
    Bis morgen, Tom.
    »Da bin ich noch nicht sicher, George. Aber Sie sind ein netter junger Kerl, wenn Sie auch anderen Leuten die Köpfe durcheinanderbringen. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.«
    Ich Ihnen auch, Tom.
    Sie versuchten es noch einmal. Sie gingen von der Annahme aus, daß es die Leute verwirrte, wenn man nahe Verwandte als Gedächtnisquelle verwendete. Es war zu schwierig, wenn der Patient wußte, daß er vorher jemand anders gewesen war. Sie nahmen also fünf andere; wieder die mit dem am wenigsten vorgeschrittenen Krebs. Sie gaben ihnen Gehirnaufzeichnungen von Leuten ihres Alters und Geschlechts, informierten die Patienten aber nicht über das Experiment. Statt dessen wurde den Patienten erzählt, sie hätten an Gedächtnisschwund und einer ernsten Krankheit gelitten, befänden sich aber auf dem Wege der Besserung.
    Es ergab sich kein Unterschied.
    Dialog mit Marian Williamson, der letzten, die von den fünfen noch normal war. Sie glaubte, sie hieße Lydia Harper.
    Lydia, wie haben Sie geschlafen?
    »Es war scheußlich.«
    Scheußlich? Wieso?
    »Ich habe die ganze Zeit geträumt.«
    Wovon?
    »Sie haben mir doch gesagt, Sie seien kein Psychiater.«
    Das war eine Lüge. Haben Sie noch nie gelogen?
    »Doch, Dr. Rines, das habe ich.«
    Können Sie gut lügen?
    »Sehr gut sogar.«
    Patientin weint.
    Was ist los, Lydia?
    »Doktor, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, ich träume immer so schreckliche Sachen, ich sehe mich immer entsetzliche Dinge tun, was ist nur los mit mir?«
    Ich weiß es nicht. Sie waren krank.
    »So krank nun auch nicht. Oh, ich habe gelegentlich Magenschmerzen, nichts sehr Ernstes, ich bin kein Hypochonder, ich will mich nicht beklagen, aber Doktor, ich kann es nicht ertragen, mit mir zu leben.«
    Ich bitte Sie. Sie haben Ihr ganzes Leben mit sich gelebt.
    »Ich weiß, wie ich das geschafft habe. Dr. Rines, ist es möglich, daß ein Mensch sein ganzes Leben irgendwelche Dinge tut und dann plötzlich wünscht, er hätte sie nie getan? Sich plötzlich fragt, wie in aller Welt er sie hat tun können?«
    Was zum Beispiel?
    »Ich bin nicht katholisch. Ich beichte nicht gern.«
    Ist es etwas so Schlimmes?
    »Einiges schon.«
    Dann erzählen Sie mir doch das übrige.
    »Es wird sich lächerlich anhören.«
    Ich verspreche, nicht zu lachen, wenn Sie es nicht zuerst tun.
    »Ich nehme Sie beim Wort, Doktor, denn ich werde nicht lachen. Und ich werde Ihnen nichts Albernes erzählen. Ich fange mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher