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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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gewünscht, dass Lily genau das tat – ihm nämlich verzieh. Und sie sah ihn nun an mit so viel Zuversicht, so viel Vertrauen, so wie sie ihn früher vor langer Zeit angesehen hatte, als ihre Zukunft noch voller unerschütterlicher Hoffnung und grenzenloser Möglichkeiten gewesen war.
    Die Wahrheit lautete, wenn er all die Dinge ausklammerte, die er falsch gemacht hatte, und all die Dinge, die sie falsch gemacht hatte, empfand er nach wie vor dasselbe für sie. Aber nun war dieses Kind unterwegs, und es würde immer zwischen ihnen sein und sie an ihre ganzen Dummheiten erinnern und an den Kummer, den es verursacht hatte.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Lily. »Du denkst, das ist zu viel, zu schmerzhaft, dass du nie darüber hinwegkommen kannst. Aber, Daniel, ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der weiß, dass du das kannst. Vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht diese Woche. Aber du kannst das. Du liebst mich immer noch, du willst mir helfen, und zusammen werden wir das hinbekommen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Lily, ich weiß es einfach nicht.«
    Sie griff über den Tisch und nahm seine Hände in ihre.
    »Das ist schon okay«, erwiderte sie. »Weil ich es weiß.«

51
    Im Obergeschoss der Trattoria wichen Violetta, Luciana und Fiorella vom Fenster zurück, wo sie heimlich verfolgt hatten, was unter ihnen auf der Terrasse passierte.
    »Das«, flüsterte Luciana, »war endlich der Moment, auf den wir alle gewartet haben.«
    »Bist du sicher?«, fragte Violetta. »Er hat ziemlich komisch geguckt, wenn ihr mich fragt.«
    »Hast du vergessen, wie ein verliebter Mann guckt?«, zischte Fiorella.
    »Im Namen der heiligen Ana di Chisa, das war der Moment, Violetta«, sagte Luciana. »Das war er definitiv.«
    »Du brauchst eine Brille«, bekräftigte Fiorella. »Vertrau uns, dein Plan war erfolgreich.«
    Violetta blickte Fiorella an, dann ihre Schwester. Sie vertraute ihnen.
    »Nun, er war nicht erfolglos«, räumte sie ein.

52
    Am ersten Sonntag in dem darauffolgenden Juli wurde Lily wach und zog den Vorhang an ihrem Fenster zurück. Es war wieder ein herrlicher Tag in Montevedova– umso besser, denn heute war der erste Gedenktag für Santa Ana di Chisa.
    Die große Festa wurde schon seit Monaten geplant, und es gab viel zu tun, da die Amorucci im Mittelpunkt der Feier standen und noch viele davon gebacken werden mussten.
    Zuerst tat Lily allerdings etwas, das sie in den vergangenen vier Monaten jeden Morgen getan hatte. Sie schlich auf Zehenspitzen zu dem Kinderbett in der Ecke des Zimmers und sah vorsichtig nach, ob ihr Sohn schon wach war. Dieses Ritual, das ihr mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen war wie das Zwinkern oder Atmen, verfehlte nie seine Wirkung und erfüllte sie mit dem einfachen Segen, dass sie zufrieden war, dass sie glücklich war, dass sie genau dort war, wo sie sein wollte. Es war eine perfekte Art, den Tag zu beginnen.
    Matteo – benannt nach dem italienischen Nachbarn aus Daniels Kindheit – war wach und lag zufrieden auf dem Rücken, während er die großen braunen Augen beim Anblick seiner Mutter vor Freude zusammenkniff und seine dicken Ärmchen mit den Fäusten patschend nach ihr ausstreckte.
    Lily nahm ihn heraus, küsste die Speckfalten an seinen Handgelenken, seine weichen zartbraunen Wangen, seine Grübchen in den Knien, bevor sie ihn in die Luft streckte und in das warme Fleisch an seinem dicken kleinen Bauch pustete. Er quietschte vor Freude, und seine nackten Beinchen zappelten aufgeregt. Es war ein Laut, von dem Lily nicht genug bekommen konnte.
    »Kannst du das Ding gefälligst leiser stellen«, brummte Daniel im Bett und setzte sich auf, um die Silhouette seiner Frau und seines Kindes vor dem Fenster zu betrachten, während sich hinter ihnen die frühmorgendliche Toskana anmutig und farbenprächtig entfaltete.
    Der Kleine drehte den Kopf zu ihm und streckte die molligen Ärmchen mit zuckenden Fäusten nun in Daniels Richtung, während er begeistert noch ein bisschen lauter quietschte. Lily legte ihn daraufhin für die allgemeine morgendliche Schmusestunde in Daniels Arme.
    »Ich werde ihn gleich füttern«, sagte sie. »Danach muss ich in die Pasticceria. Kannst du auf ihn aufpassen, bis er wieder Hunger hat, und ihn mir dann rüberbringen?«
    »Was meinst du dazu, Matteo?«, fragte Daniel den Kleinen. »Sollen wir Männersachen machen, während die alte Dame in der Küche beschäftigt ist?« Matteo winkte mit allem, was er gerade zur
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