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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger
Autoren: David Baldacci
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vorsichtshalber hinter einem Felsvorsprung Deckung genommen. Sobald er wieder schussbereit war, musste seine überlegene Feuerkraft auf so kurze Distanz die Oberhand gewinnen. Und Abby würde sein erstes Opfer sein.
    »Oliver!« Bei dem Zuruf schaute Stone zu Knox hinüber. Weil er noch Handschellen trug, hatte Knox die Pistole zwischen die Füße geklemmt. Stone nickte. Knox benutzte die Füße als Schleuder, und Stone fing die Waffe auf. Es blieben nur Sekunden.
    »Bleib unten, Abby!«, warnte Stone sie. Verzweifelt krallte sie sich mit blutigen Fingern in die Erde, versuchte sich so klein wie möglich zu machen.
    In der nächsten Sekunde kam Manson aus seiner Deckung. Die Mündung der Maschinenpistole suchte und fand Abby in nur wenigen Metern Abstand. Alex und die anderen hatten wegen des Felsvorsprungs, der zwischen ihnen und Manson lag, kein freies Schussfeld.
    Auch Stone hatte keine direkte Zielrichtung. Die erste Grundregel für einen Scharfschützen lautete, dass Schütze und Waffe keine unbeabsichtigte Bewegung machen durften, weil daraus ein Fehlschuss resultieren konnte. Ruhige Hand, ausgeatmet, Puls um die sechzig und die Waffe auf eine feste Unterlage gestützt – so tötete ein Scharfschütze mit Erfolg. In seiner Karriere als bester Liquidator, den die USA je gehabt hatte, war Stone in den meisten Fällen diesen Regeln treu gewesen. Meistens, aber nicht immer. Denn manchmal klappten Dinge, die bei der Planung reibungslos verlaufen waren, im Einsatz ganz und gar nicht. Wenn das geschah, versagten die Guten und Tüchtigen in neun von zehn Fällen.
    Nur die Besten holten aus einer solchen Situation noch eine Chance von fünfzig zu fünfzig heraus.
    Und die Allerbesten erhöhten die Erfolgsaussicht um weitere zwanzig Prozent.
    Und dann gab es noch John Carr.
    John Carr, der noch einmal, vielleicht zum letzten Mal, von den Toten auferstanden war, um das Leben einer anständigen Frau zu retten, die es nicht verdient hatte, von den Händen eines Irrsinnigen mit einer Maschinenpistole zu sterben.
    Stone sprang auf und legte die Pistole an. Er konnte nur aus einem sehr ungünstigen spitzen Winkel einen Schuss auf Manson abgeben.
    Mansons Finger legte sich um den Abzug.
    Stone feuerte. Später behauptete Joe Knox, er hätte Stones Kugel wahrhaftig um die Ecke des Felsvorsprungs fliegen sehen. Niemand widersprach ihm.
    Manson drückte ab. Die MP-5 ratterte. Doch sämtliche Geschosse zischten senkrecht zum Himmel, denn Stones Kugel hatte dem Mann von der Seite ein klaffendes Loch in den Hals gerissen. Aus den zerfetzten Arterien sprühte Blut in die Luft, und mehrere grässliche Sekunden lang rieselte ein roter Regen auf den Sterbenden herab. Dann stürzte Manson in den Dreck. Sein unverhülltes Auge stand offen, sah aber jetzt so wenig wie das andere.

KAPITEL 79

    Stone eilte zu Abby und half ihr hoch. Sie war verschreckt, aber unversehrt.
    Alex Ford und Harry Finn banden Tyrees Bein mit einem Zweig und einem Stück Stoff aus Finns Jacke ab. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kauerte der hochgewachsene Sheriff auf dem Erdboden.
    Stone und Abby gingen zu ihm. Abby kniete sich neben Tyree und ergriff seine Hand. »Tyree, geht’s dir einigermaßen?«
    Er versuchte, sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen. »Ach, verdammt, es braucht schon mehr, um mich zur Strecke zu bringen.«
    Ein Aufschrei erklang und zog alle Blicke zum Wald. Caleb kam auf die Gruppe zugelaufen. »Kommt schnell! Schnell!«
    Sie folgten ihm zwischen die Bäume, allen voran Stone und Reuben. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch Sträucher und Unterholz.
    Als Stone sah, wohin Calebs Finger zeigte, überkam ihn das Gefühl, selbst zu sterben. Er eilte an die Seite des jungen Mannes, der am Boden lag. »Danny?«, stieß Stone hervor. »Danny!«
    Danny Riker lag auf dem Rücken. Im Unterholz neben ihm lag ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr. Doch Stone hatte keinen Blick für die Waffe, seine Aufmerksamkeit galt allein dem großen roten Fleck auf Dannys Brust.
    Danny erkannte Stone und brachte ein Lächeln zustande. »War wohl so«, sagte er mit schwacher Stimme, »dass ich mich nicht rechtzeitig geduckt habe.«
    Über die Schulter blickte Stone in die Richtung, wo Manson lag. Der erste Feuerstoß aus der MP-5 war dorthin gegangen. Stone blickte wieder auf Danny und zählte nicht weniger als drei Einschusswunden in dessen Hemd. Danny war an Körperstellen getroffen worden, von denen Stone wusste, dass die Verletzungen kein Überleben erlaubten,
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