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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler
Autoren: David Baldacci
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eindrucksvollen georgianischen Backsteinbau untergebracht war. Der Club wurde von Leuten besucht, die von Geld und Politik besessen waren, und davon gibt es in Washington mehr als in jeder anderen Stadt der Welt. Diese Leute mochten es, im Club zusammenzusitzen und nach Herzenslust über Parteien, Politik und Protektion zu sprechen, obwohl es nur mittelmäßiges Essen und durchschnittliche Weine gab.
    Seagraves trug einen blauen Overall mit der Schablonenaufschrift »Service« auf dem Rücken. Der Schlüssel, den er zuvor angefertigt hatte, passte in das einfache Schloss des leer stehenden Gebäudes, das auf eine umfassende Renovierung wartete. Den Werkzeugkasten in der Hand, nahm Seagraves immer zwei Stufen auf einmal bis ins oberste Stockwerk und betrat einen Raum, der zur Straße lag. Er leuchtete mit einer Taschenlampe, bis er das einzige Fenster entdeckte, das er bei einem früheren Besuch aufgebrochen und geölt hatte, um unliebsame Geräusche zu vermeiden.
    Nun öffnete Seagraves den Werkzeugkasten und setzte schnell und geschickt sein Scharfschützengewehr zusammen, brachte den Schalldämpfer an, hebelte eine einzige Patrone in die Kammer – er litt nicht gerade an mangelndem Selbstvertrauen –, kroch vorwärts und schob das Fenster fünf Zentimeter auf, gerade weit genug, um den Schalldämpfer durch die Öffnung zu bekommen. Er sah auf die Uhr und schaute dann von seinem Aussichtspunkt die Straße rauf und runter, ohne befürchten zu müssen, entdeckt zu werden, da das Gebäude, in dem er sich befand, in völliger Dunkelheit lag. Darüber hinaus war das Gewehr sehr unauffällig: Es verfügte über Camoflex-Technik und wechselte die Farbe, um sich dem jeweiligen Hintergrund anzupassen.
    Ach, was der Mensch nicht alles vom primitiven Nachtfalter gelernt hatte.
    Als die Limousine und der erste Wagen mit den Leibwächtern vor dem Club hielten, zog Seagraves das Fadenkreuz auf den Kopf eines der Männer, die aus dem Fahrzeug stiegen, schoss aber nicht. Noch war es nicht an der Zeit. Das Clubmitglied verschwand im Gebäude, gefolgt von seinen Sicherheitsleuten, stiernackigen Typen in dunklen Anzügen und mit Empfängern im Ohr. Seagraves beobachtete, wie die Limousine und der Wagen des Sicherheitspersonals wieder losfuhren.
    Wieder blickte er auf die Uhr: noch zwei Stunden. Erneut beobachtete er die Straße unter ihm. Aus weiteren Privatwagen und Taxen stiegen Frauen mit ernsten Gesichtern. Sie trugen weder Klunker von De Beers noch Modelle von Versace, sondern schlichte, elegante Kostüme von der Stange und geschmackvollen, dazu passenden Schmuck. Die Männer, die sie mit genauso ernsten Mienen begleiteten, zeichneten sich durch Nadelstreifenanzüge, langweilige Krawatten und offensichtlich schlechte Laune aus.
    Es wird nicht besser, meine Herren, glauben Sie mir.
    Zwei Stunden verstrichen quälend langsam, doch Seagraves’ Blick wich keine Sekunde von der Backsteinfassade des Clubs. Durch die großen Fenster sah er das Treiben der Leute, die Drinks in den Händen hielten und sich leise, beinahe verschwörerisch unterhielten.
    Okay, schreiten wir zur Tat.
    Seagraves schaute noch einmal rasch über die Straße. Keine Menschenseele sah in seine Richtung. Im Lauf seiner Karriere hatte er herausgefunden, dass so gut wie nie jemand zu ihm blickte. Er wartete geduldig, bis das Zielobjekt sich ein weiteres Mal ins Fadenkreuz bewegte; dann betätigte er mit dem behandschuhten Finger den Abzug. Er schoss nicht gern durch eine Fensterscheibe, obwohl bei der Munition, die er benutzte, das Glas die Flugbahn nicht beeinflusste.
    Plop! Dem Geräusch folgte augenblicklich das Klirren von Glas und der dumpfe Aufschlag, mit dem die pummelige Leiche auf den gebohnerten Eichenfußboden prallte. Der Ehrenwerte Robert Bradley hatte beim Einschlag der Kugel nicht den geringsten Schmerz verspürt. Er war tot gewesen, ehe sein Gehirn dem Mund befehlen konnte: Schreien!
    Gar nicht mal so übel, ging es Seagraves durch den Kopf. Es gibt schmerzhaftere Alternativen, sich von dieser Welt zu verabschieden.
    Er legte das Gewehr ganz ruhig ab, zog den Overall aus und enthüllte die Polizeiuniform darunter. Er setzte eine dazu passende Mütze auf und stieg die Treppe zum Hintereingang hinunter. Als er das Gebäude verließ, hörte er die Schreie von der anderen Straßenseite. Seit dem Schuss waren lediglich neunzehn Sekunden verstrichen – Seagraves hatte im Kopf mitgezählt. Nun bewegte er sich schnell die Straße entlang, wobei er
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