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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler
Autoren: David Baldacci
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weiterhin die Sekunden zählte. Als im nächsten Augenblick die sorgfältig choreografierte Szene eingeleitet wurde, hörte er das laute Aufheulen des Automotors. Sofort rannte er los und zog dabei seine Pistole. Er hatte fünf Sekunden, um ans Ziel zu kommen. Gerade noch rechtzeitig stürmte er um die Ecke und wurde fast von der Limousine überfahren, als sie an ihm vorbeiraste. Im letzten Augenblick sprang er zur Seite, rollte sich über die Schulter ab und kam auf der Mitte der Fahrbahn zu liegen.
    Von der Straßenseite aus riefen Leute ihm etwas zu und zeigten auf den Wagen. Seagraves drehte sich um, packte die Waffe mit beiden Händen und feuerte auf die Limousine. Die Platzpatronen klangen wie echte Munition. Er gab fünf Schüsse ab, sprintete einen halben Block weit über den Asphalt und sprang in einen Wagen, der dort stand, offensichtlich ein ziviles Polizeifahrzeug, das sofort losfuhr und mit heulenden Sirenen und flackerndem Blaulicht der Limousine folgte, die ihm davonzuziehen drohte.
    Der Wagen, den er »verfolgte«, bog an der nächsten Kreuzung links ab, dann rechts, jagte eine schmale Gasse entlang und blieb auf halber Höhe stehen. Der Fahrer schwang sich aus dem Wagen, rannte zu dem hellgrünen VW-Käfer, hinter dem er stehen geblieben war, sprang hinters Steuer und fuhr davon.
    Als Seagraves’ Wagen außer Sichtweite des Clubs war, schaltete der Fahrer das Blaulicht und die Sirene aus, gab die Jagd auf und entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung. Der Fahrer schaute Seagraves nicht einmal an, als der nun auf den Rücksitz kletterte und die Polizeiuniform auszog. Darunter trug er einen eng sitzenden, einteiligen Jogginganzug; schwarze Schuhe hatte er schon an. Im Fußraum des Wagens lag ein sechs Monate alter schwarzer Labrador mit Maulkorb.
    Die Limousine fuhr durch eine Nebenstraße, bog an der nächsten Ecke links ab und hielt an einem Park, der zu dieser späten Stunde verlassen war. Die hintere Tür wurde geöffnet, Seagraves stieg aus, und der Wagen raste davon.
    Seagraves hielt die Leine kurz, als er und sein Hund ihre abendliche Runde begannen. Als sie an die nächste Ecke kamen, fuhren vier Polizeiwagen an ihnen vorbei. Niemand in dem Konvoi warf ihnen auch nur einen Blick zu.
    Eine Minute später schoss in einem anderen Stadtteil ein Feuerball in den Himmel. Das gemietete – und zum Glück unbewohnte – Stadthaus des Toten war in die Luft geflogen. Anfangs würde man eine undichte Gasleitung dafür verantwortlich machen. Doch im Zusammenhang mit dem Mord an Bob Bradley würden die Bundesbehörden später nach anderen Erklärungen suchen, auch wenn sie so schnell keine finden würden.
    Nachdem Seagraves drei Blocks weit spaziert war, stieg er mit dem Hund in einen wartenden Wagen und war keine Stunde später wieder zu Hause. Mittlerweile war die Regierung der Vereinigten Staaten schon auf der Suche nach einem neuen Sprecher des Abgeordnetenhauses, der den soeben verstorbenen Robert »Bob« Bradley ersetzen sollte.
    Das sollte nicht allzu schwierig werden, überlegte Seagraves, als er am nächsten Tag zur Arbeit fuhr, nachdem er in der Morgenzeitung vom Mord an Bradley gelesen hatte. Schließlich wimmelte es in der Stadt ja von verdammten Politikern. Seagraves hielt vor dem Tor, zeigte seine Dienstmarke und wurde vom bewaffneten Posten durchgewinkt, der ihn gut kannte.
    Er schritt durch die Eingangstür des weitläufigen Gebäudes in Langley, Virginia, passierte weitere Sicherheitsschleusen und betrat schließlich sein zweieinhalb mal drei Meter großes, vollgestopftes Büro, das genauso aussah wie alle anderen am Flur. Seagraves war zurzeit Beamter im mittleren Dienst, der hauptsächlich als Verbindungsmann zwischen seiner Behörde und den unfähigen Blödmännern auf dem Capitol Hill diente – Amateure, die aus unerfindlichen Gründen ins Amt gewählt worden waren. Seagraves’ Job war nicht annähernd so anspruchsvoll wie sein vorheriger und war sozusagen ein Knochen, den man ihm für frühere Verdienste hingeworfen hatte. Anders als in vergangenen Jahrzehnten holte die CIA ihre »Spezialagenten« aus der Kälte heim, sobald sie das Alter erreicht hatten, in dem die Reflexe langsamer wurden und die Begeisterung für den Job nachließ.
    Als Seagraves sich den öden Papierkram vornahm, wurde ihm klar, wie sehr er das Töten vermisst hatte. Wer einmal berufsmäßig gemordet hat, überlegte er, kommt wohl nie über den Blutdurst hinweg. Der vergangene Abend hatte ihm zumindest ein
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