Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Abschied nehmen. Außerdem war Alex Single und kinderlos. Deshalb hatte er sich wieder in Form gebracht, bis die Amtsärzte des Secret Service ihm ihren Segen gaben, nach Monaten der Schreibtischtätigkeit wieder im Außeneinsatz zu arbeiten.
    Inzwischen hatte er den größten Teil seines Erwachsenenlebens in ständiger Hochspannung, aber lähmender Langeweile zugebracht, also im typischen Alltag eines Secret-Service-Agenten. Deshalb fragte er sich jetzt, wie er so schwachköpfig gewesen sein konnte, ein solches Leben weiterzuführen. Meine Güte, er hätte sich ein Hobby suchen können. Oder wenigstens eine Frau.
    Alex kaute auf den Lippen, um sich von dem Brennen im Nacken abzulenken, während er stoisch mit ansah, wie sich die Gattin des unbekannten ausländischen Ministerpräsidenten foie gras in den Rachen schaufelte.
    Klasse.

KAPITEL 4

    Stone stieg aus dem Taxi. »Egal, wie klugscheißerisch du laberst«, sagte der Taxifahrer, bevor er abfuhr, »für mich bleibst du trotzdem ein Penner.«
    Stone schaute dem Wagen nach. Er hatte es sich seit langem abgewöhnt, auf derartige Bemerkungen zu antworten. Die Menschen dachten sowieso, was sie denken wollten. Außerdem sah er wirklich wie ein Penner aus.
    Er schlug den Weg zu einem kleinen Park ein, der sich neben dem Georgetown Waterfront Complex erstreckte, und blickte hinunter auf die bräunlichen Fluten des Potomac, die träg gegen die Ufermauern schwappten. Von unternehmungslustigen Graffitikünstlern, die es anscheinend nicht gestört hatte, ihrer Tätigkeit dicht über mehreren Metern Potomac-Brühe nachzugehen, war die Betonmauer flächendeckend grellbunt bemalt worden.
    Wäre Stone ein wenig früher eingetroffen, hätte auf dem Whitehurst Freeway hinter ihm noch reger Verkehr geherrscht. In Georgetown gab es diverse Etablissements, die Leuten mit reichlich Kleingeld oder hinlänglichem Kredit allerlei Freuden verhießen. Stone hatte weder das eine noch das andere. Um diese späte Stunde jedoch hatten die meisten Feuchtfröhlichen sich nach Hause verzogen. Washington war eine Stadt, in der man früh aufstand und zeitig zu Bett ging.
    Auch auf dem Potomac war es ruhig. Das Boot der Wasserschutzpolizei, das regelmäßig auf dem Fluss patrouillierte, musste zurzeit südwärts unterwegs sein, zur Woodrow Wilson Bridge. Umso besser, sagte sich Stone. Zum Glück begegnete er auch an Land keinen Polizisten. Er lebte in einem freien Land, doch bisweilen erwies dieses Land sich als ein bisschen weniger frei für jemanden, der auf einem Friedhof wohnte, dessen Bekleidung zerlumpt war und der nachts in einem Viertel der Reichen umherschlich.
    Auf dem Weg das Flussufer entlang streifte Stone den Francis Scott Key Park, unterquerte die Francis Scott Key Bridge und erreichte dahinter ein diesem berühmten Komponisten errichtetes Denkmal. Nach Stones Empfinden war das ziemlich dick aufgetragen für einen Musiker, der Liedtexte geschrieben hatte, an die keine Sau sich mehr erinnerte. Der Himmel war schwarz wie Tinte, nur stellenweise gefleckt mit Wolkenschwaden oder vereinzelten Sternen; und dank des kürzlich von neuem über den nahen Reagan National Airport verhängten Nachtflugverbots störten keine Kondensstreifen die Schönheit des Firmaments. Stone spürte jedoch, dass dichter Bodennebel heranwogte. Nicht mehr lange, und er würde sich glücklich schätzen können, wenn er noch die Hand vor Augen sah.
    Er näherte sich einem farbenfroh gestalteten Gebäude, das einem örtlichen Ruderverein gehörte, als ihn aus der Dunkelheit eine vertraute Stimme anrief.
    »Oliver, bist du ’s?«
    »Ja, Caleb. Sind die anderen schon da?«
    Ein mittelgroßer Zeitgenosse mit einem Ansatz zum Kugelbauch trat in Stones Blickfeld. Caleb Shaw trug Garderobe aus dem 19. Jahrhundert, mitsamt einer Melone auf dem kurzen, vom Ergrauen bedrohten Schopf; eine altmodische Taschenuhr schmückte die Vorderseite seiner Strickweste. Er hatte lange Koteletten und einen schmalen, gepflegten Schnauzbart.
    »Reuben ist auch schon hier«, sagte Caleb, »aber er muss gerade mal. Milton hab ich noch nicht gesehen.«
    Stone seufzte. »Wundert mich nicht. Milton ist ein zerstreuter Professor.«
    Reuben Rhodes sah nicht allzu gut aus, als er sich zu ihnen gesellte. Er war ein baumlanger, kräftig gebauter Kerl mit üppigem ergrauendem Haar und kürzerem, ansonsten aber ähnlich beschaffenem Bart. Seine Kleidung bestand aus einer schmuddligen Jeans und einem Flanellhemd, und an den Füßen trug er verschlissene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher