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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jaime Reed
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liebsten aufgefressen, angefangen bei seiner herrlich vollen Unterlippe.
    Gerade, als es am schönsten war, beendete er den Kuss und ließ mich vorsichtig los. Mein Körper glitt aufreizend langsam an seinem hinunter. Ich knabberte an seiner Lippe, seinem kantigen Kinn, seinem auf und ab hüpfenden Adamsapfel, an jeder Stelle, die ich erreichen konnte, bevor meine Füße wieder festen Boden unter sich hatten.
    »Mir wird nichts passieren, versprochen. Wenn doch, dann spürst du es.« Seine Lippen wanderten an meinem Wangenknochen entlang und küssten ganz zart mein blaues Auge.
    Ich wusste genau, was er meinte, und nickte beruhigt. Er wartete, bis ich eingestiegen war, und damit erübrigte sich jede weitere Diskussion.
    Ich ließ den Motor aufheulen und setzte zurück. Während ich vom Parkplatz fuhr, sah ich seine Gestalt im Rückspiegel immer kleiner werden und kämpfte gegen die Versuchung an, zu wenden und zurückzufahren. Erst zwei Häuserblocks vom Einkaufszentrum entfernt entspannte ich mich etwas, doch ich ließ vorsichtshalber den Fuß auf dem Gaspedal.
    Ich kurbelte das Fenster hinunter und atmete den süßlichen Hefeduft von Williamsburg ein. Der schwere Umhang aus Angst glitt von meinen Schultern, und ich konnte meinen Fuß wieder vom Gas nehmen. Doch ein ungutes Gefühl blieb und strich mir mit geisterhaften Fingern über den Nacken. Irgendetwas flüsterte mir zu, ich solle weiterfahren. Diese Warnung klang ernst und drängend, und sie hatte einen schroffen Unterton, der sich verdächtig nach Drohung anhörte.

3
    I ch fuhr die Auffahrt hinauf. Das Geräusch von knirschendem Kies unter den Reifen erfüllte den Wagen.
    Nachdem ich den Motor abgestellt hatte, blieb ich einen Augenblick hinter dem Lenkrad sitzen. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, was heute Abend passiert war, aber die Szene spulte sich in Dauerschleife immer wieder vor meinem inneren Auge ab. Schon wieder gingen seltsame Dinge vor, und ich spürte, dass das nur der Anfang war, die Ruhe vor dem Sturm. Ich bin gern gewappnet, wenn mir etwas Übles bevorsteht, aber manchmal ist die Ahnung schlimmer, als unerwartet von etwas heimgesucht zu werden.
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf Caleb. Im Geiste suchte ich sein Gesicht. Ich brauchte nicht lange, um es zu finden, oder vielmehr, um ihn zu spüren. Verwirrung, Ärger und Wut überschwemmten meine Sinne und weckten das plötzliche Verlangen in mir, etwas kaputt zu schlagen. Das war gut. Er hatte keine Angst und war auch nicht in Gefahr, also konnte ich wenigstens versuchen, heute Nacht ruhig zu schlafen.
    Ich schob das ganze Drama erst mal beiseite und betrachtete unser schäbiges Haus mit der abblätternden weißen Farbe. Ein vertrocknetes Beet zierte die vordere Veranda, und die eitergelbe Beleuchtung sorgte wahrscheinlich dafür, dass man das Haus noch aus dem Weltall sehen konnte. Kiefernnadeln, Muskatnuss und der Rauch aus dem Schornstein des Nachbarn verliehen der Luft einen Duft, den man nur zu dieser Jahreszeit riechen konnte. In meinem Leben hatte sich so vieles geändert, aber das Haus, in dem ich geboren worden war, widerstand der Zeit. Ich stieg aus, atmete die kühle Herbstluft ein und erfreute mich am Knistern der trockenen Blätter unter meinen Turnschuhen.
    Drinnen checkte ich die Alarmanlage neben der Eingangstür gleich zweimal. Mein Blick fiel auf die blinkende grüne Aktivierungsanzeige, und ich sah sofort, wann sie eingeschaltet worden war. In letzter Zeit hatte ich mir angewöhnt, die Alarmanlage immer doppelt zu überprüfen, nur für alle Fälle.
    Trotz der vielen Kerzen mit Blütenduft konnte man immer noch stechende Farbdämpfe aus Moms Zimmer riechen. Kleine Gipskrümel klemmten in den Ritzen zwischen den Treppenstufen. Die Risse in der Decke waren weg, und die Blutflecken waren dank starker Bleichmittel und mehrerer Schichten Farbe verblasst. Mom hatte die Reparaturarbeiten zum Anlass genommen, das ganze Haus zu renovieren, aber das hatte nur die äußeren Schäden beseitigt. Nach dem geschickten Facelifting sah unser Haus nun nicht mehr aus wie ein Spukhaus, aber die Geister dieser einen schrecklichen Nacht streiften immer noch durch die Flure.
    Ein schwacher Lichtschein aus der Küche verriet mir, wo und wie Mom den Abend verbracht hatte. Statt durch den Flur an der Treppe vorbeizugehen, betrat ich die Küche durch das Esszimmer zu meiner Rechten. Die karmesinroten Wände und die Vorhänge mit den goldenen Quasten erinnerten mich an ein
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