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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf
Autoren: Henry Winterfeld
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entsetzt an. Die andern schielten verstohlen zu ihm hin. Rufus war immer besonders stolz darauf gewesen, zu der Gemeinschaft der Xanthosschüler zu gehören. F.r wurde sehr streng erzogen, und seine Eltern setzten große Hoffnungen auf ihn. Das teure Schulgeld war eine harte Belastung für sie. Sein Vater war zwar ein berühmter General, aber er war nicht reich. Er brauchte immer sehr viel Geld für die Ausrüstung seiner Legionen.
    Rufus lief plötzlich zu Xantippus hin und bat ihn erregt: „Bitte, geh morgen nicht zu meiner Mutter! Gib mir lieber eine andere Strafe!"
    Xantippus winkte nur ärgerlich ab. „Deine Reue kommt zu spät", brummte er unfreundlich. Er schaute nicht einmal von seinem Buche auf. Hinter der ausgebreiteten Papyrusrolle waren nur seine zerzausten grauen Haare und sein Spitzbart zu sehen.
    Rufus ging langsam zu seinem Platz zurück und sammelte seine Schulsachen auf, die bei der Prügelei mit Caius runtergefallen waren. Dabei unterlief ihm ein kleines Versehen, das an und für sich unbedeutend war, das aber später eine wichtige Rolle spielen sollte. Mucius hatte, als er bei dem allgemeinen Tumult auf seine Bank gesprungen war, seine Handlaterne dabei runtergestoßen und vergessen, sie aufzuheben. Es war eine hübsche, bronzene Laterne, in die sein Name, Mucius Marius Domitius, eingraviert war. Rufus packte sie irrtümlich zu seinen Sachen; er hielt sie wahrscheinlich für seine eigene, die weiter weg unter eine Bank gerollt war, und Mucius nahm sich vor, die Sache am nächsten Tage in Ordnung zu bringen, da er Rufus jetzt damit nicht kommen wollte.
    Aber er bekam seine Laterne erst viel später und auf überraschende Weise zurück.
    Nachdem Rufus mit dem Verpacken seiner Schulsachen fertig war, hüllte er sich umständlich in seinen Mantel. Es war ein hausgewobener Wettermantel aus Wolle, der ihm etwas zu kurz war. Mucius fiel auf, daß der Mantel auf der linken Schulter einen langen Riß hatte, der mit etwas dunklerer Wolle sauber gestopft worden war.
    Rufus warf noch einen letzten, vergeblichen Blick auf Xantippus, dann trat er zögernd auf die Straße hinaus.
    Die Xanthosschule lag in der Breiten Straße, die tagsüber immer sehr belebt war. In der Nähe war das Forum Romanum, der große Hauptverkehrsplatz mit der Rednertribüne, den vielen öffentlichen Gebäuden, Tempeln und Denkmälern, der auf der ganzen Welt berühmt war und als Mittelpunkt des Römischen Reiches galt.
    Die Breite Straße war eine vornehme Geschäftsstraße. Xantippus hatte sie für würdig befunden, hier seine Schule aufzumachen, und er hatte für diesen Zweck ein kleines Haus gemietet. Das Schulzimmer lag zu ebener Erde und war in seiner ganzen Breite nach der Straßenseite offen, so daß die Jungen gewissermaßen auf dem Präsentierteller saßen. Aber daran hatten sie sich längst gewöhnt, und die Passanten kümmerten sich auch nicht viel um sie. Der Anblick von Schülern, die lernend in der Schule saßen, war ihnen vertraut; viele billige Schulen waren sogar nur in öffentlichen Säulengängen untergebracht.
    In der Nachbarschaft war die Xanthosschule wenig beliebt. Der Unterricht begann nämlich schon vor Sonnenaufgang, und dadurch wurden die Leute um ihren Morgenschlaf gebracht. Aber das ließ sich nicht ändern; die Jungen gingen schließlich nicht zu ihrem Vergnügen in die Schule, sondern um gebildete und gut erzogene Bürger zu werden.
    Rufus war ein Stüde die Breite Straße in der Richtung zum Forum hinuntergegangen, doch an der ersten Ecke blieb er unschlüssig stehen und setzte sich schließlich auf ein Weinfaß, das vor einem Wirtshaus an der Mauer angekettet war.
    Mucius konnte ihn von seinem Platz aus sehen und wunderte sich, warum Rufus wohl so lange dort sitzenblieb. Sollte er seinen Kummer schon vergessen haben? Er schien sich lebhaft für den dichten Straßenverkehr zu interessieren.
    Die Sonne war hinter dem Janiculus-Hügel untergegangen, und es begann dunkel zu werden. Am wolkenlosen Abendhimmel waren schon ein paar Sterne zu sehen. Die Breite Straße war gedrängt voller Menschen, von denen die meisten aus den nahe gelegenen Hallenschwimmbädern auf dem Marsfeld kamen. Ihre Sandalen klapperten ununterbrochen auf dem Steinpflaster, laute Gesprächsfetzen und Gelächter übertönten hin und wieder das summende Stimmengewirr. Bettler knieten am Straßenrand und flehten die achtlos Vorübereilenden um Almosen an, und mehrere Straßenverkäufer schrien sich heiser, um in der späten Stunde noch
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