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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten
Autoren: Laura Kalpakian
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seinen sechsunddreißig Jahren für die neunzehnjährige Connie zu alt war. Was wusste sie schon vom Leben? Nichts. (Aber sie wusste schon mit neunzehn, dass sie von ihren Eltern und der Mormonenkirche weg wollte.)
    Afton missbilligte sogar die harmlose Eloise Travers, die ihren Sohn Samuel heiratete. Von allen Söhnen der Lances war Samuel der einzige, der genau wie seine Eltern unablässig hart arbeitete. Aber er machte sich trotzdem aus dem Staub und wurde Sheriff in der Wüste. Weit weg von seiner Mutter.
    Aftons jüngster Sohn, William, saß wiederholt wegen Betrug, Fälschung und Diebstahl im Gefängnis.
    Zumindest ihr Sohn Douglass folgte den Erwartungen des Glaubens und ging für zwei Jahre als Missionar nach Belfast. Aber wenn die Protestanten in Belfast den Katholiken feindselig gegenüberstanden, warum sollten sie dann mit den Mormonen freundlicher umspringen? Sie bewarfen Douglass mit Steinen, und Douglass Lance, der junge Mormone, verliebte sich, von Steinen und Einsamkeit überwältigt, in das erste rothaarige irische Mädchen, das ihn anschaute. Er verließ die Mission und zog mit dem Mädchen nach Boston. Seine Eltern sah er achtzehn Jahre lang nicht. Da war er mittlerweile schon weitere zwei Mal verheiratet.
    Thomas Lance Junior war ein hochdekorierter Veteran des Zweiten Weltkriegs, der in Europa gekämpft hatte. Als Junior jedoch nach dem Krieg nach Hause zurückkehrte, wurde er ein verbitterter, mürrischer, eifersüchtiger Mann, der sich dem Alkohol ergab. 1961 sorgten er und seine französische, katholische Frau für einen Skandal in St. Elmo. Beide flohen. In unterschiedliche Richtungen. Ihre drei Töchter wohnten von da an bei Tom und Afton, die sie aufzogen, bis Afton 1965 starb.
    Der Sohn jedoch, dessen Verlust Afton das Herz brach, war Lucius. Er war der Beste, der Intelligenteste - und Gott beschützte ihn nicht. Lucius fiel bei Guadalcanal. Zum ersten Mal in ihrem Leben stellte Afton Gottes Wille in Frage. Und sie zweifelte auch an ihrer eigenen unerschütterlichen Korrektheit. Es war ein kurzer, aber intensiver Anfall von Zweifel.
    Als Lucius starb, war er mit einem hübschen Mormonenmädchen verheiratet, Elieanne, und sie hatten zwei kleine Söhne, Micah und Jonah. Nur wenige Monate nach Lucius’ Tod ließ sich Elieanne mit einem anderen Mann ein. Sie wollte ihn heiraten und mit ihm weggehen. Afton ließ Elieanne Adoptionspapiere unterschreiben, in denen sie zugunsten der Großeltern auf alle ihre Rechte verzichtete - eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, wie sich herausstellen sollte, da Elieanne sich nie wieder blicken ließ. Afton und Tom zogen Micah und Jonah wie ihre eigenen Söhne groß.
    1962 - im selben Jahr, als Connie Lance Levy an Krebs starb - heiratete Micah Lance Helen Yamashita, ein Mädchen aus einer respektablen japanischen Familie. Micah hörte Aftons Tirade darüber, dass die Japaner seinen Vater auf dem Gewissen hätten, gar nicht zu, und Afton musste neben Tom in der ersten Reihe von Helen Yamashitas Kirche sitzen und zusehen, wie Micah den Feind heiratete.
    Für eine Heilige benahm sich Afton Lance ganz schön unverzeihlich.

2
    D as Tor quietschte erbärmlich, als Eden es aufstieß und zum Hintereingang lief. Niemand kam durch die Vordertür, außer vielleicht die Gemeindeschwestern, die sie einmal im Monat besuchten, gelegentlich ein Handelsvertreter und natürlich die Schuldeneintreiber. Eden lebte mit ihrer Familie in einem gemieteten, heruntergekommenen Holzhaus in einer schäbigen Gegend. Im Garten stand ein Pfirsichbaum, von dem eine Schaukel herabbaumelte. Wäsche hing oft tagelang an der Leine, bevor Kitty sie hereinholte. Eden trat auf eine kleine Veranda, auf der eine tiefe Doppelspüle für den Abwasch stand und schlug die Fliegentür hinter sich zu. »Ich bin zu Hause, Ma.«
    In der Küche stieß sie auf ihre vierjährige Schwester Ada, deren rundes, rosiges Gesicht mit Marmelade verschmiert war. Auf dem Teller mit der weißen Margarine lag eine tote Motte, und ein Laib Brot vertrocknete in der Hitze des Nachmittags. Das Marmeladenmesser war auf den Boden gefallen, und am Tischbein krabbelten Ameisen auf den klebrigen Klecks zu. Fliegen summten herum, und Buster, der Hund, blickte gleichmütig auf. Interesse zeigte er nur für Gideon.
    Â»Ich bin hier, Schäfchen«, rief Kitty aus dem Schlafzimmer.
    Wie sie erwartet hatte,
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