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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten
Autoren: Laura Kalpakian
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des vulgären Ausdrucks und erinnerte sie daran, dass - in den unsterblichen Worten von Ruth Douglass - Vulgarität schlimmer war als Sünde. Sünden konnten einem vergeben werden. »Und jetzt«, sagte Afton, »lasst uns beten.«
    Als Eden schließlich ging, stand Afton auf der Veranda, mit Connie auf dem Arm. Sie ergriff die Hand des Babys. »Mach winke, winke, Connie. Sag Eden auf Wiedersehen. Mach winke, winke.« Connie winkte.
    Afton gab Eden einen Kuss auf die Wange und entließ sie nach Hause. »Auf Wiedersehen, Eden, auf Wiedersehen, mein liebes Mädchen«, rief sie ihr nach, aber vorher hatte sie sie überschüttet mit guten Ratschlägen und Ermahnungen. Sie solle immer nur die guten, sauberen Lieder der mormonischen Kirche singen, stets daran denken, dass saubere Gedanken die Freude der Engel waren und dass der Weg zum Himmlischen Königreich verschmutzt war mit den Texten unziemlicher Lieder. Immer weiter ging die Litanei, ein Teelöffel aus dem Buch der Mormonen, eine halbe Tasse Regeln und Gesetze, ein Esslöffel voll mit der gesammelten Weisheit der Kirche und ein Viertelliter ihrer eigenen, unverbrüchlichen Gewissheit.
    Afton Lances Suppentopf •
    Von der Zeit ihrer Heirat 1911 bis zu ihrem Tod 1965
    Einen Kessel oder einen Tiegel mit Wasser füllen. Knochen und Fleisch- oder Hühnchenreste hineingeben, gekocht oder ungekocht. Es kann auch ein Stück Fleisch sein, das zu zäh ist, oder ein zu altes Huhn. Eine geschälte Zwiebel hinzugeben. Ein paar Knoblauchzehen, Pfefferkörner und Lorbeerblätter, ein paar Zweige Rosmarin und Thymian und eine Handvoll frische Petersilie. Man kann auch Gemüse hinzugeben, Mangold, Spinat, Sellerie oder Karotten und grüne Zwiebelspitzen, eigentlich jedes Gemüse, das schon zu alt und verwelkt ist, um noch verbraucht zu werden. Man braucht es ja niemandem zu sagen. Den Deckel darauf legen, zum Kochen bringen. Die Hitze reduzieren, den Deckel schräg legen, damit der Dampf entweichen kann und mindestens ein paar Stunden lang köcheln lassen. Am besten einen Tag lang. Ab und zu umrühren und Wasser nachgießen. Dann verwenden für Suppen und Saucen, zum Pochieren von Eiern und zum Bohnenkochen, um die Gesunden glücklich zu machen und die Kranken gesund zu pflegen.
MOMENTAUFNAHME
Die Heilige
    Afton Lance hatte ein so weites Herz wie ihr Verstand beschränkt war. Mit siebzehn verliebte sie sich in Tom Lance, heiratete ihn 1911, und wenn sie es vermeiden konnte, blickte sie weder zurück noch nach innen.
    Tom und Afton Lance zogen ihre acht Kinder groß, aber das schien Afton immer noch nicht genug zu sein. Die Betten in ihrem Haus wurden niemals kalt. Sie nahm auch noch ihre Enkelkinder auf und versorgte sie, als ihre eigenen Sprösslinge starben oder sich vom Acker machten.
    Lucius fiel 1942 im Krieg. Connie starb 1962 an Krebs.
    Junior, Douglass und William bauten Bockmist.
    Aber Afton Lance wies niemandem die Tür. Sie gab niemals auf, und ständig erzählte sie allen, wie unrecht sie hatten und wie recht sie hatte.
    Bessie, Aftons Älteste, stoisch, finster und leicht gelangweilt, entdeckte mit siebzehn Jahren auf einmal, dass zwischen ihren Beinen ein wundervolles Land lag, das sie mit dem gut aussehenden Nephi Hansen erforschen konnte. Sechs Monate nach ihrer hastigen Hochzeit kam ihr ältester Sohn zur Welt. Das war das einzig Hastige, was Bessie jemals in ihrem Leben tat.
    Aftons Tochter Alma, nach dem Buch Alma im Buch der Mormonen benannt, hatte mehr Feuer. In der Tradition der eigensinnigen Douglass-Frauen lief sie davon und heiratete Walter Epps, einen Baptisten, dessen Familie zum Obstpflücken nach Kalifornien gekommen war. Eine Zeit lang wohnten sie im Auto auf der Obstplantage, wo sie arbeiteten. Eines Sonntags nahm Alma Walter mit zum Essen zu ihren Eltern. Walter hatte eine Krawatte umgebunden, die ihm am Hals viel zu eng war, und er bekam kaum einen Bissen herunter. Als er wieder weg war, sagte Afton zu ihrer Tochter, Baptisten seien arme Schlucker, kaum besser als Araber.
    Zumindest war Walter kein Jude. Connie Lance heiratete einen geschiedenen Juden. Victor Levy brachte zwei Kinder von seiner ersten Frau, ebenfalls eine Jüdin, mit in die Ehe. Er war der erste im Lance-Clan, der einen Universitätsabschluss hatte, und er war hochgeachtet in St. Elmo. Daher fiel es Afton schwer, einen Makel an ihm zu finden, abgesehen davon, dass er Jude und mit
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