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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht!
Autoren: Ina Mares
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Zeit lang auf den Ascheplatz und ließ seine Erinnerungen zum Abschied Revue passieren:
     
    Warum war seinem geliebten Herrn so ein abscheuliches Ende beschieden worden? Hatte er die Vorzeichen nicht erkannt? Oder hatte er sie nicht wahrhaben wollen? Jahrelange verzehrende Schlachten, das ganze Gezeter um diese Pharaonen-Frau, seine zwiespältige Vaterschaft und die wochenlangen Auseinandersetzungen mit dem Senat hatten ihn müde werden und vorzeitig altern lassen. Oft hatte er nur noch ein Bild des Jammers geboten: Den Kopf in seine Hände gestützt, die blutroten Augen geschlossen, zusammengesunken, sichtlich geschwächt und desillusioniert. Starke Kopfschmerzen hatten ihn geplagt. Und seine Krampfanfälle tauchten auch immer häufiger als sonst auf.
    Rufius hatte ihn unzählige Male aus diesem peinlichen Desaster befreien müssen: Blitzschnell hatte er ihn den Blicken der spöttischen Schaulustigen entzogen und dabei seinen verkrampften Körper geschützt sowie seine Zunge vor dem Verschlucken bewahrt. Große Routine hatte Rufius im hingebungsvollen Umsorgen dieses einst so großen Mannes nach Jahren entwickelt. Zuletzt war es ein Mann in einer ausweglosen Situation gewesen! So schleppend, wie der Triumph ihn in die Höhe getragen hatte, so schnell war es nun mit ihm bergab gegangen. Zu offiziellen Anlässen hatte er kaum mehr seine heroische Haltung bewahren können, vor der unzählige Völker gezittert und die römischen Senatsmitglieder sich, wenn auch unwillig, immer wieder gebeugt hatten. Waren es die Götter, die Rufius’ Herrn gezürnt hatten? Oder war es der Einfluss dieser machtgierigen, ägyptischen Frau, die seine heftige Leidenschaft entfacht und ihn in letzter Zeit hatte blind werden lassen? Blind gegenüber jeglicher Vernunft. Ihr unerwartetes Auftauchen in Rom nahm sein böses Ende vorweg. Damit wurde er von ihr buchstäblich in die Enge getrieben. Und vermutlich auch in den Tod. Hasserfüllt versank Rufius seinem Schmerz, düster kreisten seine Gedanken um das Isis-Weib, wie hungrige Geier um ein verendetes Tier. 
    Dieser verdammten Hure sind alle Mittel recht, um ihren Balg als Nachfolger meines Herrn auf den römischen Thron zu hieven, obwohl sich bereits Gerüchte über andere Väter verbreiten. 
    „Dominus, warum hast du ihn öffentlich in Rom anerkannt? Welch noble Gesinnung hat dich nur dazu getrieben?“, giftete Rufius grimmig vor sich hin. Seine Augen verengten sich dabei zu kleinen, böse blitzenden Schlitzen, die sich mehr und mehr mit Tränen füllten. 
    Das Ausmaß der ganzen entsetzlichen Tat, und vor allem der Auslöser hinter den Geschehnissen, wurden ihm plötzlich bewusst.
    „Die will beide Throne besetzen. Natürlich!“ Rufius traf seine eigene Erkenntnis wie ein Schock.
    „Einstellung aller Schuldenabzahlungen Ägyptens an Rom. Und mit einem römisch-ägyptischen Heer die Fronten in Alexandria von allen Seiten sichern. Dieses kluge, durchtriebene Biest!“ 
    Vor Zorn rot angelaufen, stampfte Rufius mit dem Fuß auf und wütete weiter vor sich hin, was wieder sofortigen Gallenfluss aus seinem Magen zur Folge hatte. Er schluckte schwer und drängte die unangenehme Flüssigkeit in tiefere Gefilde. 
    „Jupiter sollte sie auf der Stelle mit Blitz und Donner erschlagen! Warum nur hat er das zugelassen?“
    Darauf konnte Rufius keine Antwort finden. Warum mussten überhaupt große Männer so oft an einer Frau scheitern? Wie konnte eine Frau dermaßen Besitz von einem Mann ergreifen? Nur umgekehrt war es von den Göttern vorgesehen! 
    Rufius, der nie eine Frau besessen hatte und das auch beileibe nicht wollte, der nur seinem Herrn gerne und treu gedient hatte, konnte diese Schwäche nicht nachvollziehen …
     
    Rufius hatte so sinnierend gar nicht bemerkt, wie Stunde um Stunde verging und die Kälte aus ihm fast eine groteske Skulptur erschaffen hätte. Er erwachte aus seiner Starre, schnäuzte sich erst einmal kräftig die Nase, um danach endlich den Deckel sorgfältig auf das Gefäß mit dem bizarren Inhalt zu stülpen. 
     
    Nicht viel später machte die aufgehende Sonne Anstalten, am Horizont ihr Tagewerk anzutreten. Sie tauchte Rufius in ein oranges Farbenspiel. Der zweite Tag ohne den Imperator startete freundlich und unschuldig. Das Rad des Lebens drehte sich weiter, als wäre nichts geschehen und hinterließ einen trauernden Menschen in der Gewissheit, alleine und verloren ohne seinen geliebten Herrn weiterleben zu müssen.
    Rufius bemerkte, wie ungewöhnlich
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