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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht!
Autoren: Ina Mares
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Erklärungen zu erhalten, aber er winkte erstmal angewidert ab. 
     
    Während die Centurionen Caesars verdeckte Leiche auf einem Podest lagerten und sich danach hastig verabschiedeten, hockten alle teilnahmslos im Raum herum. Keiner sagte mehr ein Wort, ab und zu war noch ein leises Wimmern zu vernehmen. 
     
    Bedrohlich war der Anblick des Tuches, wie es hämisch das brutal beendete Leben eines so ruhmreichen Mannes verbarg. Niemand wagte, es zu entfernen. 
    Langsam ging der Tag zur Neige und hüllte die Trauergemeinde in Dunkelheit. 
    Rufius schlief mit heftigen Kopfschmerzen auf dem Boden ein. 
     
    Noch vor Morgengrauen erwachte er wie erschlagen auf derselben Stelle. Taumelnd stand er auf und hoffte, das alles sei nur ein böser Traum gewesen. Leider bestätigte ein vom Blute befreiter und festlich gekleideter Caesar, der im Nebenraum nun aufgebahrt auf seinen letzten Auftritt wartete, das Gegenteil. Rufius trat an den leblosen Körper und betrachtete seinen Herren voller Wehmut, dessen Stirn Blumen schmückten.
     
    Erinnerungen kamen in ihm hoch. Von vielen entbehrungsreichen Jahren in Gallien, in denen er treu und tapfer an Caesars Seite gestanden hatte. Zugegeben, er war kein Soldat, aber immerhin dabei, den legendären Feldherren als Schreiber zu unterstützen und die Betrachtungen und Abenteuer des großen Mannes in Worte zu fassen. 
     
    Rufius erblickte das blutige Gewand, was wie ein Häufchen Elend zusammengeknüllt in einer Ecke lag. Er sammelte es auf und trennte einen kleinen Teil ab, um es in ein Gefäß zu legen. Warum konnte er nicht genau sagen, es schien ihm richtig, einen blutigen Beweis von Caesars glanzvollem Leben aufbewahren zu wollen. 
     
    Später vernahm er das weit entfernte Gekeife Calpurnias, deren Kummer sich mittlerweile in Hass verwandelt hatte. Sie wollte nun die Vergeltungsmaßnahmen, die Marcus noch in der Nacht gegen den Senat angekündigt hatte, vorantreiben.
     
    Rufius war noch zu erledigt, als dass er sich schon Hass oder anderen Seelenqualen hingeben konnte. Er schlich bedrückt aus dem Haus und wurde auf dem in der Nähe befindlichen Versammlungsplatz einem großen Verbrennungshaufen gewahr. Er stahl sich in eine Ecke und wartete ab, was geschehen würde. Gegen Mittag erschien die Prozession, angeführt von Calpurnia, Marcus Antonius, Caesars Familie und einigen Getreuen sowie einer Trauergemeinde, die nicht enden wollte. 
    Caesar, im Leichentuche eingehüllt, wurde auf ein hohes Gerüst gebettet. Davor beteten die Trauernden. Die Zeremonie sollte mit dem Verbrennen der Leiche enden. 
    Das war zu viel für Rufius. Er rannte heulend zurück nach Hause und warf sich dort auf einen Diwan. Totenstille umgab das Haus. Rufius konnte sich endlich ganz alleine seinem Schmerz hingeben. Nach einiger Zeit vernahm er Geräusche, die von den zurückkehrenden Bewohnern des Hauses verursacht wurden. 
    Rufius verschwand aus dem Hause und geriet in einen heftigen Hagelschauer, begleitet von Blitzen, was ihn zum Unterstellen zwang. Er konnte wieder den Verbrennungsplatz überblicken: Faustdicke Hagelkörner und literweise Regen hatten auch den treusten Anhänger Caesars vertrieben. Der vorhin noch überfüllte Platz war wie leer gefegt. Vermutlich die Antwort der erbosten Göttin Venus, einer Ahnin des gemeuchelten Despoten! Nur so konnte Rufius sich die ungewöhnliche Wettererscheinung zu der Jahreszeit erklären.
     
    Einsam brannte das Feuer langsam herunter. Auch der lang anhaltende Regen nach dem Hagel konnte nicht so schnell auslöschen, was zu Lebzeiten über Dörfer, Äcker und hunderttausende Menschen wie ein Feuersturm hinweggefegt war. Noch nach seinem Tode verbarg die siedende Asche eine ungeheure Kraft, die nicht sofort verglühen wollte. Es war das letzte Aufbegehren eines leidenschaftlichen Feuers, tief aus dem Herzen eines unverstandenen Mannes. 
     
    Die Nacht verdrängte den Tag. Rufius kauerte immer noch verstört und frierend in seiner Ecke. Schlussendlich glimmte die Asche nicht mehr, sondern war zu einem grauen Brei mutiert.
    Ein Anblick, den Rufius nicht ertragen konnte. Sein Magen verkrampfte sich: Gallenflüssigkeit fand den Weg nach oben. Trotzdem schlich der verzweifelte Mann näher und bemühte sich, so viel wie möglich von der klebrigen Masse und den Zähnen in seinen Behälter zu stopfen. Heftiges Würgen begleitete sein seltsames Handeln; er musste sich übergeben.
    Nachdem er sich den Mund an seinem Gewand abgewischt hatte, starrte er noch eine
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