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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht!
Autoren: Ina Mares
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behilflich zu sein. Dieser Versuchung konnte er nicht widerstehen! Gefühle wie Entsetzen oder Hass waren ihnen noch fremd! Dies galt es auszunutzen. Nach jeder Ausweidung eines weiblichen Exemplars erklärte er sein aufrichtiges Bedauern, das gesuchte Organ nicht gefunden zu haben und sie nicht wieder erwecken zu können. Und jedes Mal vertröstete er auf den nächsten Versuch. Schließlich stand in dem Buch nichts vom Erfolg ihres verständlichen Begehrens: „Der Sitz der Seele. Auf der Suche nach dem geheimnisvollen Organ der Menschen…“
     
     
     

Kapitel 1/I – Ripper: Die Fünfte!
    „Extra-Ausgabe! Der Ripper hat zum fünften Mal zugeschlagen! Scotland Yard ist ratlos! Keinerlei Spuuur!“ Der Zeitungsverkäufer rief seine Kunde in die Welt der Sensationslüsternen und hielt ein Exemplar der Tageszeitung wedelnd in die Höhe. Sein Lockruf wäre gar nicht nötig gewesen. Solche negativen Schlagzeilen verkauften sich von alleine. Aber dieses prächtige Hilfsmittel für guten Umsatz verhalf dem jungen, unscheinbaren Mann, sich für den Bruchteil seines bedeutungslosen Daseins in den Mittelpunkt zu stellen. Wie der Erzengel Gabriel, der den Weltuntergang weissagt, verkündete er seine Botschaft und stolzierte dabei vor dem Gebäude Scotland Yards hin und her. Diesen idealen Verkaufsplatz hatte er nicht ohne höhnische Hintergedanken gewählt. Unweigerlich musste er so auf einen der unglücklichen Beamten stoßen, die seit Wochen von den Medien attackiert wurden. 
    Heute Morgen wurde er belohnt. Der Leiter der Sonderermittlung zu diesen seltsamen Fällen baute sich direkt vor ihm auf und blaffte ihn böse an: „Soll ich dir ein Megaphon bringen, Schreihals? Kannst du dich nicht woanders austoben? Sieh zu, dass du Land gewinnst …!“ 
    Das dämliche Grinsen des jungen Mannes wechselte in einen schuldhaften Ausdruck; er verzog sich eilig aus dem gefährlich wirkenden Aktionsfeld des Hünen.
    Zuvor entriss Chief Inspector Richard Fellington dem jungen Kerl missmutig ein Exemplar des Tagesblattes und drückte ihm dafür ein paar Cent in die Hand, damit der unangenehm laute Mensch, der Fellingtons Versagen so deutlich hinausposaunte, endlich für wenige Minuten schweigen musste. Fellington konnte ihm leider nicht verbieten, seine Wahrheiten direkt vor einem öffentlichen Dienstgebäude zu verkünden. Bittere Wahrheiten, mit denen sich eine ganze Spezialeinheit Scotland Yards seit geraumer Zeit herumschlug. 
    Fellington nahm es sehr persönlich, wenn die Polizei Kritik der Massen und Medien einstecken musste. Im Gebäude eingetroffen, wurde es für ihn auch nicht angenehmer. Hier sah er sich sofort dem naseweisen Spott seiner eigenen Reihen ausgeliefert. 
    „Hast du schon gehört, Dick. Die Fünfte? Ihr solltet alle Blondinen in Schutzhaft nehmen …!“ Ein Kollege aus dem Raubdezernat kam ihm grinsend entgegengestürmt und belagerte ihn sofort, ungefragt wertvolle Ratschläge verteilend.
    „Sicher weiß ich das! Ich war schließlich heute Nacht am Tatort, Bellamy. Kümmere dich gefälligst um deine Angelegenheiten! Oder wird nicht mehr gestohlen?“, bellte er den Mann an und stieg eilig in den Lift. 
    Im fünften Stock verschwand er lautstark in seinem Büro. Das Zuknallen seiner Tür konnte man noch im zweiten Stock vernehmen. Die Zeitung brachte nichts Neues für Fellington. Auf dem Titel und der zweiten Seite stand es in großen Lettern zu lesen. Der ausführliche Bericht über das fünfte Opfer des Rippers, wie ihn die Londoner bereits nannten. Um diesen mystischen Titel verliehen zu bekommen, musste man sich schon besonders hervorheben. Dieser Ripper wurde seinem berühmten Vorgänger aus dem 19. Jahrhundert mehr als gerecht. Ausgeweidet, ein Lieblingswort der Medien, wurden die jungen Frauen jedes Mal. Alle Spuren verliefen irgendwo im Nirgendwo. Diesmal nicht im Irgendwo der Prostituierten, sondern im Nirgendwo der Obdachlosen. Der neue Ripper bevorzugte offenbar eine andere Gemeinde. Er arbeitete sehr sauber, ohne die geringsten Spuren zu hinterlassen. Wie ein Phantom geisterte er durch die Stadt. Bezeichnend für ihn war auch der Ortsteil, wo schon 1888 das erste Opfer des Rippers gefunden wurde: Whitechapel. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass er mit der Polizei zu kokettieren gedachte. Das 120-jährige Jubiläum des ersten Rippers stand in zwei Jahren bevor! Die Londoner Bevölkerung verfiel allmählich in eine Art Massenhysterie. Wie damals! Und wie damals, so hieß es, tappe die Polizei
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