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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht!
Autoren: Ina Mares
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befürchtete Nicole, sichtlich alarmiert.
    Caesar erkannte an ihrem erschrockenen Blick, was Nicole vermutete. Er grinste listig und gab den Befehl, eine Türe zu öffnen. Die Tür knarrte schaurig und gab den Blick auf ein karg möbliertes Verlies frei: Ein Feldbett, ein Waschbecken, ein WC. 
    Der modrige Hauch von ekelhaft abgestandener Luft drang Nicole entgegen. Sie verzog angewidert das Gesicht. Auf dem Bett saß einer der farblosen Hybriden, der seine Besucher nur kurz ansah, als sie sein kleines, feuchtes Refugium betraten. Nicole glaubte, mitten in die teuflisch gefühllose Miene ihres Rippers zu starren, wurde jedoch eines Besseren belehrt.
    „Deine von Menschenhand erschaffenen Mörder sind harmloser als manch göttlicher Medikus, meine Schöne! Sie sind einem Instinkt gefolgt und haben den falschen Menschen vertraut. Das war ihr Untergang.“ Caesar schaute sie weise lächelnd an.
    „Töten ist ein Instinkt, den ich nicht entschuldigen kann“, warf Nicole in den Raum, der den Hybriden beherbergte. 
    Dieser stierte sie daraufhin irritiert an. In seinen sonst so emotionslosen Augen erglühte erstmalig der Hauch einer dringenden Frage. Aber er schwieg betroffen. 
    Mein Instinkt zu töten, ist also nicht menschlich? 
    „In ihrem Fall ist der Instinkt die Suche nach sich selbst. Kommt dir das bekannt vor? Und kommt dir bekannt vor, dass ein Arzt seinen Berufsstand missbraucht? Er hat die Opfer in London ausgeweidet, um ihre körperliche Struktur zu erforschen. In diese Situation haben sie sich freiwillig hineinbegeben, um mehr von sich zu erfahren. Ob eine Übereinstimmung zum natürlich gezeugten Homo Sapiens besteht. Danach hat er sie kaltblütig weggeworfen. In den Müll! Ein Dr. Brix, zu deiner Information. Die anderen Geschöpfe, in Paris und Hamburg, haben diesen Unmenschen nur nachgeahmt, auf der Suche nach dem Organ Seele. Wie Kinder Vorbilder nachahmen! Was ist verwerflicher?“
    Weitere Türen, auch die der Frauen, wurden geöffnet. 
    Die Frauen waren weniger farblos und wirkten natürlicher, bis auf die lilafarbenen Augen. 
    Nicole spähte in das Verlies und geriet aufgrund seiner Aussage in einen Strudel. Er spülte sie hinunter, in die Abgründe zwischen Hass und Vergebung, Ablehnung und Verstehen, Verurteilung und Weitsicht. 
    Gefallene Engel. Jawohl. Das war es, was ihr zu den Hybriden spontan einfiel. Sie wirken wie gefallene Engel …
    Wieder schwieg sie, um erst einmal ihre Gedanken zu ordnen.
    „Ich habe sie unter Verwahrung genommen, um mich später mit ihnen zu befassen. Sie sind wie Kinder, die einer festen Führung bedürfen! Es macht ihnen nichts aus, vorerst hier festgehalten zu werden, wenn sie dafür faire Antworten erhalten. Gottlose von einem Gottlosen geführt.“ Caesar schloss die Türe. 
    Nicole schluckte schwer. Wie wahr! Aber unverschuldet gottlos! Von falschen Göttern erschaffen.
    Dass er auch ihren Bruder und seine kleine, jämmerliche Armee hier unten festhielt, teilte er ihr wohlweislich nicht mit. 
    Und Nicole gab ihm nicht zu erkennen, dass sie das bereits vermutete. 
    Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Alte römische Weisheit, dachte sie, nickte nur und machte sich mit Caesar zurück auf den weiten Weg nach oben. 
    Marcus folgte wieder wortlos wie ein Hündchen.
    Danach begann eine Art Versteckspiel. Beide misstrauten sich von nun an. Aber sie behandelten sich gegenseitig mit ausgesuchter Höflichkeit. 
    Nicole wurde im Rahmen von Caesars unendlichen Möglichkeiten sehr verwöhnt. Sogar pfundweise Roh-Diamanten aus seinen Minen bot er ihr an. 
    Weil sie keine annehmen wollte, meinte er trocken: „Ich denke, Geld regiert die Welt? Sei nicht so stolz, und verwahre sie wenigstens für deine Nachkommenschaft! Sonst richte ich dir ein Nummernkonto in Helvetien ein.“ 
    Caesar ist ein repräsentatives Pendel zwischen menschlichen Irrtümern und Weisheiten. Sind das die besseren Führer? Nur Menschen, die glauben, unfehlbar zu sein, sind die wahren Schwachköpfe. Caesar hat schon oft Fehler eingestanden. Andere Dinge wertet er nicht als Fehler. Zum Beispiel in Europa Ordnung zu schaffen. Wer kann ihm das verdenken? 
    Nicole setzte ihre Messlatte, was Caesar anbelangt, mittlerweile sehr hoch. Die nächsten Tage zog sie sich immer mehr nachdenklich in sich zurück. Auf Schritt und Tritt bewacht. 
    Nur kurzzeitig ließ Caesar sich blicken, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Dann verschwand er wieder. 
    Die Vorbereitung auf seine zukünftige
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