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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie
Autoren: Falko Löffler
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die Treppe hoch.
    »Ich war auch dort unten, ganz tief«, sagte Marna unterwegs.
    Cademar verlangsamte seine Schritte, damit sie zu Atem kam.
    »Sie untersuchten mich, taten mir weh. Ich habe mich gewehrt, die Kristalle in meinen Händen fühlten sich an, als würden sie explodieren. Wenn sie dunkel wurden, zerrten sie mich nach draußen ans Sonnenlicht, dann befahlen sie mir Sachen, die ich probieren musste, nur dann bekam ich Essen …«
    Es tat Cademar weh, diese Dinge zu hören. »Wir werden gleich vor dem Mann stehen, der dir all das angetan hat.«
    Von der Betriebsamkeit, die während des letzten halben Jahres auf der Lichtfeste geherrscht hatte, war nichts mehr zu sehen. Die Burg war menschenleer, keine einzige Fackel leuchtete, bis auf diejenige, die Cademar unterwegs von der Wand genommen und mit magischem Licht entzündet hatte. Sie erleuchtete die Gänge nur wenig, aber es genügte, um den Weg zum Turm des Bewahrers zu finden. Als sie über die Brücke liefen, die das Hauptgebäude mit diesem Turm verband, ging Regen nieder. Es war windstill, und der Regen fiel sanft und gleichmäßig. Cademar schaute nach oben – rotes Licht drang durch die Fenster des höchsten Raumes, und es schien stärker zu werden.
    Als Marna und Cademar den Turm betraten, waren sie durchnässt, aber das magische Licht der Fackel leuchtete noch. Dampf stieg davon auf. Sie waren erschöpft vom Laufen, doch hielten sich nicht lange auf, sondern stiegen die Wendeltreppe nach oben. Die Tür zum Raum des Bewahrers stand weit offen, und hier leuchteten alle Fackeln an den Wänden.
    Kolom war hier.
    Er saß auf einem der Throne, trug seine goldene Robe, hatte die beiden Unterarme auf die Lehne gelegt und schien zu schlafen. »Endlich«, sagte er, ohne sich zu rühren.
    Cademar und Marna verharrten in der Tür.
    Der Bewahrer drehte den Kopf, um die beiden anzublicken. »Ihr steht Seite an Seite?«, fragte er.
    »Sie ist meine Schwester.«
    »Ich weiß, Cademar. Sie hat deinen Namen verflucht, als wir sie ausgebildet haben«, sagte Kolom. »Du hast sie verlassen, und sie hat dir den Tod gewünscht. Ich wusste das all die Zeit, während du mein Famulus warst.«
    »Das ist eine Lüge!«, rief Marna. »Ich habe nie meinem Bruder etwas Schlimmes gewünscht! Ich habe ihn nur gesucht!«
    Cademar trat vor. »Ihr habt es ihr eingeflüstert. Ihr habt sie missbraucht. Ihr wusstet, dass sie meine Schwester ist und Ihr habt mir nicht erzählt, dass sie hier auf der Lichtfeste war. Nennt mir nur einen einzigen Grund, warum ich Euch nicht von Eurem Turm werfen soll … Bewahrer.«
    Nun stand Kolom auf und machte einen Schritt in Cademars Richtung. »Du glaubst, das könntest du?«
    »Niemand ist hier, um Euch seine Magie zu leihen. Ihr seid wehrlos.«
    Unendlich langsam hob der Bewahrer seine rechte Hand. Der goldene Ärmel rutschte auf den Ellenbogen herunter, und Cademar sah das Blut. Es schimmerte feucht. Seine ganze Hand und der Arm waren blutgetränkt. Es stammte aus einer Wunde in seiner Handfläche – ein Loch, das grob hineingeschnitten worden war … und in dem sich ein Manuskristall befand.
    Er leuchtete schwach.
    Dies war nicht der verdunkelte Manuskristall, den er bislang besessen hatte, sondern ein anderer – einer, in dem sich Magie regte.
    »Ich wusste, dass es irgendwann gelingen würde«, sagte Kolom und kicherte. »Ich habe ihn mir selbst verpflanzt. Und es hat funktioniert. Ich bin nun wieder ein Magier!« Koloms Arm zitterte, wie auch seine Stimme. »Es ist Zahrus Kristall, Cademar. Er ist stark, oh ja, sehr stark …«
    Das Leuchten in dem Manuskristall wurde stärker, aber es war nun nicht mehr golden wie das Sonnenlicht, sondern so rot wie das Blut, in dem er schwamm.
    »Wir müssen weg«, hauchte Marna.
    Cademar konnte den Blick nicht von dem Bewahrer abwenden. »Was?«, fragte er. Seine ganze Konzentration war auf die Beschwörung seiner Magie gerichtet, falls Kolom wirklich seinen Manuskristall kontrollieren und die beiden angreifen konnte. Dann musste er sich und Marna schützen und seinerseits vernichtende Magie gegen ihn beschwören.
    Marna packte Cademars rechten Arm, und er versuchte, sie abzuschütteln. »Was tust du?«, rief er aus. »Wir müssen ihn –«
    »Nein, keine Magie!«, drängte sie. »Bitte … vertrau mir. Wir müssen weg!«
    Cademar warf noch einen Blick zu Kolom, der offensichtlich jenseits des Wahnsinns war und ihnen seine blutüberströmte rechte Hand entgegenhielt, um Magie beschwören zu wollen. Nun
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