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C001 - Truckers Tod

C001 - Truckers Tod

Titel: C001 - Truckers Tod
Autoren: Eugen Thomass
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ankommenden Trucks musterte, munter. Er saß nicht mehr im Halbschlaf da und beobachtete unter schweren Lidern die Einfahrt. Gespannt folgte er den Wagen, die in den Hof einfuhren, sprach mit den Fahrern, die aus ihren Quartieren kamen und schlürfte dazwischen aus einer Tasse Kaffee.
    Die Sonne warf ihre ersten Strahlen über die Stadt und die Häuser standen wie dunkle Klötze im heller werdenden Morgenhimmel. Auf den Straßen begann der Verkehr anzuschwellen, bis er in einigen Stunden seine größte Dichte erreichen würde. Im Hof der Firma Fleischer war die ganze Nacht keine Ruhe gewesen. Immer wieder kam ein Wagen, wurde aufgetankt oder gereinigt, immer wieder schlenderten Fahrer, die Hände in den Overall-Taschen mit ihrem wuchtigen Seemannsgang über den Hof. Auch in der Kantine brannte das Licht die ganze Nacht über, alle zwei Stunden öffnete Mary, die dort seit zwei Jahren bediente, das Fenster und lüftete eine Wolke von Tabaksqualm, Schweißgeruch und Alkoholdunst in die Nacht hinaus. Jetzt aber war die Zeit, in der die meisten Wagen eintrafen. Die Führer, die Tagesrouten befuhren, saßen am Frühstückstisch, während ihre Trucks das letzte Mal durchgecheckt wurden. Und einer nach dem anderen der Wagen, die die Nacht durch nach New York unterwegs gewesen waren, trudelte im Hof ein, verstaubt, Ölspuren auf dem Motorgehäuse, mit brummenden Motoren. Und die Fahrer, die sich aus den Kabinen schwangen, hatten brennende Augen, blickten sich erst einmal im Hofe um, bevor sie ihre steifen Glieder reckten und streckten und dann mit großen, unbeholfenen Schritten zur Kantine wankten.
    Pat Brown schlurfte zur Kantine. In der Tür sah er sich suchend um. An allen Tischen saßen ein oder zwei Fahrer vor ihrem Kaffee, sprachen ein paar Worte oder verharrten stumm, dass die Zeit verging. Brown grüßte und ging dann zu Coleman und Barber an den Tisch. Die beiden hoben müde die Hand und grüßten lässig.
    »Auch wieder da, altes Haus?«
    »Yes, Boy. Ohne Unfall. War aber eine lange Nacht.«
    Brown war ein Führer, der wohl jede Straße in den Staaten kannte. Sein Gesicht war alt und verwittert wie die Gebirge, die er überquerte, wenn er in den Westen fuhr, und in seinen Augen stand die unablässige Wachsamkeit von tausenden von Kilometern.
    »Sonderbar, heute Nacht scheint alles still gewesen zu sein.« Coleman trank seinen Kaffee aus und winkte Mary zu. »He, Mädchen, schenk mir noch ’ne Tasse. Der Tag ist sehr lang.«
    Red Mellow, ein hagerer, langer Fahrer, mit einem Gesicht, das hauptsächlich aus einer Nase bestand, beugte sich vom Nebentisch herüber.
    »Wisst ihr denn nicht, dass zwei von uns heute Nacht mit Cops unterwegs waren?« Er sprach mit rauer, hoher Stimme.
    Brown und Coleman drehten sich erschrocken zu ihm. Obwohl sie Mellow nicht ausstehen konnten, interessierte es sie, mehr zu erfahren.
    »Was sagst du da, alte Spinne?«, brummte Brown gefährlich. »Glaub bloß nicht, du kannst uns hinters Licht führen.«
    Barber ging zur Theke und holte sich einen Whisky.
    Mellow lachte spitz. »Darfst schon glauben, was ich dir erzähle. Warst du nicht dabei, als der Lieutenant hier bei uns war?«
    »Natürlich, das lange Aas. Und MacDuff hat uns noch zugeredet. Das hat er doch nur getan, damit er eine Nummer bei den Cops hat«, lachte Mellow.
    Brown brummte.
    »Die hat er doch auch so. Wir sind ja schließlich ein ehrlicher Haufen. Oder nicht?«
    Es war keiner im Raum, der nicht seiner Meinung war.
    »Alte Spinne, rede weiter, oder muss ich dir erst das Maul mit Whisky schmieren?« Brown winkte der Bedienung. Er hatte sich schon die ganze Nacht auf ein kräftiges Glas Whisky gefreut. Mary kam, und stellte vor jeden ein Glas. Mellow setzte sich in Positur, er fühlte sich geschmeichelt, dass alle ihm so aufmerksam zuhörten.
    »Gibt nicht viel zu erzählen. Die zwei Neuen in unserem Laden glaubten wahrscheinlich, beim Chef damit einen Stein im Brett zu haben. Als der Lieutenant schon raus war, blieben sie im Saal bis alle weg waren, und meldeten sich bei MacDuff. Der holte den Lieutenant noch mal zurück.« Die Fahrer schüttelten ungläubig ihre Köpfe.
    »Ich weiß, dass ihr mich für einen Lügner haltet«, verteidigte sich Mellow. »Hab’s aber mit eigenen Augen gesehen. Sind dann am Abend rausgefahren. Bin dem einen nach. An der nächsten Ecke wartete der Cop auf ihn und stieg zu.«
    Die Führer murmelten erregt miteinander. »Vielleicht fassen die einen von den Räubern, wäre doch nicht
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