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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix
Autoren: Richard Montanari
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zurück und betrachtete dann das andere Foto in seiner Hand. »Sie ist entzückend«, fügte er hinzu. »Ein Luder. Das sehe ich auf den ersten Blick.«
    Pratt strich mit dem Finger sanft über die glänzende Oberfläche des Fotos. Er schien einen Augenblick lang in Gedanken zu versinken; dann steckte er das Foto in seine Hosentasche und wandte sich wieder dem Geschäft zu. »Wann?«
    »Jetzt«, erwiderte der Händler.
    Pratt war überrascht und zugleich entzückt. Damit hatte er nicht gerechnet. »Sie ist hier ?«
    Der Händler nickte.
    »Wo?«, fragte Pratt.
    »Ganz in der Nähe.«
    Gideon Pratt rückte seine Krawatte zurecht, zog die Weste über seinen dicken Bauch und strich über sein schütteres Haar. Er atmete tief ein, fand sein Gleichgewicht wieder und zeigte auf die Tür. »Sollen wir?«
    Der Händler nickte abermals und bat Diablo schweigend um dessen Erlaubnis. Diablo wartete einen Moment, nur um seine Macht zu demonstrieren, und trat dann zur Seite.
    Die drei Männer verließen den Club, gingen die South Street hinunter und bogen in die Orianna Street ein. Sie folgten der Straße, bis sie einen kleinen Parkplatz inmitten der Häuser erreichten. Auf dem Parkplatz standen zwei Fahrzeuge: ein verrosteter Lieferwagen mit getönten Scheiben sowie das neueste Modell eines Chryslers. Diablo hob eine Hand, trat vor und schaute durch die Fenster des Chryslers. Dann drehte er sich um und nickte. Pratt und der Händler gingen zum Lieferwagen.
    »Haben Sie das Geld?«, fragte der Händler.
    Gideon Pratt tätschelte seine Brusttasche.
    Der Blick des Händlers schweifte für den Bruchteil einer Sekunde durch die Lücke zwischen den beiden Männern, ehe er in die Manteltasche griff und einen Schlüsselbund herauszog. Bevor er den Schlüssel in die Beifahrertür des Lieferwagens stecken konnte, ließ er den Bund fallen.
    Pratt und Diablo blickten reflexhaft auf die Erde, ein wenig beunruhigt.
    Im nächsten, sorgfältig berechneten Moment bückte sich der Händler, um den Schlüsselbund aufzuheben. Doch statt ihn zu ergreifen, packte er das Brecheisen, das er am frühen Abend hinter das rechte Vorderrad geklemmt hatte. Kaum hatte er sich erhoben, wirbelte er herum und schlug die Eisenstange in Diablos Gesicht. Dessen Nase verwandelte sich in eine blutige Masse aus Fleisch und zerfetztem Knorpel. Es war ein perfekt berechneter und präzise geführter Schlag, der einen Mann außer Gefecht setzen, aber nicht töten sollte. Mit der linken Hand riss der Händler die Smith & Wesson an sich, die unter Diablos Hosenbund steckte.
    Diablos Blick war von Blut und Tränen getrübt, die ihm in die Augen schossen. Fassungslos und benommen stürzte er sich auf den Händler, von einem verstandlosen, animalischen Instinkt angetrieben. Bei seinem Angriff prallte er mit dem Griff der Smith & Wesson zusammen, die der Händler ihm mit seiner gewaltigen Körperkraft ins Gesicht hämmerte. Sechs von Diablos Zähnen fielen dem wuchtigen Schlag zum Opfer.
    Diablo brüllte vor Schmerz und brach auf dem geteerten Asphalt zusammen.
    Wie ein Krieger rollte er auf die Knie, hob zögernd den Blick und wartete auf den tödlichen Schlag.
    »Hau ab«, zischte der Händler.
    Diablo verharrte reglos. Sein keuchender Atem ging unregelmäßig. Er spuckte Blut und Schleim. Als der Händler den Hahn der Waffe spannte und den Lauf auf Diablos Stirn drückte, begriff dieser, dass es klug wäre, dem Befehl des Händlers zu folgen.
    Mühsam rappelte er sich auf, taumelte die Straße zur South Street hinunter und verschwand, ohne den Händler aus den Augen zu lassen.
    Der Händler drehte sich zu Gideon Pratt um.
    Pratt versuchte, eine bedrohliche Miene aufzusetzen, doch das war nicht seine Stärke. Er verspürte jene animalische Angst, die alle Mörder angesichts der grausamen Abrechnung ihrer Verbrechen vor den Menschen und vor Gott heimsucht.
    »Wer … sind Sie?«, fragte Pratt.
    Der Händler öffnete die Hecktür seines Lieferwagens und legte die Waffe und das Brecheisen in aller Ruhe auf die Ladefläche. Dann zog er einen dicken, harten Rindsledergürtel aus dem Wagen und schlang ihn um seine Fingerknöchel.
    »Träumst du?«, fragte der Händler.
    »Was?«
    » Träumst du?«
    Gideon Pratt war sprachlos.
    Für Detective Kevin Francis Byrne von der Mordkommission des Philadelphia Police Department war es eine rein rhetorische Frage. Er hatte Gideon Pratt lange Zeit beschattet und ihn dank hartnäckiger Ermittlungen in diese Falle gelockt; eine Szene, die sogar
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