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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto
Autoren: Richard Montanari
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rot färben, werden die Zeitungen schreckliche Dinge über mich schreiben.
    Glauben Sie kein Wort davon.
    Ich würde keiner Fliege etwas zuleide tun.

4.
    Sechs Tage später
    Sie sah ganz normal aus. In ihrer kindlichen, altjungfräulichen Art könnte man sie sogar als freundlich bezeichnen. Sie war einssechzig groß und brachte in ihrem schwarzen Spandex-Einteiler und mit den neuen weißen Reeboks vermutlich nicht mehr als fünfundneunzig Pfund auf die Waage. Sie hatte kurzes rotes Haar und hellblaue Augen. Ihre Finger waren schlank und lang, die Nägel gepflegt und nicht lackiert. Sie trug keinen Schmuck.
    Für Außenstehende war sie eine angenehme Erscheinung, eine sportliche Frau mittleren Alters.
    Für Detective Kevin Francis Byrne war sie eine Hexe, eine Kombination aus Lizzie Borden, Lucrezia Borgia und Ma Barker.
    »Ihnen fällt doch bestimmt etwas Besseres ein«, sagte sie.
    »Wie bitte?«, stieß Byrne hervor.
    »Der Name, den Sie mir insgeheim verpasst haben. Ihnen fällt doch bestimmt etwas Besseres ein.«
    Sie ist eine Hexe, dachte er. »Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen einen Namen verpasst habe?«
    Sie lachte ihr schrilles Cruella-DeVil-Lachen. »Ich mache diesen Job seit fast zwanzig Jahren, Detective«, erwiderte sie. »Man hat mir jeden erdenklichen Namen verpasst und sogar einige, auf die normalerweise kein Mensch käme. Man hat mich angespuckt, geschlagen und in Dutzenden Sprachen verflucht, einschließlich Apache. Es wurden Voodoo-Puppen nach meinem Vorbild angefertigt und Novenen für mein schmerzvolles Ableben gehalten. Glauben Sie mir, Ihnen wird keine Foltermethode einfallen, die man mir noch nicht an den Hals gewünscht hat.«
    Byrne starrte sie an. Er wusste nicht, dass er so durchschaubar war. Ein schöner Detective! Für Kevin Byrne war es die zweite Woche seiner dreimonatigen Physiotherapie in der Universitätsklinik von Pennsylvania. Ostersonntag war er in einem Keller im Nordosten Philadelphias aus nächster Nähe angeschossen worden. Obwohl die Ärzte davon ausgingen, dass er wieder völlig gesund wurde, hatte er schnell begriffen, dass Ausdrücke wie ›völlige Gesundung‹ sehr viel positives Denken erforderten.
    Die Kugel, die jetzt seinen Namen trug, war in seinen Schädel eingedrungen und hatte seinen Hirnstamm nur um einen Zentimeter verfehlt. Obwohl keine Nerven, sondern nur Gefäße beschädigt worden waren, hatte er eine fast zwölfstündige Schädeloperation über sich ergehen lassen müssen. Sechs Wochen hatte er in einem künstlichen Koma gelegen und fast zwei Monate im Krankenhaus verbracht.
    Besagte Kugel lag nun in einem kleinen Plexiglasbehälter, der auf seinem Nachttisch stand – eine makabre Trophäe, die ihm von der Mordkommission vermacht worden war.
    Die schlimmste Verletzung aber hatte nicht die Kugel verursacht, die in seinen Schädel eingedrungen war, sondern eine unnatürliche Drehung seiner unteren Rückenpartie, als er zu Boden gestürzt war. Bei dieser Verdrehung war sein Ischiasnerv eingeklemmt worden – jener lange Nerv, der zu beiden Seiten des Lendenwirbelbereichs durch den Po und die Oberschenkel bis hinunter in die Füße führt und das Rückenmark mit den Beinen und den Fußmuskeln verbindet.
    Die Liste seiner schmerzhaften Leiden war lang genug, doch im Vergleich zu den Schmerzen des Ischiasnervs war die Kugel, die in seinen Kopf eingedrungen war, eine kleine Unpässlichkeit. Manchmal hatte er das Gefühl, jemand würde ihm ein Tranchiermesser ins rechte Bein stoßen, über die untere Rückenpartie ziehen und unterwegs mit der Spitze in verschiedenen Wirbeln stochern.
    Er konnte seinen Dienst wiederaufnehmen, sobald die Ärzte grünes Licht gaben und er sich fit genug fühlte. Bis dahin war er krankgeschrieben. Er bezog volles Gehalt, ohne zu arbeiten, und bekam jede Woche eine Flasche Early Times von den Kollegen geschenkt.
    Die Verletzung des Ischiasnervs war zwar äußerst schmerzhaft, doch für Kevin Byrne waren Schmerzen nichts Unbekanntes. Seit er vor fünfzehn Jahren zum ersten Mal angeschossen worden war und beinahe in dem eisigen Wasser des Delaware River ertrunken wäre, hatte er unter unerträglicher Migräne gelitten.
    Jetzt hatte Byrne sich eine zweite Kugel eingefangen, die ihn von der Migräne befreit hatte. Obwohl er Migränepatienten nicht unbedingt einen Kopfschuss zur Linderung ihrer Leiden empfehlen würde, hätte er diese Behandlungsmethode auch nicht rundweg abgelehnt. Seit dem Tag, als er zum zweiten und hoffentlich
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