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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto
Autoren: Richard Montanari
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Zentimeter von Jessicas rechtem Fuß entfernt.
    »Verzeihung, was haben Sie gesagt?«
    Seine Augen funkelten wütend. »›Du zuerst, Schlampe‹, hab ich gesagt.«
    Jessica trat gegen die Dose. Trey Tarvers Gesichtsausdruck war unbeschreiblich. Er ähnelte dem von Wile E. Coyote in dem Moment, als diese glücklose Zeichentrickfigur begriff, dass sie über den Rand einer Klippe ins Bodenlose geflitzt war. Trey kippte um wie ein nasser Sack und schlug unterwegs mit dem Kopf gegen den Müllcontainer.
    Jessica schaute in seine Augen, vielmehr in das Weiße seiner Augen. Trey Tarver war außer Gefecht gesetzt.
    Ups.
    Jessica rollte ihn auf den Bauch, als endlich zwei Kollegen eintrafen. Keiner der beiden hatte etwas gesehen – und wenn, wäre es auch kein Problem gewesen: Trey Tarver hatte im Police Department keine große Fangemeinde. Einer der Kollegen warf Jessica Handschellen zu.
    »Ja«, sagte sie zu dem Bewusstlosen. »Ja, wir werden viel Spaß miteinander haben.« Sie legte ihm die Handschellen an und ließ sie zuschnappen. »Schlampe.«
    ***
    Nach einer erfolgreichen Jagd beginnt für Detectives eine Zeit der Erholung. Der Adrenalinspiegel sinkt; sie denken in Ruhe über den Einsatz nach, beglückwünschen einander, schätzen ihre Leistungen ein. In dieser Zeit erreicht die gute Laune einen Höhepunkt. Man trat aus der Finsternis wieder ans Licht.
    Jessica hatte zwei obermiese Typen zur Strecke gebracht. Niemand war zu Tode gekommen, und die einzige schwere Verletzung hatte ein Lumpensack davongetragen, der es nicht besser verdiente.
    Jessica war seit acht Jahren bei der Polizei. Die ersten vier Jahre war sie Streife gegangen; dann war ein längerer Einsatz bei der mobilen Streife gefolgt. Im April dieses Jahres war sie in die Mordkommission versetzt worden. In dieser kurzen Zeit hatte sie bereits zahlreiche Gräueltaten zu sehen bekommen. Da war die junge Latina, die auf einem unbebauten Grundstück in Northern Liberties ermordet worden war. Sie war in einen Teppich eingerollt, auf das Dach eines Wagens gepackt und im Fairmount Park abgelegt worden. Dann der Fall des jungen Mannes, der von drei Klassenkameraden in den Park gelockt, dort ausgeraubt und zu Tode geprügelt worden war. Und der Fall des Rosenkranzkillers.
    Jessica war nicht die erste oder einzige Frau in der Abteilung, doch immer, wenn eine Neue oder ein Neuer in die kleine, eingeschworene Gemeinschaft eines Dezernats kam, schlug ihm zunächst ein gewisses Misstrauen entgegen, bis er oder sie die Bewährungsprobe bestanden hatte. Jessicas Vater hatte es während seiner Dienstjahre bei der Polizei zu Ruhm und Anerkennung gebracht, doch sie hatte nicht das Ziel, in seine Fußstapfen zu treten, sondern eigene zu hinterlassen.
    Sie trafen sich im Melrose Diner, einer Imbissstube in der Snyder Avenue. Die vier bereits anwesenden Detectives – Tony Park, Eric Chavez, Nick Palladino und ein zusammengeflickter John Shepherd – rutschten von den Hockern, pressten die Hände gegen die Wand und zollten ihr auf diese Weise Anerkennung.
    Jessica musste lachen.
    Sie gehörte dazu.

3.
    Jetzt mag man sie kaum noch anschauen. Ihre Haut ist nicht mehr makellos, sondern wie zerrissene Seide. Die Blutlachen um ihren Kopf schimmern schwarz im düsteren Licht der Kofferraumbeleuchtung.
    Ich sehe mich auf dem Parkplatz um. Wir sind allein, nur wenige Schritte vom Schuylkill River entfernt. Wasser plätschert gegen den Kai – das ewige Metrum der Stadt.
    Ich nehme das Geld und lege es in die Falte der Zeitung. Ich werfe die Zeitung auf das Mädchen in dem Kofferraum des Wagens und schlage die Haube zu.
    Die arme Marion.
    Sie war wirklich hübsch gewesen. Ihre Sommersprossen hatten ihr einen eigenwilligen Charme verliehen, der mich an Tuesday Weld in High Time erinnerte.
    Ehe wir das Motel verließen, habe ich die Quittung zerrissen und die Toilette hinuntergespült. Und das Badezimmer habe ich sauber gemacht, obwohl es keinen Schrubber und keinen Eimer gab. Aber Not macht erfinderisch.
    Jetzt starrt sie mich an, und ihre Augen sind nicht mehr blau. Sie mag hübsch gewesen sein, mag vielleicht sogar das Idealbild weiblicher Schönheit verkörpert haben, aber egal – ein Engel war sie nicht.
    Die Lichter im Haus sind ausgeschaltet, der Bildschirm flackert. In den nächsten Wochen wird Philadelphia viel von mir hören. Man wird sagen, ich sei ein Psychopath, ein Irrer, eine teuflische Macht aus den Abgründen der Hölle. Wenn die Leichen auftauchen und die Flüsse sich
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