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By the way Greta

By the way Greta

Titel: By the way Greta
Autoren: Marya Stones
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und die Chucks.
    Aber was ziehe ich oben drüber an?
    Sie entschied sich für das zweite weiße T-Shirt, das sie dabei hatte - die geblümte Bluse schien ihr zu lieblich und sie würde dann noch ihre Strickjacke mitnehmen. Ein rascher Blick auf die Uhr: 6.30 Uhr. Also höchste Zeit, zu gehen.
    Grundsätzlich war Greta ein pünktlicher Mensch. Schon ihr Beruf erforderte das. Nur fünf Minuten Verspätung beim Einchecken für die Crew bedeutete, dass sie für den Flug nicht mehr eingesetzt werden konnte. Es wurden sofort die sogenannten „Stand-bys“ angerufen. Daher war es immer gut, ein wenig früher dran zu sein. Das galt natürlich nicht für ein Date. Aber es war ja kein Date, sagte sich Greta.
    Pünktlichkeit war nicht immer eine ihrer Stärken gewesen. Als Teenager und noch vor einigen Jahren mit etwa zwanzig oder zweiundzwanzig war sie eher großzügig mit der Zeit umgegangen - vor allem mit der Zeit anderer Menschen. Sie ließ andere auf sich warten. Sie war sich dessen nicht bewusst, dass sich andere Menschen ja auch nach der Zeit richten, wenn es um sie ging. Greta kam regelmäßig zu spät und dachte, es wäre cool, so busy und beschäftigt zu sein. Andere Menschen könnten überhaupt von Glück reden, wenn sie Zeit mit ihnen verbrachte und sich für ihre Welt interessierte. Kurz nach dem Abitur, Anfang zwanzig, war Greta der Meinung:
    Hier komme ich!
    Die Welt hat sowieso auf mich gewartet.
    Ich muss es mir nur nehmen.
    Eher ein unsympathischer Zug an ihr. Dass sie mit dieser Haltung ihre Umwelt und ihre Mitmenschen verletzte, war ihr nicht bewusst. Erst als sie sich dazu entschied, als Au-pair-Mädchen in die USA zu gehen, änderte sich einiges an Greta.
    Familie Petersen: Vater John, Ende dreißig, Mutter Barbara, Ende zwanzig, gebürtige Hamburgerin, schwanger mit dem dritten Kind und die zwei Mädchen - Sarah, sechs Jahre, und Marcie, vier Jahre alt. Plötzlich hieß es nicht mehr „Greta, hier komme ich! - Ich muss es mir nur nehmen!“. Jetzt hieß es, die Familie zu unterstützen, gemeinsam mit der Mutter die Kinder zu erziehen und den Haushalt zu organisieren.
    Familie Petersen war in Grunde eine absolut liebe Familie, gutbürgerlich, schönes Haus, zwei kleine Kinder und Barbara, die mit dem amerikanischem Leben und den Kindern überfordert war. Das äußerte sich in einem chaotischen Alltag, einem chaotischen Haushalt und einer Mutter, die regelmäßig hysterische Anfälle bekam. Barbara fing aus heiterem Himmel entweder an zu weinen oder zu schreien - und zwar so lange bis sie total erschöpft im Bett landete. Es gab keinerlei Planung. Weder für Einkäufe noch für Reinigung, Freizeitgestaltung, Essensabfolge oder Bettgehzeiten. Das alles blieb an Greta hängen. Eine echte Herausforderung, die Greta unbedingt meistern wollte.
    Boston war cool, the American way of life war cool und die Freiheiten, die Greta trotz des Chaos' in der Familie Petersen zugestanden wurden, waren auch total cool. Sie hatte ihr eigenes Auto, extra Taschengeld und extra Freizeit, um zur Schule zu gehen. Sie wollte auch Land und Leute kennen lernen. Dies alles wollte sie sich nicht entgehen lassen. Sie wollte nach Deutschland zurückkehren und sagen können: Ich war ein Jahr in Amerika, in Boston!
    Vorerst hieß es aber, sich selbst, die Kinder, den Haushalt und vor allem Barbara zu organisieren.
    Nachdem Greta die ersten sechs Wochen im Chaos mitgelebt und dieses Chaos vor allem erlebt hatte, wusste sie, sie konnte nur überleben, wenn sie bei sich selbst anfangen würde. Die anderen Lösungen schienen Greta dann doch zu abwegig:
    Abhauen und durch die USA trampen?
    Das war ihr zu gewagt. Dazu fehlte ihr der Mumm.
    Aufgeben und heimfliegen?
    Eine Memme und ein Loser war sie nicht.
    Nichts unternehmen und selbst hysterisch werden?
    Das war nur noch uncool!
    Okay, dann also an die Arbeit.
    Es fing damit an, den Tag zu organisieren. Greta übernahm es, die Kinder aus dem Haus zum Kindergarten und zur Schule zu bringen. Sie übernahm auch die Einkäufe. Sie erledigte Wäsche und Haushalt. Sobald der Vormittag organisiert war, machte sie sich gemeinsam mit Barbara an die Nachmittagsplanung. Dieser Punkt war Greta ganz besonders wichtig geworden. Und das Thema Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit erledigte sich schließlich wie von selbst. Aber nicht immer klappten die Dinge so wie geplant, vor allem zu Beginn.
    Als Barbara und Greta sich in den ersten Wochen einmal nicht genau abgesprochen hatten und das Petersen-Chaos noch
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