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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck
Autoren: Helga Jursch
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Verdauung nicht ganz stabil ist und ich Zwischenfälle im Bus wirklich nicht brauchen kann. Die Apotheken sind winzig, aber es gibt alles zu kaufen, für einen Bruchteil der deutschen Preise. Und gutes Zeug, es hat sofort gewirkt.
    Wir kommen zur Pindaya -Höhle. Diese Tropfsteinhöhle befand sich einst im Urwald, der durch Abholzung zur Steppe geworden ist. In dieser Höhle befinden sich über 8.000 Buddhas. In schreienden Farben ist davor die Figur eines Prinzen dargestellt, der mit Pfeil und Bogen auf eine riesenhafte, böse grinsende Spinne zielt. So zumindest beginnt die Sage. Nach dem Schuss fiel die Spinne aber nicht tot um, sondern verwandelte sich in eine schöne Prinzessin. Die Höhle ist sehr beeindruckend. Schmal und hoch. Das Dunkel und die goldglänzenden Buddhas. Einige Leute murmeln betend vor sich hin, was dem Ganzen eine geheimnisvolle Stimmung gibt.
    Die Fahrt geht mühsam weiter. Wir legen heute nur relativ wenig Wegstrecke zurück, aber die Straße ist so schlecht, oder vielmehr die Bauarbeiten so umfangreich, dass wir teilweise nur im Schritttempo vorwärtskommen. Beim Straßenbau ist alles bis auf das Planieren Handarbeit. Steine werden sortiert und in immer feineren Schichten aufeinander aufgebracht. In längs aufgeschnittenen Blechtonnen kokelt auf Holzfeuer der Teer vor sich hin. Ohne irgendwelche Schutzvorrichtungen wird der Teer in eine Art Gießkanne eingefüllt, mit dem dann die BauarbeiterInnen schnell über die Steine rennen und Streifen um Streifen, Schicht um Schicht, aufbringen.
    Nachmittags kommen wir an den Inle -See. Kaum dass wir unsere Zimmer bezogen haben, machen wir uns auf zum Weingut. Dieses liegt am Berg. Dort wachsen die Reben. Im Tal wächst das Zuckerrohr, das mit seinen weißen, fedrigen Rispen sehr schön aussieht. Dahinter liegt der See, der von Bergen gesäumt wird, hinter denen die Sonne untergeht. Die ideale Kulisse. Um sie schön genießen zu können, gibt es eine Aussichtsterrasse. Das Weingut gehört einem Burmesen und wird von einem Franzosen geführt. Die Anlage ist vom Feinsten. Der Besitzer hat weder Mühen noch Kosten gescheut, um die allerneuesten und ausgefeiltesten Geräte nach Burma bringen zu lassen. Eine Liebhaberei, denn der Ertrag ist ziemlich gering. Beim Panoramablick machen wir eine Weinprobe. Die Weine sind nicht mein Fall, obwohl sie qualitativ gut sind, sagen unsere Fachleute. Doch die Stimmung hoch überm See ist unbezahlbar. Wir sitzen eine ganze Weile gemütlich beisammen, bevor wir gehen.
    Da unser Durchmarsch durch das Land eher einer Flucht als einer Reise gleicht, hatte ich es bisher auf den Reiseplan geschoben, dass wir nach dem Abendessen unverzüglich aufgestanden und gegangen sind. Aber das ist hier so üblich. Wenn Gäste trödeln, scheppert das Personal deutlich mit dem Geschirr, gähnt, fängt an, die Lichter auszumachen. Restaurants schließen üblicherweise um acht Uhr. Kneipen oder Ähnliches gibt es nicht. Touristen lässt man gnädigerweise bis neun gewähren, dann wird aber gescheppert. Nachtleben ist inexistent, allerdings vermisse ich es weiter nicht. Was ich hingegen sehr vermisse, ist Tee. Tee gibt es nicht. Oder vielmehr doch, denn der wächst sogar hier. Aber man kann ihn nicht bestellen. Es gibt immer ein Tässchen als Gratis-Dreingabe. Doch irgendwo hingehen und nur Tee trinken ist nicht üblich. Ich habe es versucht. Ich habe mir einen Liter Tee bestellt und ihn genüsslich getrunken. Geht doch! Doch der Gastwirt hat sich geweigert, mir den Tee zu berechnen. Geht also doch nicht, wenn man nicht ganz kaltschnäuzig ist.
    Auch hier ist es so kalt, dass ich nicht einmal lesen mag. Jetzt hätte ich Zeit, meine Einträge zu vervollständigen, aber ich kriege die klammen Finger nicht auseinander. Natürlich decke ich mich mit zwei Bettdecken zu. Natürlich reicht mir das nicht.

8. Januar 2013

Um den See herum, aber zack, zack!
    Im Morgengrauen nehmen wir in Fünfergruppen die hier üblichen schnellen Langboote, um den Tag auf dem See zu verbringen. Es ist kalt. Arschkalt. Doch die Kälte, die dem rückwärtigen Körperteil so zusetzt, sorgt für eine zauberhafte Stimmung. Nebel liegt über der Landschaft, der See dampft. Ich bin zwar dick eingepackt und habe mich auch in die Decke gewickelt, die im Boot liegt, aber in den letzten Tagen hatte ich immer wieder den Wunsch nach einem Ganzkörper-Thermoanzug. Während wir über den See brettern, geht die Sonne langsam auf. Dann sehen wir sie, die berühmten Einbein
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