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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck
Autoren: Helga Jursch
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Jahren wird kein Mensch mehr die Höhlen betreten dürfen, weil die Malereien viel zu wertvoll sind, um jeden reinzulassen. Aber wir dürfen vorläufig alles.
    Hier gibt es auch Affen und Frauen, die Affenfutter verkaufen. Heikle Geschichte, denn die Leute, die Futter kaufen, werden von den Affen angesprungen. Davon abgesehen, dass sie nicht sehr gesund aussehen, haben sie ein schreckliches Gebiss.
    Es geht weiter zu einer Schlucht, in der eine Stadt in den Fels gehauen wurde. Zwar nicht so elaboriert wie in Petra, aber doch insgesamt alles in allem sehr beeindruckend. Dann brettert der Gardinchenbus wieder zurück und unser feuerroter Bus bringt uns zum Kitschtempel. Jetzt können wir alles gemütlich begutachten und fotografieren. Diese Pagode ist ganz anders als alle anderen Pagoden und geschmacksmäßig so abgedreht, dass sie schon wieder richtig gut ist. An bunten Gebäuden im Zuckerbäckerstil befinden sich nicht nur Verzierungen und Buddhas in Hülle und Fülle, sondern auch Friese, wo knallbunte Figuren Szenen aus dem Leben darstellen – bis zum heutigen Tage. So werden historische Dschingis -Khan-Krieger und Anzugträger mit Aktentasche gemeinsam dargestellt.
    Wir haben nun eine lange Fahrtstrecke vor uns und werden nicht zu Mittag essen, weil es auf der Strecke kein vertrauenswürdiges Restaurant gibt. Deshalb decken wir uns auf einem kleinen Markt mit Proviant ein: Mandarinen, einer Art ortsüblicher Erdnussflips und einem Obst, das laut Ko Ko Pflaumen sein soll. Es sind grüne, pflaumengroße Früchte, die der Konsistenz und dem Geschmack nach Äpfel sind und einen Pflaumenkern haben. Außerdem lässt Ko Ko mir eine Betelnuss zusammenstellen. Mit Kalk, Betelnuss, Lakritze und einigen guten Kräutern für die Gesundheit. Ich kaue los und bekomme sofort wildes Herzklopfen. Geschmacklich ist sie für mich keine Offenbarung, eher etwas zum Abgewöhnen. Scharf und bitter, trotz Luxusausführung. Kurz danach fühle ich mich ziemlich schlaff.
    Wir kommen zu den Heiligen Bergen von Sagaing . Hier stehen viele Meditationsschulen für gestresste Westler. Man kann sogar ein Meditationsvisum beantragen. Der erste Punkt ist die Kaungmudaw -Pagode, der größte massive Ziegelbau der Welt. Sie hat eine außergewöhnliche Form. Der Legende nach gab der König eine Pagode in Auftrag und war dann mit Krieg und ähnlichen Dingen beschäftigt. Der Baumeister fragte also die Königin, wie die Pagode aussehen solle und die Königin sagte „So“ und entblößte ihre sehr üppige und sehr wohlgeformte Brust. Und so sieht die Pagode tatsächlich aus. Natürlich wurden wieder Gold, Spiegelfliesen und Edelsteine ohne Ende verwendet.
    Wir steigen in Pickups um und fahren in die Hügel von Sagaing , wo es Hunderte von Pagoden gibt. Wir schauen zwei davon an. Danach besuchen wir ein Nonnenkloster. Buddhistische Nonnen scheren sich, genau wie die Mönche, den Kopf. Haare verlangen zu viel Aufmerksamkeit, also weg damit! Nonnen und Mönche leben unter gleichen Bedingungen, mit dem Unterschied, dass die Frauen sich ihr Essen nicht erbetteln müssen. Die Nonnen sammeln sich zum Gebet. Eine Katze schleicht durch den Raum und schmust mit den Touristen. Ein kleines Nönnchen, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, rezitiert mit ungeheurer Inbrunst das Gebet mit der Bitte darum, dass alle Wesen glücklich sein mögen. Die Oberin kommt. Sie muss gestützt werden und hört nicht mehr gut. Ansonsten ist sie aber gut drauf. Sie ist schon 96 Jahre alt.
    Zum Schluss besuchen wir noch eine Schnitzerei und Stickerei. Es ist der helle Wahnsinn, was dort geboten wird und welch künstlerisch wertvolle Arbeiten hier entstehen. Was die Schnitzer einem Stück Holz für vielschichtige Geschichten zu entlocken vermögen! Was man mit Nadel und Faden für heiße Storys auf einen Stoff bannen kann!
    Wir kommen in Mandalay an. Eine ziemlich westliche wirkende und quirlige Stadt mit Flair. Sie ist kaum größer als Pokokke , aber es ist eine völlig andere Welt. Der Kaiserpalast besticht durch seine Größe. Er befindet sich genau in der Stadtmitte und nimmt ein Quadrat von zwei mal zwei Kilometern ein. Vom Palast ist so gut wie nichts übrig. Was Eindruck schindet, ist die imposante Mauer mit dem breiten Wassergraben drumherum . Wir beziehen in der Nähe des Palastes ein vorzügliches Luxushotel, denn in Mandalay gibt es keine Mittelklasse. Entweder miese Absteige oder Luxuskasten.

4. Januar 2013

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