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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck
Autoren: Helga Jursch
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der Regenzeit überflutet sind, während auf der anderen Seite Steilfelsen sind. Sie sehen ganz unberührt aus, auf dem einen oder anderen steht eine Pagode.
    Immer wieder begegnen uns Lastkähne, voll beladen mit Tropenholz. Diesen Anblick kann ich kaum ertragen. Die Sandbänke haben es in sich, und der Kapitän muss im Zickzack fahren. Immer wieder drosselt er massiv die Geschwindigkeit, und die Matrosen müssen mit Stangen die Wassertiefe messen. Ungezähmtes Gewässer eben. Das wird sich aber bald ändern, weil die Chinesen an der Quelle einen riesigen Stausee bauen wollen. Das ist unter anderem deshalb keine gute Idee, weil noch nicht mal 100 Kilometer davon entfernt zwei bewegungsfreudige Kontinentalplatten aneinanderstoßen. Wenn der Staudamm dann beim Erdbeben brechen sollte, würde die Flutwelle alle wichtigen Städte und große Teile des Landes vernichten.
    Mit erheblicher Verspätung kommen wir in Pokkoke an. Obwohl Pokkoke etwa 200.000 Einwohner hat, gibt es keinen Anlegesteg. Der Kapitän fährt an die Botanik heran, die Matrosen schlagen zwei Bambusstangen in den Boden ein, Seile drum, Bretter ausgelegt, und mithilfe diverser junger Männer steigen wir an Land.
    Pokkoke ist ein riesiges Dorf mit ganz einfachen Häuschen, in dem einige moderne Glaspaläste, hauptsächlich Banken, wie Fremdkörper wirken. Neben unserem Busparkplatz suhlen sich Schweine, sie können hier noch Tageslicht und Ansprache bekommen und sich ihrer Natur gemäß verhalten. So schwer die Lebensbedingungen für Menschen hier sind: Würde ich als Nutztier zur Welt kommen, würde ich mir wünschen, in Burma zu leben.
    Wir gehen in ein Lokal und nehmen unser Mittagessen schnell ein. Der Busfahrer hat den Auftrag, Gas zu geben, aber das geht in Asien einfach nicht. Entweder sind die Straßen überfüllt oder schlecht. Oder beides. Wir haben noch ein ordentliches Stück Weg vor uns. Schließlich wartet noch der größte Stehende Buddha samt Buddhafeld auf uns, und dann wollen wir noch zur Thanbodi -Pagode, in der sich annähernd 600.000 Buddha-Statuen befinden sollen und die so kitschig sein soll, dass sie schon wieder gut ist. Aber wir werden in die Dunkelheit kommen, was wiederum nicht gut ist. Was wiederum die Schuld der Ballonfahrer sein soll. Die Stimmung wird ungut, aber glücklicherweise legt sich das bald.
    Wir gucken uns den größten Stehenden Buddha (140 Meter hoch) an und den potenziellen größten Liegenden Buddha (ein ellenlanger Steinblock, von dem nur die riesenhaften Füße fertig sind). Rundherum stehen jede Menge gestifteter Buddhas, von denen für jeden ein Banyan -Baum gepflanzt wird. Dann wird es schon dämmrig und die Kitschpagode schließt ohnehin. Einer unserer Busfahrer ruft in der Pagode an und schafft es, die Kassierer zu überreden, den Tempel länger offenzulassen. Diejenigen, die gerne fotografieren möchten, motzen. Es ist schon zu dunkel für gute Bilder. Wir kommen an der Thanbodhi -Pagode an, die eine Kitschorgie vom Allerfeinsten bietet. Ich bin begeistert. Eine Mischung aus Disneyland und Zuckerbäckerstil. Genau, als wir den Tempel betreten wollen, legt ein Stromausfall alles lahm. Also war's nichts. Wir dürfen aber am nächsten Tag ohne nochmals zu zahlen wiederkommen. Dann fahren wir weiter nach Monywa. Eine gesichtslose Stadt, in der wir lediglich übernachten.

3. Januar 2013

Religiöser wird's nicht
    Aufstehen um fünf, denn wir müssen schließlich den gestrigen Tempel nachholen. Zunächst fahren wir aber zu den Sandsteinhöhlen von Hpo Win . Dazu nehmen wir einen kleineren einheimischen Bus, da die Strecke für unseren schönen Bus zu schlecht ist. Der Ersatzbus ist mit Rüschen, Gardinchen und religiösen Bildchen dekoriert. Der Fahrer fährt so, als würde er den göttlichen Kräften die Verantwortung für das Gelingen der Fahrt übertragen. Es geht über wackelige Brückchen, die mir den Schweiß ausbrechen lassen, obwohl das lediglich ein Symptom für mein mangelndes Gottvertrauen ist. Aber Gott meint es gut mit uns und wider meines Erwartens stürzt keine Brücke ein. Wir fahren durch ein Kupferabbaugebiet, das eine zerstörte Mondlandschaft hinterlassen hat. Ein paar Sonnenblumenfelder kommen noch, dann wird's vollends verlassen und karg.
    Wir gelangen zu den Sandsteinhöhlen. Über vierhundert in den Sandstein getriebene Höhlen laden zur Meditation ein. Nicht nur deren Eingänge sind sehr reich verziert, sondern auch die Höhlen selber sind mit religiösen Szenen bemalt. In ein paar
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