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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck
Autoren: Helga Jursch
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Gewürze, Röstzwiebeln, Eier. Das burmesische Essen ist eine Mischung aus chinesischer und indischer Küche: Wokgerichte und Currys. Es ist sehr mild. Dazu bekommt man aber immer ein Schüsselchen mit Chili und Riesenmengen Knoblauch. Mir ist es insgesamt zu fad, speziell wenn man die Küche mit der der Nachbarländer China, Indien und Thailand vergleicht. Andererseits: Wer immer Hunger hat, dem schmeckt alles. Und wenn immer alle alles essen, muss die Hausfrau mit ihren Beständen sorgsam umgehen und kann es sich nicht leisten, herumzuexperimentieren. Trotzdem würden etwas Salz und ein paar Kräuter hier und da für mich eine signifikante Verbesserung bewirken.
    Nach dem Frühstück fahren wir zum Mount Popa . Auf dem Weg dorthin landen wir bei einer landwirtschaftlichen Manufaktur. Sie wirkt sehr einfach und sauber. Hier wird Palmschnaps gebrannt und Erdnussöl gepresst. Außerdem werden Süßigkeiten aus Palmzucker, Erdnüssen und Sesam gemacht. Ein Rind trottet unermüdlich im Kreis und presst das Öl aus den Erdnüssen. Für drei Liter Öl muss der Ochse zwei Stunden laufen. Der Palmhonig wird gewonnen, indem man die männlichen Blüten der Pflanze abschneidet. Der austretende Saft wird aufgefangen und fängt von alleine in großen Krügen an zu gären. Diese Maische wird auf einfachste Weise gebrannt. Auch werden hier sehr hübsche Gegenstände aus Palmenblättern hergestellt.
    Der Mount Popa ist ein erloschener Vulkankegel, der sich aufgetürmt hat und spektakulär aussieht. Außerdem ist er die Heimat der offiziellen Nats , also der Geister. Als der Buddhismus eingeführt wurde, hat man versucht, die Nats auszurotten. Als das nicht ging, hat man 37 von ihnen in den Buddhismus integriert, die auf dem Mount Popa wohnen und unter Buddhas Oberhoheit aktiv sind. Parallel existieren aber weiterhin Tausende Nats im Volk. Um den Mount Popa zu erklimmen, muss man 777 Treppenstufen steigen, die voller Händler und diebischer Affen sind. Sämtliche religiöse Stätten müssen barfuß betreten werden, was am Ende des Tages für abenteuerlich dreckige Füße sorgt. Um dem abzuhelfen, gibt es hier viele Elendsgestalten, die gegen eine kleine Spende die Treppen putzen. Ich habe nur noch großes Geld und will von einem Treppenputzer mit einem dicken Geldbündel Wechselgeld haben. Ich überlege, wie ich das dem Mann verklickern soll. Das ist aber nicht nötig, denn er kann ziemlich gut Englisch. Ganz offensichtlich ein ehemaliger sogenannter Volksschädling, dem die Militärs die Zukunft zerhäckselt haben .
    Oben auf dem Berg stehen die Nat -Schreine. Am besten gefällt mir der Nat Boe Ming Khang . Das war ein Mönch, der vor noch nicht allzu langer Zeit gestorben ist oder auch nicht, so genau weiß das keiner. Buddha wird in etwa 30.000 Jahren als Mettheya wiedergeboren. Und das will dieser Boe Ming Khang ebenfalls erleben. In seiner jetzigen Inkarnation. Er hat also fleißig meditiert und sich immer öfter entmaterialisiert. Irgendwann war er ganz weg. Er hat sich aber im Nat -Reich, in dem er sich jetzt befindet, den Wecker gestellt, damit er rechtzeitig in seinen Körper zurückkehren und die Ankunft Buddhas erleben kann. Für diesen Fall hat man ihm schon mal ein Bett aufgestellt, bezogen mit Hello -Kitty-Bettwäsche.
    Nats können beschworen werden. Dazu benötigt man Nat -Bräute, sogenannte Nat Gadaungs . Die Nat Gadaungs können auch Männer sein, müssen sich aber als Frau verkleiden. Irgendwann fängt der Nat an, sich durch die Nat Gadaung zu manifestieren. Gute Nat Gadaungs schaffen es, diesen Effekt zu multiplizieren und sich die Nats durch viele Personen manifestieren zu lassen. Alles, was sie nun tun oder sagen, unterliegt nicht ihrer Verantwortung, sondern ist Nat -gesteuert. Man kann also ungestraft die Sau rauslassen. Dieses gesellschaftliche Ventil ist sehr wichtig und so ähnlich wie bei uns der Karneval, nur dass Nat -Zeremonien im Schnitt viel häufiger stattfinden. Gute Nat Gadaungs werden hoch verehrt und sind steinreich.
    Heute Nachmittag haben wir frei und ich habe endlich Zeit, Dinge aufzuschreiben, zu denen ich bisher nicht gekommen bin.
    Zum Bildungswesen: Das gibt es nicht. Die Militärs haben ganze Arbeit geleistet. Hier spricht kaum jemand Englisch, obwohl sich das gerade ändert. Fremdsprachen führen angeblich dazu, dass Leute blöde Ideen bekommen. Und so gelang es den Machthabern, in einer ehemals englischen Kolonie die Englischkenntnisse auszurotten. Universitäten hielten sie ebenfalls
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