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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot
Autoren: Gabriel Barylli
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eine Handbreit höher rutscht und daß ihre Oberschenkel durch das Holz unter ihr etwas breiter werden.
    Sie stützt sich mit ausgestreckten Armen auf die Tischplatte, um nicht abzurutschen - ein Bein schlägt sie über das andere, und die schwarzen Strümpfe, die sie trägt, schimmern leicht durchsichtig und singen, wenn sie aneinanderreiben - ihr Hals ist leicht gebogen, und ihr Mund lächelt mit halb offenen Lippen -sie hat kurz mit ihren weißen Zähnen über ihre Unterlippe gestreift, und die ist jetzt noch ein bißchen feucht und glänzend wie ein Rosenteich im Serail, auf dem der Vollmond seinen Spiegel liebt.
»Im heißen Tempel deines Rosenmundes verberg
                                    ich meine stille Glut –
das Feuer deiner Kohlenaugen erweckt in mir des
                                                Löwen Mut ...«
    sagt der Dichter -Aus!
    Schluß damit!
    Nie wieder besoffen sein! Nie wieder zwischen den Zeilen lesen!
    Nie wieder arabische Gedichte über eine alltägliche Küchensituation stülpen - nie wieder, nie wieder -nie!
    Aber an diesem Abend war es so - und es war schön. Es war so schön - so schön! -
    Ich stand an den Türbalken gelehnt und sah sie an und sagte nichts. Sie sah mich an, und wir schwiegen eine halbe Ewigkeit.
    »Viele Menschen hier«, hörte ich auf einmal ihre Stimme, und dann zogen wir unsere Mäntel an, und ich nahm die Kassette mit »Genova per noi« und fuhr mit ihr durch die Stadt. Und dann landeten wir in diesem Park, in dem dieser kleine See liegt, in dem sich die gelben Parklampen so spiegeln, und dann machte ich die Autotüren auf, und dann tanzten wir zu unserem Lied, bis wir nicht mehr bemerkten, daß das Band abgelaufen war und es schon zu dämmern begann.
    Das alles waren achtundneunzig Prozent.
    Und warum das alles - um sie zu erobern - um der einzige zu sein - um durch das Burgtor durchzubrechen
    - um sie zu spüren - um sie zu haben - allein zu haben
    - für immer zu haben -
    Nie wieder - nie wieder achtundneunzig Prozent!!! Keine Frau auf dieser Welt ist fähig zu antworten.
    Ich meine - keine Frau auf dieser Welt ist fähig, in einem menschlichen Rhythmus auf Angebote ihrer Umwelt eine angemessene Reaktion zu setzen. »Flexible response« heißt das -Ich schieße eine Rakete -Du schießt eine Rakete -
    Das nenne ich angemessen - aber nein - sie tun nichts! Das heißt, wenn sie wenigstens »nichts« tun würden! Im Gegenteil - sie bieten sich an wie Holzenten!
    Mit jeder Geste und jedem Wort - mit achtundneunzig Prozent plus zwei Prozent sagen sie: »Los - schieß alle deine Raketen auf einmal ab - mal sehen, was passiert!!!«
    Und dann schießt man sie ab - alle auf einmal. Bloß, weil an so einem verfluchten Abend keine andere da ist, die auch ein paar Treffer erhalten möchte!
    Ich weiß nicht, wann das begonnen hat, ich weiß es nicht -
    Ich weiß nur - ich höre damit auf! Auf für immer und für ewig - für den Rest des Universums höre ich auf damit - weil dieses Verhalten eines denkenden Menschen unwürdig ist - und da liegt nämlich auch der Haken - beim Denken - Frauen können nämlich nicht denken - sie tun nur so, als könnten sie denken - und wenn sie einmal denken sollten - dann denken sie nur uns zuliebe, wie sie so tun könnten, als dächten sie -weil sie genau wissen, daß wir denken können - also tarnen sie sich mit denkähnlichen Äußerungen, damit wir meinen, sie seien Menschen - Frauen sind aber keine Menschen - sie sind nicht einmal Tiere - bei einem Tier erkenne ich ja schon von weitem: »Aha -ein Tier«!
    Frauen aber sind menschenähnlich, und das ist das Teuflische - sie sind Teufelsfallen für Männer auf der Suche nach menschlichen Beziehungen!!!
    Ich habe damit nichts mehr zu tun, ich bin darüber hinaus. Ich erkenne und ich weiß, daß ich aufgrund körperlicher Anziehungskraft mit einem Menschen mein Leben geteilt habe - besser gesagt - zerteilt habe, bis von dem, was ich bin, von dem, was mich ausmacht, nichts mehr übriggeblieben ist.
    Ich habe mich über einen Korb mit Kätzchen gebeugt, um sie zu streicheln, und habe erkennen müssen, daß es ausgewachsene menschenfressende Berglöwen waren, die nach meinem Herz trachteten! Nach meinem Herz, nach meinem Wesen, nach meiner Seele! Ich habe den Hexenspuk durchschaut und drei Kreuze geschlagen. Auf und davon über den Fluß und in die Wälder, wo der Mann noch der Mensch ist, der er ist. Gut
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