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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Autoren: Christine Rath
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schönen Tisch im ›Rosmarin‹ für zwei Personen auf 19.30 Uhr, ja? Und fahren Sie bitte nachher noch in der Seestraße in Nußdorf vorbei und fotografieren das Objekt 415. Wenn es geht, bevor es dunkel ist und von allen Seiten, auch den Garten – das werden Sie wohl hinbekommen?«
    »Klar, Herr Aschenbrenner, das mache ich gerne auf dem Heimweg.«
    Was für ein Glück, dass ich nicht nur meine Kamera, sondern auch den Mini dabei habe und bei diesem Nebel nicht den ganzen Weg nach Nußdorf hinaus radeln muss.
    »Vergessen Sie nicht, das Exposé für die Rütlis zur Post zu bringen«, bellt er mir noch hinterher. Aber da habe ich die Bürotür bereits hinter mir geschlossen und atme tief durch. Wie ich mich auf meinen Feierabend freue. Ein Gläschen Rotwein und eine Tafel Schokolade auf dem lila Sofa, eine Jogginghose und eine Entspannungsmaske – mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein. Ich überlege gerade, ob ich mir nach der Arbeit in Monis Bücherstube einen spannenden Krimi besorgen soll, als mein Handy in der Handtasche eine SMS vermeldet. Handys auf dem Schreibtisch sieht Herr Aschenbrenner nicht gerne, und so muss es ein Schattendasein in meiner überfüllten Handtasche fristen. Meistens gehe ich nicht ran, denn Herr Aschenbrenner mag private Telefonate während der Arbeitszeit noch weniger. Doch jetzt bücke ich mich und fummle das Handy heraus, in der Hoffnung, dass er das Büro nicht gerade jetzt betritt, weil ihm noch etwas Wichtiges einfällt. Viel wichtiger als das, was ich gerade lese, kann es gar nicht sein.
    ›Hallo, meine Süße, denkst du an die Modenschau heute Abend? Pünktlich um 19 Uhr hole ich dich ab, freu mich. Leon.‹
    O Gott, wie konnte ich das nur vergessen! Wahrscheinlich habe ich den Gedanken daran einfach verdrängt.

Kapitel 2
Das Weingut
     
    Eigentlich liebe ich Modenschauen, und könnte ich mit Nini gehen, wäre das sicher eine Supersache. Normalerweise freue ich mich auf einen Abend mit meinem Herzallerliebsten, aber heute kann ich das beim besten Willen nicht. Ich weiß nämlich, dass seine ganze Familie dabei sein wird, und diese Vorstellung verursacht mir eine Gänsehaut. Leon und ich sind seit drei Jahren zusammen, und noch immer haben sie nicht akzeptiert, dass ich seine Freundin bin. Leon ist 42 und quasi der Thronfolger eines der größten Weingüter hier am Bodensee. Er war ein paar Jahre mit einer ›Weinkönigin‹ verheiratet und hat seit seiner Scheidung mehr oder weniger à la carte gelebt, bevor wir beide uns – natürlich auf einem Weinfest – kennenlernten. Für seine Familie bin ich als alleinerziehende Mutter natürlich nicht standesgemäß, ganz zu schweigen davon, dass seine Exfrau Lisa die absolute Traum-Schwiegertochter für seine Mutter Katharina war.
    Ich verstehe durchaus, dass sie stolz auf ihren Betrieb sind. Das alte Weingut mit einem traumhaften Seeblick liegt nämlich völlig allein inmitten von Weinbergen zwischen Hagnau und Meersburg. Die Bodenseeweine sind schon etwas Besonderes. Die große Wassermasse des Sees wirkt wie ein Wärmespeicher, der die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und zwischen Sommer und Winter ausgleicht und für ein fast mediterranes Klima sorgt. Die Wasseroberfläche spiegelt einen Teil der Sonnenenergie in die Rebhänge und heizt dadurch den Boden auf, was den Reben guttut. Angeblich ist das Weinanbaugebiet hier das höchste in ganz Deutschland, und da es nicht allzu groß ist, gibt es natürlich nicht viel Wein, der in den Handel kommt, also ist er wegen seiner Güte sehr gefragt. Leon gerät jedes Mal ins Schwärmen, wenn er über die idealen Bedingungen für den Weinanbau spricht. Neulich erst hat er mir mit leuchtenden Augen erzählt, dass in der Eiszeit hier ein Gletscher war, der Boden also eiszeitliche Endmoräne ist, durchzogen mit sandigem Lehm. Das hält die Feuchtigkeit, und so bekommen die Reben sogar in ganz trockenen Sommern, in denen es nicht viel regnet (gibt es die überhaupt?), keine Probleme durch mangelnde Feuchtigkeit. So genau verstehe ich das aber nicht. Ich weiß nur, dass die Weine himmlisch schmecken und die Familie Römfeld bereits in der dritten Generation überaus erfolgreich Wein anbaut.
    Der Opa von Leon hatte das riesengroße Glück, nach dem Krieg in dieser tollen Lage einige Grundstücke mitsamt einem imposanten Gebäude aus den Zwanzigerjahren für einen Schnäppchenpreis zu erwerben. Er war sicher ein cleverer Geschäftsmann, denn er konnte die wenigen Weinbauern
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