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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Autoren: Christine Rath
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überlegt sich vielleicht, wie ich mir das leisten kann.
    »Das weiß ich leider nicht«, erwidert sie, aber als ich mich verabschieden will, fällt ihr doch noch etwas ein.
    »Es könnte natürlich das Haus der alten Frau Lange sein. Die ist vor Kurzem gestorben und, soviel ich weiß, gehört das Haus jetzt einer Erbengemeinschaft. Es ist das Haus am Ende der Straße.« Mit diesen Worten dreht sie sich um, um sich wieder ihrem Rechen zu widmen. Am Ende der Straße? Ich verfluche meine Pumps, denn meine Füße sind jetzt schon eiskalt, aber wer trägt denn im Mai noch Stiefel? Ich wünschte, ich hätte jetzt welche an. Nur noch ein paar Fotos von dem alten Schuppen gemacht und dann ab nach Hause und unter die warme Dusche. Als ich die Straße so entlanglaufe, denke ich, wie schön es hier ist. Und himmlisch ruhig. Man kann förmlich hören, wie die Wellen des Sees ans Ufer plätschern.
    Rechts und links stehen große Bäume, die trotz des späten Frühlings schon Blüten tragen. Hier kann man radeln, sicher bis Unteruhldingen, an den Pfahlbauten vorbei. Ich nehme mir das für den Sommer fest vor. Die wenigen Häuser hier sind alle zwar alt, aber sehr gepflegt und die Gärten wunderschön eingewachsen. Ich kann kaum den Blick vom See wenden, denn dieser hat heute eine herrliche Farbe in verschiedenen Grautönen, passend zum Himmel. Da spielt das Wetter fast keine Rolle mehr. Inzwischen bin ich am Ende der Straße angelangt und stehe vor einem alten, gelben Haus mit schmucken weißen Fensterläden. Das muss es sein. Objekt 415, was für ein schrecklicher Name. Ich würde es ›Butterblume‹ nennen, denn dieser Name schießt mir augenblicklich durch den Kopf, warum, weiß ich nicht. Ich öffne das kleine Gartentor und trete näher. Gut, der Garten ist in einem erbarmungswürdigen Zustand, aber es sieht so aus, als würde hier schon etwas getan. Ganz hinten im Garten, wo es zum See geht, ist ein Gärtner zugange. Bestimmt haben die Erben keine Zeit und deshalb jemanden beauftragt. Mit einem gepflegten Garten kann man höhere Preise erzielen. Der Gärtner stört mich nicht weiter, auch wenn sein Auto, ein alter Volvo, die Einfahrt blockiert. Mein Herz klopft und ich stehe da und staune einfach nur. Der Anblick dieses Hauses in dem verwilderten Garten mit dem grauen See im Hintergrund ist unglaublich schön. Ich habe ein ganz merkwürdiges Gefühl, so als wäre ich schon einmal hier gewesen oder wäre endlich nach Hause gekommen. Ich war noch nie hier, so viel ist sicher, also schiebe ich den Gedanken beiseite und mache mich an die Arbeit. Die Aufnahmen von der Frontseite sind schnell erledigt. Eine breite Treppe führt zur großen Holz-Eingangstür, vor der ein Buchsbaum steht. Soweit ich erkennen kann, ist das Dach intakt, obwohl es sicher schon einige stürmische Zeiten durchgestanden hat. Neben dem Gebäude ist noch ein kleineres Haus, eine Doppelgarage wahrscheinlich. Der Vorgarten ist mit herrlichen Rhododendron-Büschen bestückt, die leider noch nicht blühen, aber ab Mitte Mai sicher wunderschön aussehen werden. Außerdem gibt es weitere Büsche wie Lorbeer und sogar ein Mandelbäumchen. Ich gehe um das Haus herum und bin überrascht, wie groß es ist. Zur Seeseite öffnet sich eine große Terrasse, von der aus wenige Stufen durch einen Steingarten in den Garten führen. Der hintere Teil des Gartens ist mit einigen Birken und Weiden und sogar einem Magnolienbaum bestückt. Der Gärtner schickt sich gerade an, den Baum zu fällen.
    »Halt«, rufe ich ihm zu, »aufhören!«
    Erschrocken lässt er sein Gartengerät fallen und starrt mich an. Offenbar hat er mich noch gar nicht bemerkt. »Was fällt Ihnen ein, mich so zu erschrecken?«, blafft er mich an.
    »Wer sind Sie überhaupt und was machen Sie hier?«
    »Ist Ihnen klar, wie lange so ein Magnolienbaum braucht, um so groß und schön zu werden?«, frage ich ihn, anstatt zu antworten.
    »Als Gärtner sollten Sie das eigentlich wissen.«
    »Und warum interessiert es Sie, ob und warum ich hier einen Baum fälle?«, grinst er mich an, ohne auf meine Frage einzugehen. Na, das werde ich ihm gerade sagen. Ich muss zugeben, trotz seines sehr rustikalen Outfits, oder vielleicht auch gerade deswegen, sieht er sehr gut aus, auf eine männliche Art sexy. Ich kann den Blick fast nicht von seinem durchtrainierten – trotz des XXL-Wollpullovers ist das gut zu erkennen – Oberkörper wenden. Er hat ein markant geschnittenes Gesicht, und sein Lächeln ist einfach
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