Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
Vom Netzwerk:
Harm, der mit beiden Händen einen Becher heißen Tee umfasste.
    »Ob Opa Bartel Steffi erstickt hat oder er ihr einfach nicht geholfen hat, als sie ihren Asthmaanfall kriegte, werden wir aber nie beweisen können«, sagte Elias. »Weil sich ja nicht feststellen lässt, wie viel Verstand im Kopf des Opas vorhanden ist. Die Einzige, die es wissen könnte, ist Oma Inse, und die will es nicht verraten.«
    »Aber er hat doch einen Knopf am Bett, den er drückt, wenn ihn was piesackt. Das weist auf Verstand hin«, meinte Olly staatsanwältisch kritisch.
    Sven, der ausnahmsweise einmal wach war, schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist bei ihm im Gehirn die Stelle, an der er gespeichert hat, wie Knöpfe gedrückt werden, noch korrekt in Ordnung, aber anderswo herrscht Durcheinander. Dann kann er drücken, wenn er Durst oder Hunger hat oder ihm die Fernbedienung entglitten ist, also bei existenziellen Bedürfnissen, aber nicht, wenn ein Unfall eintritt. So sind Sina, Lena und Dorothee ja auch, bloß dass sie das mit den Knöpfen noch nicht draufhaben. Die sind eben nur durcheinander.«
    »Und vom Rest der Coordes-Familie will keiner was gewusst haben?«, fragte Hedda skeptisch.
    Elias, der dabei war, die letzten gelben Klebezettel einzusammeln, die in Harms Büro verstaubten, hob eine Plastiktüte hoch und zog den Regenmantel von Oma Inse heraus, den er konfisziert, aber noch nirgends abgegeben hatte. Er zog ihn über und blickte seine Kollegen an.
    »Hä?«, fragte Reinert mit vor Müdigkeit tränenden Augen.
    »Damit hat doch alles angefangen«, meinte Elias, zog sich die Kapuze über den Kopf und lief mit krummen Schultern ein paar Schritte, damit seine Kollegen verstanden, worauf er hinauswollte. »Das bucklige Männlein. Bärbel ist auf die Wache gekommen, um sich zu beschweren, dass ein buckliges Männlein zu ihr gekommen ist. Ich denke, Folgendes ist passiert: Oma Inse ist in diesem Regenmantel rüber in Bärbels Wohnung gegangen, um zu sehen, ob mit den Kindern alles in Ordnung ist. Bärbel hatte möglicherweise etwas getrunken oder war im Halbschlaf oder beides. Jedenfalls hat sie nur die etwas gebückte Gestalt mit der Kapuze über dem Kopf gesehen. Ein buckliges Männlein, wie sie sich einbildet. Oma Inse geht an ihr vorbei und ins Kinderzimmer. Sie bleibt am Bett von Steffi stehen, die aber schon schläft, und dann …«
    »Ja, was – und dann?«, fragte Hedda.
    Elias zögerte. Er hatte mit Boris gesprochen, aber mehr als Andeutungen hatte der Junge nicht gemacht.
    »Nun?«, drängelte auch Harm.
    »Ich denk mir, in diesem Moment muss etwas geschehen sein, was Boris zutiefst schockiert hat. Denn er war schockiert, als er später aufs Revier kam. Vielleicht hat Inse etwas in der Art gemurmelt wie: Dass der Herrgott uns mit dir strafen musste.«
    »Oder sie hat selbst ein Kissen in die Hand genommen, um es Steffi aufs Gesicht zu legen, es aber wieder weggenommen«, spekulierte Olly.
    Das wollte man nicht hoffen, ausschließen mochte Elias es aber auch nicht. »Jedenfalls hat Boris, der entgegen ihrer Annahme doch nicht geschlafen hat, einen Schreck bekommen. Für ihn war Bärbel oft lästig, aber doch die Schwester, um die man sich kümmern musste und die man lieb hatte. Das hatte Gitta ihm ja oft genug gepredigt: Steffi kann nichts dafür – sie ist, wie sie ist. Deshalb hat er sie auch im Rollstuhl rumgeschoben. Das machte ihm zwar keinen Spaß, aber andererseits war es auch beruhigend, wenn man zusammenhielt. Es muss ihn verstört haben, als plötzlich jemand behauptete, dass Steffi eine Last sei, die man am liebsten los wäre. Noch dazu Oma Inse, die doch immer gut zu allen ist.«
    »Und dann hat Oma Inse ihr Gewissen erleichtert«, führte Hedda seinen Gedanken weiter, »indem sie Bartel erzählt hat, was sie fast getan hätte, und er hat es impulsiv zu Ende geführt, als die kleine Steffi neben ihm im Rollstuhl saß und ihren Anfall kriegte. Er hat das Mädchen aufs Bett gezogen und ihr Gesicht in die Kissen gedrückt, bis sie sich nicht mehr rührte.«
    »Das muss nicht sein«, meinte Harm. »Vielleicht hat er es auch getan, ohne dass Inse was gesagt hatte.«
    »Oder Oma Inse hat die Unwahrheit gesagt, und in Wirklichkeit hat sie selbst das Mädchen umgebracht«, sagte Reinert.
    Elias schüttelte den Kopf. Das hielt er für ausgeschlossen, nach dem Gespräch mit Oma Inse. »Jedenfalls steckte Boris in der Zwickmühle. Er hatte gesehen, wie Oma Inse Steffi auf der Karre fortbrachte, und der Himmel mag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher