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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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kannst du die Welt erklären, und sie geben dir so viel Zuneigung, wenn du dich nur richtig – also damit meine ich: korrekt, aber trotzdem mit Empathie – um sie kümmerst.«
    »Warum haben Sie eigentlich keine eigenen?«, fragte Elias.
    »Weil Marlene sich aus Kindern nichts macht. Ich mach mir übrigens auch nichts mehr aus Marlene.«
    Gut, dass konnte man sich vorstellen, nach dem, was Elias von der Steuerprüferin gesehen hatte.
    Franz trank das letzte Bier.
    »Und um noch mal auf den Opa Bartel zurückzukommen: Wie viel kriegt der denn wohl mit von dem, was vorgeht?«
    Franz zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Aber raus aus dem Bett konnte er wohl nicht, oder?«
    »Doch. Ich hab ihn gelegentlich im Rollstuhl gesehen, aber nicht sehr oft, weil Gitta und ihre Mutter ihn nicht gut heben können, wahrscheinlich. Hab ich aber noch nie drüber nachgedacht. Alte Menschen liegen mir nicht.«
    »Hatte eigentlich jemand Steffi gern?«
    Franz überlegte. »Bärbel, glaub ich. Auch wenn sie sich nicht gekümmert hat – ich hatte den Eindruck, sie mochte das Mädchen. Jedenfalls hat sie mal mit ihr ’ne Tüte Lakritz geteilt, als ich die beiden im Hof gesehen hab. Da haben sie miteinander gekichert. Ist das wichtig?«
    »Könnte gut sein«, sagte Elias und notierte es. Dann stand er auf. Er hatte sich für nichts die Nacht um die Ohren geschlagen, außer dass er jetzt noch weniger als zuvor glaubte, dass Franz etwas mit dem Verschwinden der Kinder zu tun hatte.
    Er verabschiedete sich und klopfte an die Zellentür, damit man ihn hinausließ. In diesem Moment sagte Franz Büttner: »Und wenn er im Baumhaus ist?«

Das Baumhaus. Franz hatte ihm beschrieben, wo es zu finden war, nämlich hinter dem Neermoorer See in einem Obstgarten, der einem älteren Ehepaar gehörte, das ihn nicht mehr bewirtschaften konnte. Sie hatten das Haus einmal für ihre Enkeltochter in die Äste gebaut, aber die war inzwischen weg zum Studium. Dann hatte Boris es entdeckt und spielte darin Pirat im Ausguck, hatte Franz erzählt.
    Elias stapfte durch das Gras, das ihm bis zu den Kniekehlen reichte. Er blickte in die hellgrünen Kronen, in denen schon frühe Kirschen wuchsen. Schmetterlinge segelten durch die Luft, Insekten surrten. Schon beim dritten Baum wurde er fündig. Die Bretter des Baumhauses schimmerten schwarzbraun durch die Blätter, ein blauer Lappen war in eines der Fenster geklemmt. Neben dem Stamm lag eine Leiter, die ihn in hoffnungsvolle Stimmung versetzte. Bald war er auf der obersten Stufe und konnte in das Kabuff hineinsehen. Er roch muffig nach schimmligem Holz. Er entdeckte einen Schlafsack und ein kleines Kopfkissen mit einem karierten Bezug aus Oma Inses Sortiment. Neben dem Kopfkissen fand er eine Cervelatwurststulle, die angebissen, aber noch nicht hart geworden war. Offenbar war er fündig geworden.
    Nur von Boris selbst war nichts zu sehen.
    Elias rief beim Kommissariat an und informierte Olly.
    Die Kollegen standen schneller auf der Wiese, als er sich die Nase schnäuzen konnte. Nicht nur Olly, sondern auch das gesamte K 1, die Beamten von auswärts, ein Dutzend Kollegen von der Bereitschaft und eine Zeitungsvolontärin, die eigentlich gekommen war, um über das Leben eines Kioskbesitzers in einer ostfriesischen Randgemeinde zu recherchieren, aber blitzschnell auf »Mord im Baumhaus«umschwenkte, als sie die Polizeiwagen eintrudeln sah. Sie stand ihnen im Weg, war dabei aber ausgesprochen nett und hielt sich an die Weisung, nicht mit der Redaktion zu telefonieren.
    Das Baumhaus wurde nun gründlich unter die Lupe genommen. Kollege Schmidt hatte mit einem Einmalhandschuh die Stulle an sich genommen und hielt sie kritisch ins Licht. »Eintüten und auf DNA -Spuren untersuchen«, befahl er und erklärte ihnen auch gleich, warum. Noch war ja unklar, ob Boris nicht doch entführt worden war und die Stulle von seinem Kidnapper stammte.
    »Aber das wäre dann nicht Franz Büttner, denn dem haben wir ein klinisch reines Alibi verschafft.« Elias fand, dass er dem Kindergärtner diesen Einwurf schuldete.
    Harm schaute zu den Höfen hinüber, die jenseits des Sees im Morgenlicht lagen. »Vielleicht war’s am Ende doch Sören van Doom. Kinder lügen nicht grundsätzlich.«
    »Gitta können wir jedenfalls ausschließen«, meinte Elias. Nicht mal mit fünfzig Jahren Schauspielschule hätte sie sonst den Auftritt vor Bärbels Sarg hinbekommen. Sie hatte keine Ahnung, wo Boris steckte, und sie hatte Angst um ihn.
    Noch immer
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