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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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starrten sie auf die Höfe, die auf einmal trotz Rosen und Fachwerk wie eine Brutstätte des Unheils wirkten.
    »Franz Büttner wird jedenfalls aus der U -Haft entlassen«, beendete Olly die improvisierte Teamsitzung.
    Die Männer schwärmten aus, einige zum Hof der Familie Coordes, wo der Ausreißer vielleicht schon wieder eingetrudelt war, andere ans Seeufer und zu Sörens Haus. Elias bekam eine Eingebung und wollte sich auf den Weg zum Krötenbach hinter dem Friedhof machen, doch Koort-Eike hielt ihn auf.
    »Dein Kerl, dieser Günther Nowotny … Was ist denn eigentlich mit dem?«
    Wer war Nowotny? Elias brauchte einen Moment, um sich an Günther zu erinnern, dann fiel es ihm wieder ein: Mutters neuer Lebensgefährte, der feine alte Herr, der sie ins Konzert ausführte, ungestört vom Rest ihrer Familie.
    »Hast du sein Geburtsdatum rausgekriegt?«
    »Klar, und außerdem noch ein paar andere Sachen«, sagte Koort-Eike und begann zu erzählen.
    Anschließend ging Elias doch noch zum Krötenbach, zusammen mit Olly, aber sie konnten Boris nicht entdecken.
    »Ich bin kribblig vor Nervosität. Ich kann erst wieder durchatmen, wenn ich den Jungen leibhaftig und gesund vor mir habe«, sagte Olly. »Er wird doch wohl wiederauftauchen, oder?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Elias. »Boris ist ihr Kronprinz. Dem tun sie nichts an.«
    »Dann tippst du also doch auf die Familie?Mensch, red nicht wie ein Orakel!«
    Elias hob nur die Schultern. Ihm ging etwas durch den Kopf, aber seine Theorie war löchrig wie ein Schweizer Käse. Sie gingen weiter zum Gehöft der Coordes-Familie.
    Oma Inse saß auf einem Korbstuhl im Hof, an einer Stelle, von der aus sie sämtliche Zuwege im Blick hatte. Ihr Gesicht war zerfressen von Angst, man konnte kaum hinsehen. Gitta stand vor der Haustür und telefonierte mit dem Pfarrer, um mit ihm zu besprechen, was aus Bärbels Beerdigung werden sollte. Elias, der ihr zuhörte, merkte, dass sie keinen vernünftigen Gedanken zustande brachte.
    So wurde es Mittag und Nachmittag. Die ersten Polizeiwagen machten sich auf den Heimweg nach Leer. Harm stritt mit Kollege Schmidt über die Frage, wie die Ermittlungen weiterlaufen sollten. Der Mann aus Osnabrück war der Meinung, dass man Franz Büttner trotz Boris’ Untertauchen im Auge behalten müsse, weil ja die Sache mit Steffi und das Verschwinden ihres Bruders gar nichts miteinander zu tun haben mussten.
    »Denken Sie etwa, Herr Schmidt, hier in Ostfriesland verschwinden die Kinder im Minutentakt?«, regte Ulf, der danebenstand, sich auf.
    »Vielleicht ist ja ein Kinderhändlerring im Spiel, und Büttner war Teil der Bande«, spekulierte Schmidt.
    »So was gibt’s hier nicht!« Ulf kehrte ihm brüsk den Rücken.
    Es war halb vier, und Oma Inse ging hinein, um ihrem Mann etwas zu essen zu machen, denn der konnte ja nicht verhungern, nur weil sie selbst keinen Appetit hatte. Jemand aus der Nachbarschaft kam und wollte wissen, ob er und seine Freunde helfen könnten, und man schickte sie los, noch einmal die Gegend abzusuchen. Schaden konnte es ja nicht. Der Mann wollte gerade wieder abziehen, um seine Kumpel zusammenzutrommeln, da kam Boris auf seinem Rad durch die Hofeinfahrt.
    »Nun rede schon, Junge«, sagte Harm zum hundertsten Mal, während sie mit Boris in Gittas guter Stube saßen. Der Kleine hatte sich in den Arm seiner überglücklichen Tante gekuschelt und presste die Lippen gegeneinander. Ein zehnjähriger Junge, klug und fest entschlossen, sich nichts entreißen zu lassen.
    »Wenn du uns was verschweigst, dann bist du dran«, versuchte Schmidt es auf die forsche Art.
    »Ist er nicht. Jeder hat das Recht zu schweigen und … Mann, du kannst mi achtern küssen!«, fuhr Harm den Kollegen an.
    »Genau, Boris, du bist mit nichts dran, aber mit der Wahrheit rauskommen musst du trotzdem«, versuchte Olly einen Kompromiss.
    »Ich weiß aber gar nichts«, sagte Boris. Sein erster klarer Satz. Elias bewunderte ihn dafür. So viel Mut angesichts einer Meute Erwachsener, die ihn weichkochen wollte.
    »Auch nicht, wo Steffi steckt?«, fragte Gitta kreidebleich. »Es passiert dir nichts, Boris, das schwör ich dir. Egal …« Sie verschluckte den Rest des Satzes. Egal, was du getan hast.Interessant, dachte Elias.So war das also. Gitta hatte Angst, es könnte Boris sein, der für Steffis Verschwinden verantwortlich war. Ein Streit unter Geschwistern, der eskaliert war? Schätzte sie das so ein? Vielleicht hatte Boris Steffi mit zum Krötenbach genommen und sie
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