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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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Nachbarn verteidigt. Boris, der zwei Jahre später kam, war zum Glück in Ordnung.«
    Oma Inse lächelte wehmütig und ein bisschen stolz. »Aber danach bin ich mit Bärbel zum Arzt und hab sie sterilisieren lassen. Noch mehr, das halt ich nicht aus, hat Gitta gesagt, und sie war ja sowieso schon am Ende ihrer Kräfte. Aber dass der Boris da war, das hat auch Gitta gefreut. Die hat ihn lieb wie ein eigenes Kind. Und ich hab Bärbel ordentlich die Meinung gesagt, als ich gemerkt habe, wie eifersüchtig sie ist, weil die Kinder nur bei Gitta spielen wollten.«
    Elias hörte, wie die Haustür scharrte. Ein Blick über die Schulter zeigte, dass Olly ins Zimmer kam.
    Oma Inse war so in ihre Erinnerungen versunken, dass sie es gar nicht merkte. Sie griff nach Opa Bartels Hand und drückte sie. »Es ging auch alles ganz gut, solange Bartel gesund war. Aber dann hatte er den Schlaganfall, und als er aus dem Krankenhaus wiederkam, war er ein Pflegefall. Wir schaffen das auch ohne seine Hilfe, hat Gitta gesagt. Sie ist ein Kraftmensch. Und Boris hat sie von Herzen lieb. Für den hätte sie alles getan. Aber in Wahrheit haben wir es doch nicht geschafft. Nicht mehr richtig. Bärbel hatte sich nur von ihrem Vater was sagen lassen. Jetzt wollte sie plötzlich nicht mehr helfen, und Gitta hat nur noch rumgeschrien. Schrecklich …« Oma Inse begann zu weinen.
    »Und wie ist es nun dazu gekommen, dass Steffi sterben musste?«, fragte Elias. Täuschte er sich, oder bewegten sich in Opa Bartels dürrem Arm die Muskeln? Der alte Mann zog vorsichtig die Hand aus der von Oma Inse. Er war wach.
    »Ich weiß nicht.« Oma Inse griff nach dem Zipfel ihrer Schürze und wischte sich Tränen fort. »Steffi wollte zum Opa, und ich hab sie gelassen, weil sie mich halb tot geredet hat, aber Bartel kriegt ja sowieso nicht mit, was sie quasselt, hab ich gedacht. Aber vielleicht kriegte er es doch mit, an diesem Tag. Ich weiß es nicht. Das ist doch immer unterschiedlich. Und ich hatte mit dem Backofen zu tun, der wieder mal gründlich geputzt werden musste, wegen dem Fett, und das war eine furchtbare Arbeit, mir tat schon der ganze Rücken weh. Aber wenn der Dreck erst mal Einzug hält, dann ist alles aus, hab ich gedacht. Dann schäm ich mich zu Tode. Ich konnte ja auch nicht wissen, dass Steffi einen Anfall kriegt.«
    »Was denn für einen Anfall?«, fragte Olly.
    »Einen Asthmaanfall«, erklärte Elias hastig, bevor Oma Inse viel von Ollys Anwesenheit bemerkte. Er wollte auf keinen Fall, dass der Redefluss der alten Dame versiegte.
    »Sie muss einen Anfall gehabt haben, und ich denke, mein Bartel wollte ihr helfen. Sie lag halb auf seinem Bett, als ich ins Zimmer gekommen bin. Er muss sie dorthin gezogen haben. Vielleicht ist Steffi auch von selbst auf sein Bett gekrochen, als sie keine Luft bekam, weil sie hoffte, der Opa hilft ihr. Er hat ihr ein Kissen untergeschoben. Aber besser wäre, er hätte nach mir geklingelt.«
    Elias starrte auf das weiße Kästchen mit dem weißen Knopf. »Das hat er aber nicht.«
    Inse schüttelte den Kopf. »Aber er hat sie festgehalten, damit sie ihm nicht vom Bett rutscht und sich wehtut. Er hat ja einen ziemlich kräftigen rechten Arm.«
    Opa Bartel drehte den Kopf. Er öffnete die Augen und schaute Elias mit klarem Blick an.
    Olly räusperte sich. »Und warum haben Sie Ihre Enkeltochter dann in der Karre auf den Friedhof geschafft?«
    Oma Inse blickte auf die kräftige Hand ihres Mannes und dann, gegen ihren Willen, auf das kleine Kissen, auf dem er seinen Arm lagerte, wenn er die Fernbedienung hielt. Es war klar, warum sie Steffi heimlich fortgebracht hatte: Weil sie wusste, dass Opa Bartel mit Absicht nicht geklingelt hatte, als Steffi ihren Asthmaanfall bekommen hatte, und vielleicht, weil sie fürchtete, dass er das Kissen gar nicht unter , sondern auf Steffis Gesicht gelegt hatte.

Schmidt war mit seinen Kollegen zurück ins Hotel gegangen. Man hatte Stefanie Coordes’ Leiche in der Grube neben dem Familiengrab gefunden – eingehüllt in eine weiße Spitzendecke, mit einem kleinen, erdverkrusteten Kopfkissen, auf das ihr Kopf gebettet war. Man hatte die Familienmitglieder verhört und die wichtigsten Aussagen bekommen, und damit war der Durchbruch geschafft. Alles andere hatte Zeit.
    Aber die Leeraner Polizisten mochten noch nicht in ihre Heime zurückzukehren. Sie saßen gemeinsam in Harms Büro und waren schockiert und konnten es einfach nicht fassen.
    »Am Ende war es also der Opa«, konstatierte
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