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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Levke Winter
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Kurzem bewegt hatte. Grassoden waren sorgsam mit einem Spaten herausgestochen und dann wieder nebeneinandergelegt worden. Elias begann, sie aufzunehmen. Die Erde darunter war festgetreten, die ersten Wurzeln aus den Soden hatten sich bereits wieder mit ihr verbunden.
    Olly griff nach dem Smartphone. Sie sprach leise hinein, Elias konnte nicht hören, was sie sagte. Er wühlte mit den Händen die Erde auf. Ihm war entsetzlich zumute.
    »Du ruinierst einen Tatort«, sagte Olly und zog ihn auf die Beine. Eine Frau, die einige Meter entfernt Moos von einem Grabstein scheuerte, blickte befremdet zu ihnen hinüber.
    Noch bevor Harm und Schmidt mit der Spurensicherung kamen, kehrte Elias zum coordesschen Hof zurück. Oma Inse war auf ihrem Stuhl neben Opa Bartels Bett eingeschlafen, und er weckte sie vorsichtig. »Wir haben Steffi gefunden«, sagte er leise.
    Oma Inse rappelte sich auf und führte ihn, mit einem besorgten Blick auf ihren schlafenden Mann, in die Küche, die blitzblank geputzt war, trotz der schrecklichen Aufregungen.
    »Ich hab mir schon gedacht, dass es irgendwann rauskommen würde«, sagte sie und setzte den Teekessel auf. »Beruhigend oder anregend?«, fragte sie mit einem Blick auf die Teedose.
    »Beruhigend, unbedingt«, sagte Elias. »Und dann würde ich mir sehr wünschen, dass Sie erzählen, wie das nun alles gekommen ist.«
    »Wie so etwas immer geschieht«, sagte Oma Inse. »Durch Unachtsamkeit.«
    Als der Tee fertig war, trug sie die Kanne – und Elias die Tassen – in die Wohnstube zurück. Sie setzten sich wieder an Opa Bartels Bett. »Und wie genau muss man sich das mit der Unachtsamkeit vorstellen?«, fragte Elias. In der Ferne ertönte ein Martinshorn. Dass die Kollegen aber auch immer so einen Wirbel machten.
    »Ach, unsere Bärbel war schon immer ein schwieriges Kind«, gestand Oma Inse, »da konnte ich tun, was ich wollte. Es kam alles von der Toxoplasmose – das kennen Sie doch sicher, oder?«
    Elias schüttelte den Kopf.
    »Eine Krankheit. Sie wird von Katzen übertragen. Kann sein, dass ich Fieber hatte, ich weiß das gar nicht mehr. Hatte ja auch zu viel um die Ohren, um auf solche Wehwehchen zu achten. Für die Schwangere ist die Krankheit nicht weiter schlimm. Aber für das Baby. Anfangs kam mir Bärbel ganz normal vor, genau wie Gitta. Aber dann hab ich gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Mit ihrem Verstand. Sie hat so spät reden gelernt und war immer albern und hat auch nie gehört, wenn ich was gesagt habe.«
    Oma Inse schüttelte den Kopf. Mechanisch strich sie über ihre Queen-Elizabeth-Frisur, obwohl die überhaupt nicht in Unordnung geraten war. »Es ist schwer mit einem Kind, das nicht hören will und alles verkehrt macht, aber Bärbel konnte ja nichts dafür, und deshalb bin ich geduldig geblieben. Gitta hat mir zum Glück geholfen.« Sie lächelte schwach. »Auf Gitta kann man sich verlassen. Sie hat auf Bärbel aufgepasst, wann immer ich nicht konnte. Sie war wie eine zweite Mutter.«
    Wahrscheinlich hat sie damals ihre Abneigung gegen das Schwesterchen entwickelt, dachte Elias, sagte aber nichts.
    »Wie sie dann aber mit dem dicken Bauch gekommen ist – Bärbel, nicht Gitta –, war ich komplett am Boden. Es war doch sowieso schon alles so schwer.«
    »Wer war denn der Vater?«
    »Keine Ahnung. Da wollte sie nicht drüber reden, und die Frau vom Sozialamt hat gesagt, wahrscheinlich weiß sie es gar nicht – als hätte Bärbel rumgemacht wie ein Karnickel.« Oma Inse traten Tränen der Scham in die Augen. »Aber ich lasse meine Kinder nicht im Stich, hab ich zu Bartel gesagt. Der war ja damals noch gesund. Und er war auch ganz meiner Meinung. Seine Kinder lässt man nicht im Stich. Und Bärbel konnte ja nichts dafür. Es war halt einfach Pech, das mit der Katze.«
    Elias spürte eine kalte Wut auf den Galgenvogel, behielt sein Wissen aber für sich.
    »Jedenfalls ist Steffi zur Welt gekommen, und irgendwann haben wir uns sogar gefreut. So ein Baby ist ja doch was Schönes. Es war ein ziemlicher Schock, als die Kleine dann auch nicht sprechen und krabbeln wollte. Ich dachte erst, das sei auch wegen der Toxoplasmose, aber der Arzt hat gesagt, da ist was bei der Geburt passiert, weil die so lange dauerte. Wir haben einfach Pech gehabt. Aber ich hab Bärbel nicht im Stich gelassen, und dieses Kind lass ich auch nicht im Stich, hab ich zu Bartel gesagt. Da kannst du reden, wie du willst. Und Gitta war meiner Meinung. Sie hat Steffi genau wie Bärbel vor allen
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