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Burnout

Burnout

Titel: Burnout
Autoren: Volker Schmiedel
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Richelson)
… »eine Erosion der Werte, der Würde, des Geistes und des Willens – eine Erosion der menschlichen Seele. Es ist ein Leiden, das sich schrittweise und ständig ausbreitet und Menschen in eine Abwärtsspirale zieht, aus der das Entkommen schwer ist.« (Maslach & Leiter)
    All diese Definitionen spiegeln einige Aspekte des Burnouts sehr treffend wider. Keine beschreibt aber für sich allein Burnout eindeutig und umfassend. Das Problem beim Burnout: Es ist nicht objektiv messbar; es gibt keinen eindeutigen Marker im Blut, der bei jedem Burnoutpatienten erhöht wäre. Wie wir später sehen werden, gibt es sehr viele teils auch messbare Faktoren, die beim Burnout verändert sein können, aber nicht müssen. Das Erkennen eines Burnoutsyndroms ist in erster Linie auf die subjektive Beschreibung des Betroff enen und auf die ebenfalls subjektiven Beobachtungen des Therapeuten angewiesen. Damit sind auch Fehldiagnosen möglich.
Fragebögen
    Am »objektivsten« sind noch Fragebögen, von denen der Bekannteste der MBI (Maslach Burnout Inventory) ist, der sich im Praxisalltag allerdings nicht durchgesetzt hat, aber bei den meisten wissenschaftlichen Studien zum Burnout eingesetzt wird.
    Um als Betroff ener selbst abschätzen zu können, ob eine Burnoutgefahr besteht oder man möglicherweise schon mittendrin steckt, ist es wichtig, dass der entsprechende Test viele mögliche Burnoutsymptome abfragt, denn ein Burnout kann sich auf verschiedene Arten zeigen. Auf →  S. 29 finden Sie dazu einen von mir entwickelten Fragebogen, den ich auch bei meinen Patienten einsetze. Es ist kein offizieller, validierter Fragebogen, aber ein Instrument, das sich in meinem Praxisalltag sehr bewährt hat, weil es übersichtlich ist und die Patienten gut damit zurechtkommen. Anhand dieses Fragebogens können Sie selbst beurteilen, ob ein Burnout bei Ihnen vorliegt und wie ausgeprägt dieses ist. Sie können diesen Fragebogen auch zur Verlaufskontrolle einsetzen, um zu überprüfen, ob die ergriff enen Gegenmaßnahmen anschlagen, was zum Beispiel nach einem halben Jahr sinnvoll ist.
Burnout als Protest gegen ein Ungleichgewicht
    An dieser Stelle möchte ich es wagen, Ihnen meine eigene Definition von Burnout vorzustellen und zu erläutern.
    Burnout ist eine Form des Protests gegen ein Ungleichgewicht in Ihrem Organismus.
    Lassen Sie uns diese Definition doch einmal aufdröseln. Lesen Sie bitte den Satz noch einmal, aber betonen Sie dabei das Wort »eine«. Dann merken wir, dass es möglicherweise mehrere, unterschiedliche Formen des Protestes gibt. Eine andere Möglichkeit wäre etwa die Entwicklung eines Magengeschwürs, einer rheumatischen Erkrankung oder eines Herzinfarkts. Wenn Sie wählen dürften, auf welche Art und Weise Ihr Organismus Ihnen sagen will, dass etwas nicht stimmt, für welche Krankheit würden Sie sich entscheiden?
    Ich möchte Burnout jetzt keineswegs verharmlosen. Es handelt sich um eine bedeutsame und in seiner schweren Ausprägung sogar um eine schlimme Krankheit, die den Einzelnen in die totale Verzweiflung treiben kann. Aber sie hat gegenüber anderen schweren, chronischen Krankheiten doch einige Vorteile. Sie verläuft in der Regel schleichend (das ist nicht nur ein Vorteil, da der Betroff ene sie dadurch lange Zeit verkennt), was aber die Chance bietet, sie rechtzeitig erkennen und behandeln zu können, bevor sie ein wirklich bedrohliches Stadium erreicht hat. Sie ist auch nicht lebensbedrohlich (wenn Sienicht zu einer so starken Depression führt, dass der Betroff ene einen Suizid erwägt).
Ein hilfreiches Warnsignal
    Es mag jetzt vielleicht etwas befremdlich klingen, aber sollten wir dem, sollten wir unserem Burnout nicht sogar etwas dankbar sein, dass es uns mit seinen lästigen, unangenehmen, aber noch nicht gefährlichen Symptomen darauf hinweist, dass etwas in unserem Leben nicht stimmt? Der Patient, der durch Stress und zu viel Arbeit einen Bluthochdruck entwickelt hat (der leider nicht weh tut und darum keinen Leidensdruck verursacht), in der Folge ohne Vorwarnung einen Schlaganfall erlitten hat und nun sein Leben im Rollstuhl fristet, wäre froh, »nur« ein Burnout gehabt zu haben, gegen das er etwas hätte tun können. Seien Sie Ihrem Organismus also dankbar, dass er gerade diese Form des Protestes gewählt hat – es hätte auch noch schlimmer kommen können!
Burnout verläuft schleichend – wir können es rechtzeitig erkennen und gegensteuern.
Burnout ist äußerst unangenehm – jedoch nicht
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