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Burnout

Burnout

Titel: Burnout
Autoren: Volker Schmiedel
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und es gibt noch wesentlich mehr mögliche Beschwerden, als hier genannt sind. Es könnte auch sein, dass Sie sich schon in Phase 3 befinden, aber dennoch auch Phase-1-Symptome zeigen.
Burnoutstufe 1 – Aktivierungsphase
    In dieser Phase sind die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol erhöht. Dies sind auch unsere Stresshormone. Stress wird landläufig immer mit etwas Negativem in Verbindung gebracht. Weit gefehlt!
    Stress ist lebensnotwendig für uns. Zur Erklärung: Mit Stress meinen wir eigentlich unsere Stressreaktionen. Im wissenschaftlichen Sinne ist Stress der Auslöser dessen, was wir dann als Stress empfinden, z. B.daserste Date mit einer neuen Liebe oder auch der letzte Streit mit einer alten Liebe. Unsere Vorfahren hatten die Fähigkeit, auf Anforderungen oder Stressoren mit körperlichen und seelischen Antwortenzu reagieren. Deren Drüsen schütteten die besagten Stresshormone aus, was Zucker und Fettsäuren ins Blut schießen ließ. Damit waren unsere Vorfahren in der Lage, körperliche Höchstleistungen zu vollbringen,etwa das Mammut zu erlegen oder vor dem Säbelzahntiger davonzulaufen. Diejenigen unserer Vorfahren, die fähig waren, richtig guten Stress zu entwickeln, überlebten, die anderen starben aus. Wir alle sind die Nachfahren gestresster, aber überlebender Höhlenmenschen.
    Typische Symptome in den drei Phasen des Burnouts.
Dauerhafte Anspannung
    Eines unterscheidet uns aber vom Höhlenmenschen – uns unterscheidet wirklich erstaunlich wenig von unseren Vorfahren vor 50 000 Jahren, unsere biologische Ausstattung ist nahezu dieselbe, wir sollten uns also auf unsere Handys, Laptops und Atomkraftwerke nicht allzu viel einbilden, aber dies unterscheidet uns wirklich: Nach erfolgreicher Jagd auf das Mammut gab es einen Festschmaus, bei dem man sich den Bauch vollschlug und dann wurde erstmal geruht. Wozu erneut jagen, wenn noch was vom Mammut übrig war? In die Gefriertruhe konnte man es ja noch nicht legen. In dieser Ruhephase sanken die Spiegel der Stresshormone im Blut. Das vegetative Nervensystem schaltete von Aktivität auf Ruhe, der Körper konnte regenerieren. Und genau diese Regenerationsphasen fehlen uns heute. Nach einem erfolgreichen Autoverkauf oder Aktiengeschäft setzen wir uns nicht etwa hin, freuen uns des Daseins und bauen Stress ab. Nein, wir wollen sofort das nächste Mammut erlegen. Nach Möglichkeit sollte dieses auch noch größer sein als das vorige. Aus dem rhythmischen Auf und Ab von Aktivität und Passivität, Stress und Regeneration wird eine bedrohliche Stressspirale, die sich auch noch immer schneller dreht.
Ärger ohne Ventil
    Und noch ein wichtiger Unterschied zwischen dem Stress der Urmenschen und dem des heutigen Homo sapiens (Homo sapiens heißt übrigens weiser Mensch, worüber sich durchaus auch trefflich diskutieren ließe): Der Stress dient hauptsächlich der Fähigkeit zu körperlichen Leistungen. Wenn wir Stress haben, dann sollen wir kämpfen oder fliehen (auf neudeutsch: fight or flight). Unsere körperlichen Reaktionen beim heutigen Stress beschränken sich aber darauf, auf das Gaspedal zu drücken (flight) oder die Autohupe zu betätigen (fight), wenn uns der Vordermann auf der Autobahn geärgert hat. Physiologisch sinnvoller wäre es, zum nächsten Parkplatz zu fahren und dort den Stress mit einem halbstündigen Waldlauf abzubauen.
Die Regeneration fehlt
    Mit dieser Aktivierungsphase sind typische Begleitreaktionen wie Zittern, Herzrasen und Hippeligkeit verbunden, die dazu dienen, kompensatorisch wenigstens einen Teil der durch den Stress zur Verfügung stehenden Energie in körperliche Tätigkeit umzuwandeln. Jeder kennt diese Begleitreaktionen. Wir haben sie immer wieder, wenn wir gestresst, wenn wir gefordert werden. Das alles ist auch überhaupt noch nicht bedenklich. Bedenklichwird es dann,wenn wir aus dieser Aktivierungsphase praktisch nicht mehr herauskommen. Dabei könnten wir es so leicht. Wenn wir acht Stunden am Tag arbeiten, dann haben wir immer noch 16 Stunden zur Regeneration (selbst wenn jemand 12 Stunden arbeitet, hätte er noch 12 Stunden zur Erholung). Wenn wir fünf Tage in der Woche arbeiten, dann haben wir immer noch zwei Tage am Wochenende, um unsere Aktivierung abzubauen. Wenn wir 11 Monate im Jahr arbeiten, dann haben wir einen ganzen Monat, um unsere Energiereserven wieder aufzufüllen.
    Was macht der Homo sapiens von heute aber? Nach der Arbeit erholt er sich nicht etwa, sondern surft die halbe Nacht im Internet oder
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