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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen
Autoren: Johann Schneider
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schlafen schließlich völlig unzufrieden nebeneinander ein. Als sie dann im Paargespräch mit dem Eheberater die Situation genau anschauen und sich fragen, wie es zu diesem unerquicklichen Streit gekommen war, wird der Frau bewusst, dass es ihr schon als Kind mit ihrem Vater genauso ging wie jetzt ihrem Mann bei der Geburtstagsfeier und dass es ihr mit ihm auch heute noch so geht. Ihr wird klar, dass sie an dem Abend im Streit nur wollte, dass ihr Mann sie zum Geburtstag weiter begleitet, damit sie jemanden bei sich hat, der sich für sie interessiert und von dem sie spürt, dass er sie mag. Der Mann konnte sich ohne Schwierigkeiten auf diesen Wunsch seiner Frau einlassen. Auf die Forderung und die Aufrechnung, die sie ihm auf dem Geburtstag gemacht hatte, konnte er nur mit Ablehnung reagieren. Sie hatte mit der Handlungslogik der Partnerschaft etwas für ihre Liebesbeziehung eingefordert, darauf hatte er mit Zurückweisung reagiert. Hätte sie einfach nur ihr inneres Bedürfnis nach Unterstützung für sich selbst ausgedrückt und damit in der Logik der Liebesbeziehung gehandelt, wäre es zu dem unerquicklichen Streit nicht gekommen und beide hätten sich wohlgefühlt und wären miteinander glücklich eingeschlafen.

    Abbildung 2-2: Handlungslogiken in der Paarbeziehung (© Schneider 2013)
    Durch die Vermischung der Handlungslogiken kommt es zu Schwierigkeiten in der Paarbeziehung, die manche zu früh durch Liebesaffären, Trennung oder Scheidung zu lösen versuchen. Ohne individuelle Weiterentwicklung in einer Paarbeziehung tauchen in der nächsten Beziehung die gleichen Themen und Probleme wieder auf.
    Paare reden in der Regel zu wenig miteinander, teilen sich zu wenig mit, tauschen sich nicht genügend aus. Und wenn sie reden, scheitern sie häufig, enden in gegenseitigen Vorwürfen und ziehen sich dann enttäuscht zurück. Vor Angst, erneut zu scheitern und abgewiesen zu werden, bleiben sie schließlich im Rückzug stecken und wagen keine wirklich persönlichen Gespräche mehr. Sie mauern sich ein und die Liebe erstickt.
    Dieser Falle entkommen Paare, wenn sie sich mit ihren Bedürfnissen, Wünschen und Gefühlen mitteilen. „In der Handlungslogik der Liebe sind wir ohnmächtig, zumal wenn wir dabei unsere Bedürftigkeit eingestehen“ (Jellouschek 2009, S. 121). Es lohnt sich diese Ohnmacht zuzulassen, sie macht uns realistisch frei.
    Übung
    „Wie können wir gut miteinander reden?“
    Wie im Beispiel oben deutlich geworden ist, besteht die Kunst des Gespräches darin, von sich selbst zu erzählen, sich mitzuteilen. Wie gelingt dies? Indem man zu sich selbst steht und die eigenen Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken mitteilt, ohne dabei den anderen / die andere zu bestimmen und zu überfahren. Sprachlich geschieht dies durch Sätze, die mit „Ich ...“ beginnen und nicht mit „Du solltest ...“, „Du müsstest ...“ oder Wörter wie „Nie ...“, „Noch nie ...“, „Immer ...“, „Alles ...“, „Nichts ...“ enthalten.
    Auf der seelischen Ebene ist es wichtig, dass Sie in sich selbst Ihre Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Gedanken und Handlungsimpulse zulassen, begreifen, beschreiben und in Sprache fassen. Es ist ein innerer Prozess der Wertschätzung sich selbst gegenüber und der Versprachlichung und Mitteilung der eigenen inneren Welt, die zur Annahme beim Gegenüber führt. Über die Wertschätzung und die Annahme der eigenen Person im Kontakt mit einer anderen vertrauten Person entsteht die Wertschätzung der / des geliebten Partnerin / Partners.
    Wie reagiert Ihr Mann oder Freund / Ihre Frau oder Freundin, wenn Sie das Gespräch mit dem Satz „Wir müssen mal miteinander reden“ beginnen?

    Wie reagiert Ihr Mann oder Freund / Ihre Frau oder Freundin, wenn Sie das Gespräch mit dem Satz „Ich möchte mit dir reden“ eröffnen?
    Probieren Sie es einmal aus. Sie werden feststellen, dass zu Ihrer großen Überraschung bei der zweiten Form der Anrede Ihr Mann oder Ihre Frau tatsächlich auf Sie eingeht. Warum? Weil Sie zu sich stehen, weil Sie sich in Ihrem Wohlbefinden nicht vom Verhalten des anderen abhängig machen und direkt und ehrlich auf ihn / sie zugehen.
    Um sich selbst gut kennen und verstehen zu lernen braucht es auch Gespräche mit anderen Menschen außerhalb der Liebesbeziehung und der Partnerschaft, denen man sich anvertrauen kann, mit denen man in schwierigen Phasen redet, wenn man noch nicht weiß, was man eigentlich selbst will oder was der Konflikt mit dem
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