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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega
Autoren: Andrew Vachss
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das Lagerhaus war leer.
    Die Ampel an der Bowery und Delancey hielt mich auf – lang genug, daß sich einer der Penner mit einem dreckigen Lappen in der einen Hand und einer Flasche mit irgendwas in der anderen an den Plymouth ranpirschen konnte.
    »Kannste mir helfen, Mann?« fragte der Penner. »Ich versuch genug zusammenzukriegen, um wieder nach daheim zu kommen.«
    »Wo is denn daheim?« fragte ich ihn.
    »Oklahoma war’s mal – ich weiß es nicht.«
    »Das hier ist jetzt daheim, Bruder«, beschied ich ihn, reichte ihm einen Dollar und sah zu, wie sein Gesicht aufleuchtete. Vielleicht kaufe ich der Welt nie eine Coca – obwohl ich weiß, daß einige Kolumbianer just das zu tun versuchen –, aber wenigstens kann ich einem Mann einen Drink kaufen. Nichtsdestotrotz war der Blues noch immer am Gewinnen.
    Über der Fourth Street, bei der Avenue C, eine weitere Ampel, ein weiterer Halt. Paul Butterfield sang »I’ve got a mind to give up living« aus meinen Autolautsprechern, und die Musik wehte raus in die dicke Stadtluft. Ich hatte mir eine Kippe angezündet und dachte meine Gedanken, als ich ihre Stimme hörte – »Magst du die traurige alte Musik, hombre?« – und meine Augen von einer puertoricanischen Blume angezogen wurden: glänzendes, frei und ungebändigt hängendes Haar, tiefschwarz, große dunkle Augen, Lippen so rot wie Blut, bevor es trocknet. Sie hockte auf einem Pfosten am Randstein, ihre leuchtend weiße Bluse war knapp unter den schweren Brüsten verknotet, und kremige Haut verjüngte sich zu einer winzigen Taille und verglühte dramatisch in rosa Torerohosen. Ein Pfennigabsatz pochte einen Rhythmus auf dem heißen Gehsteig.
    »The Blues are the truth, Kleine«, erklärte ich ihr – und sie machte sich hüftenschwenkend auf den Weg zum Plymouth, um zu hören, was der Fremde sonst noch zu sagen hatte.
    Sie war fünfzehn Jahre alt – oder dreißig – ich konnte es nicht sagen. Aber nie wieder würde sie so schön sein. Aller Augen auf der Straße folgten ihr. Ich blickte rüber zu dem Pfosten, auf dem sie gesessen hatte, und sah vier Männer sitzen. Beobachtend.
    Die puertoricanische Blume war keine Hure – sie war Sprengstoff. Sie biß sich auf die Unterlippe, ließ sie durch den Druck anschwellen und lehnte sich mit ihrer vollkommenen Hüfte an den Plymouth. Ich hatte nur eine Minute, um mit mir ins Reine zu kommen, aber die Sache war klar – sie war käuflich, schon richtig, aber ihr Preis war Krieg mit wenigstens einem der beobachtenden jungen Spunde. Ich kaufte nichts – junges Blut wird hitzig, und hitziges Blut wird vergossen.
    »Wie heißt du denn, Honey?« wollte sie wissen. Und ich wußte, sie würde es nie. Ich nahm eine ihrer Hände in die meine, die rotlackierten Nägel schimmerten in der Sonne. »Mach, daß das Heute fortdauert, schönes Mädchen«, beschied ich sie. Ich küßte ihre Hand und fuhr davon.
    Dies würde mein Tag nicht sein – ich kannte das Gefühl. Ich fuhr ziellos dahin, die Musik spielte, und ich kriegte es unter Kontrolle. Es war nicht angenehm, aber ich würde es aussitzen – ich hatte es zuvor getan.
    Ich fuhr zurück über die Brücke, vorbei am Untersuchungsgefängnis und sagte mir, daß eine Depression auf der Straße besser war als eine Depression im Knast, aber das funktionierte nur ein paar Straßen lang.
    Ich parkte an der Nevins Avenue, um ein paar Kippen zu besorgen, saß auf der Haube des Plymouth und zündete mir eine an.
    Ohne jede Eile, irgendwo hin zu müssen. Genau mir gegenüber waren drei alte schwarze Kerle – unmöglich zu sagen, wie alt –, trugen in der Wärme alte Wintermäntel, saßen auf ein paar Milchkästen, ließen eine Flasche Wein rumgehen und beredeten etwas miteinander. Kümmerten sich um ihren eigenen Kram und hockten in der Sonne. Nicht jedes Clubhaus hat Fenster und Türen.
    Dann sah ich eine Horde Punks auf derselben Straßenseite wie die alten Männer rantänzeln. Vier weiße Kids; alle hatten sie diesen irren Haarschnitt, kurz und stachlig vorne, lang hinten, mit grellen Farbstreifen und hochstehend. Sie steckten in kurzärmligen Lederjacken. Einer besaß einen langen, schwarzen Stock mit einem Adlerkopf oben drauf und wahrscheinlich einem Schwert drin. Ein anderer hatte ein Halsband um, das aussah, als gehöre es zu einer Bulldogge. Alle trugen sie schwarze Handschuhe; die Sorte, bei der die Fingerspitzen draußen und die Knöchel bloß bleiben. Der Punk mit dem Stock kam zuerst, die anderen reihten sich hinter ihm
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