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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball
Autoren: Stefan Holtkötter
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auf. Ben
zwängte sich vorbei in Richtung des Pults. Uli achtete nur auf Günter Ehlers.
Sie lächelte. Er winkte ihr zu, aber es hatte keinen Zweck. Noch ein paar
Meter, dann hätte er sie erreicht.
    Plötzlich ertönte Lärm. Ein Knall, und noch einer. Ben spürte einen
Stich. Wie der einer Hornisse, nur tief in der Brust. Um ihn herum brach Tumult
aus. Die Leute kamen in Bewegung, laute Schreie waren zu hören.
    Er lag auf dem Boden. Seine Beine hatten nicht genügend Kraft, ihn
zu tragen. Er verstand nicht, was passierte. Um ihn herum ein stürmisches
Durcheinander von Beinen, Armen, Taschen, Schuhen. Alles war in Bewegung.
Menschen rannten weg, andere fielen zu Boden. Die Schreie entfernten sich,
kamen plötzlich von weit her. Alles kam von weit her.
    Er wollte aufstehen. Es war nicht gut, hier zu liegen, aber er
schaffte es nicht, sich zu bewegen. Er war müde, so unendlich müde. Wieso
rannten die Menschen weg? Was war überhaupt los? Er konnte sich nicht konzentrieren.
    Vielleicht musste er sich einfach ausruhen. Einen Moment lang die
Augen schließen. Danach ging bestimmt alles viel besser. Er hörte das Meer
rauschen. Ein lauer Wind fuhr über seine Haut. Die Sonne schien. Er hielt sich
die Hand schützend über die Augen. Da war Santos. Die bunten Häuser, die Hügel
am Meer. Er war angekommen. Endlich am Ziel seiner Reise. Die ganzen Strapazen
seines Lebens waren vorüber. Alles, was er erduldet und ertragen hatte, war
jetzt vorbei. Er würde nie wieder einsam sein, sich niemals wieder verloren
fühlen.
    Da war Jivan. Er stand neben ihm auf dem Sonnendeck. Er lächelte.
Nahm seine Hand, war ganz nah. Die Sonne strahlte hell. Er war angekommen.
Jetzt würde alles gut werden.
    Es passierte in Sekundenschnelle. Kaum hatte Marie Marlon am Eingang
des Blauen Saals entdeckt, ging es auch schon los. Er zog ein großes Gewehr
hervor, richtete es mit beiden Händen auf die Menge und feuerte.
    Hinter ihr war das DJ -Pult, wo Günter Ehlers gerade eine
Ansprache hielt. Jules Gruppe auf der einen Seite des Pults, die von Jonas auf
der anderen Seite. Jonas selbst war dazwischen. Er steuerte gerade Jule an, mit
einem Grinsen im Gesicht, weil sie ja eigentlich nicht miteinander reden
durften heute Abend.
    Marie stürmte los, gleichzeitig mit dem ersten Schuss. Sie musste
Jonas retten, auch wenn ihr nicht klar war, wie. Aber der Gedanke gab ihr
Kraft. Ließ sie die Angst vergessen.
    Weitere Schüsse ertönten. Menschen wirbelten herum. Da waren
Schreie. Wellenbewegungen gingen durch die Menge. Leute flüchteten, stürzten
auseinander, andere brachen zusammen. Günter Ehlers fiel aufs DJ -Pult.
Es gab einen lauten Knall, einen Kurzschluss, dann war die Musik aus. Jetzt nur
noch die Schüsse aus dem Gewehr, die Schreie und der Lärm der Flüchtenden.
Jonas stand noch immer da. Genau wie seine Freunde. Er begriff nicht, was
passierte. Starrte auf die Tanzfläche. Marie stürzte auf ihn zu.
    »Runter!«, brüllte sie. »Alle runter!«
    Sie sah Uli und zwei Flötistinnen, die sich fallen ließen. Auch die
Jungs kamen in Bewegung.
    Marlon hatte ihre Gruppe entdeckt und richtete das Gewehr auf sie.
Marie musste sich auf Jonas stürzen, ihn zu Boden reißen. Doch plötzlich war da
Jule. Sie stand im Weg, fassungslos, ohnmächtig und unfähig, sich zu bewegen.
Marie dachte nicht nach. Sie stieß Jule zur Seite, warf sich auf Jonas und riss
ihn mit zu Boden. Sie hörte eine Kugel, die nur Millimeter von ihrem Ohr
entfernt am Kopf vorbeischoss. Dann schlugen sie auf den Fliesen auf. Jonas
stöhnte.
    Über ihr das Hühnerkostüm. Darin ein zuckender Körper. Blut schoss
aus einer Wunde am Rücken. Die Arme wurden hochgerissen, der Pappmascheekopf
flog hintenüber, dann landete Jule auf der Tanzfläche und blieb regungslos dort
liegen.
    Hambrock stand draußen vor der Halle. Sommer war mit dem
Streifenwagen vorgerollt bis zum Eingang. Die Polizeipräsenz sollte jetzt
sichtbar sein.
    Vor ein paar Minuten hatte sein Handy geklingelt, und Heikes Nummer
war auf dem Display erschienen. Zu seiner Überraschung war aber nicht Heike am
Apparat, sondern Erlend. Ihre Stimme ließ nichts Gutes ahnen.
    »Was ist mit Heike?«, fragte er. »Geht es euch gut?«
    »Uns geht es gut, es ist nichts passiert. Aber wir haben Marlon
gesehen. Er ist hier.«
    »Ihr habt … Was? Wo seid ihr denn?«
    »Am Albersloher Weg. Hinter der Halle.«
    Er vergaß seine Professionalität. Wie konnten die beiden sich nur so
in Gefahr bringen?
    »Seid ihr wahnsinnig
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