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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball
Autoren: Stefan Holtkötter
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geworden? Was hat …?«
    Erlend unterbrach ihn. Ihre Stimme war ganz ruhig. »Ich erklär dir
später alles. Wichtig ist: Marlon ist auf dem Gelände.«
    Im Hintergrund hörte er Heikes Stimme, die ein wenig angeschlagen
klang. »Gib her, ich schaff das schon.« Im nächsten Moment hatte er sie am
Apparat. »Hambrock, hör zu, ich hab die Einsatzzentrale alarmiert. Verstärkung
ist unterwegs. In ein paar Minuten wird es hier vor Polizei nur so wimmeln.
Aber bis dahin müsst ihr die Eingänge sichern.«
    »Ja, ja, ich weiß. Was ist mit dir? Was ist passiert?«
    »Nichts. Ich erklär dir später alles.«
    Damit war das Gespräch beendet. Hambrock winkte Sommer heran. Der
Streifenwagen stand nun quer vor dem Eingang. Alle hielten sich bereit.
    Es gab nur diesen einen Eingang. Die Notausgänge waren allesamt nur
von innen zu öffnen. Sicherheitsleute schwärmten zu den Ausgängen, um sie im
Auge zu behalten. Marlon hatte keine Chance, ins Gebäude zu gelangen.
    Martinshörner näherten sich. Hambrock und Sommer tauschten einen
Blick. Es ging los. Am Hafen, hinter dem Kinokomplex, konnte Hambrock bereits
Blaulichter erkennen, die durch die Nacht zuckten. Sie würden jeden Moment hier
sein.
    Er sah nervös durch die Glasfront ins Innere der Halle. Da war der
Vorraum zum Blauen Saal. Tische standen im Fenster, Eltern saßen beisammen und
unterhielten sich.
    Plötzlich entdeckte er Marlon. Er traute seinen Augen nicht. In
seinem Armeemantel schritt Marlon entschlossen durch den Vorraum. Wie war er in
die Halle gekommen? Gleich hatte er den Blauen Saal erreicht. Er schob den
Mantel zur Seite, ein Gewehr war zu erkennen.
    Hambrock reagierte schnell. Er griff durchs Fenster des
Streifenwagens: »Deine Waffe, schnell! Er ist drin!«
    Sommer stellte keine Fragen. Er riss die Pistole aus dem Halfter und
drückte sie Hambrock in die Hand.
    Durchs Fenster sah Hambrock, wie Marlon seine Waffe zog. Es war ein
Schnellfeuergewehr. Nur ein paar Sekunden, dachte Hambrock. Schieß noch nicht.
Dann stürmte er durch die Schleuse ins Foyer. Kaum einer nahm Notiz von ihm.
Die Party ging weiter, keiner ahnte, was sich ein paar Meter entfernt anbahnte.
    Im Augenwinkel bemerkte Hambrock, dass Sommer und sein Kollege ihm
folgten. Nachdem sie über Funk alle informiert hatten, waren sie aus dem Wagen
gesprungen.
    Er preschte zum Blauen Saal. Vorbei an verdutzten Gesichtern und an
Leuten, die ihm interessiert hinterhersahen. Als er den Vorraum erreicht hatte,
ertönten die ersten Schüsse. Trotz der lauten Musik deutlich zu hören. Er
rannte weiter. Jede Sekunde zählte jetzt.
    Marlon stand oberhalb der Menge. Auf seltsame Weise wirkte er wie
ein Priester vor seiner Gemeinde. Ganz ruhig und aufrecht stand er da. Die
Menschen schrien, rannten los und suchten Deckung.
    Hambrock hob die Waffe und zielte. Plötzlich herrschte ein solches
Durcheinander, dass es beinahe unmöglich war, Marlon ins Visier zu nehmen.
    Ihm wurde klar, er würde jetzt womöglich einen Menschen töten. Zum
ersten Mal in seiner Berufslaufbahn. Bei dieser Gefährdungslage blieben ihm
nicht viele Möglichkeiten. Hier musste er draufhalten, möglichst auf die Brust.
Und zwar schnell.
    Da war der Bruchteil einer Sekunde, wo sich in dem Chaos keiner mehr
vor Marlons Körper bewegte. Hambrock schoss. Offenbar hatte er getroffen, die
Wucht des Aufschlags schleuderte Marlon herum. Im Fall zog er sein
Schnellfeuergewehr mit sich. Hambrock ging in Deckung. Hinter ihm zerbarsten
Scheiben, die Deckenverkleidung wurde durchlöchert, eine Lichtleiste aus Metall
stürzte krachend zu Boden. Funken sprühten, Blech schepperte, Scherben
klirrten.
    Plötzlich war das Gewehr verstummt. Jetzt waren nur noch Schreie zu
hören. Hambrock sprang auf. Panik war entstanden, die Menschen flüchteten
kopflos aus dem Saal. Eine Welle aus Körpern, die über ihn hereinbrach. In der
nächsten Sekunde war er mitten im Chaos. Die Leute stießen sich Hände und
Ellbogen ins Gesicht, drängelten mit aller Kraft und trampelten sich
gegenseitig zu Boden. Er versuchte auszuweichen. Lücken zu finden, in die er
hineingleiten konnte. Einen kühlen Kopf zu bewahren, um nicht selbst zu Boden
zu gehen.
    Wo waren Sommer und sein Kollege? Er konnte nichts mehr erkennen.
Alles versank im Chaos. Er musste zu Marlon. Sichergehen, dass er
handlungsunfähig war. Schritt für Schritt, Meter um Meter kämpfte er sich zur
Tanzfläche voran. Bis er sich endlich wieder frei bewegen konnte. Auf der
Tanzfläche bot sich ihm ein
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