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buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)

buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)

Titel: buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
Autoren: Simon K. Richardson
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dem Weg, die sie unterwegs getroffen haben. Nette Gruppe. Zusammen wandern wir bis zu einer Herberge, die sogar einen Pool hat. Die vier versuchen, dort eine Unterkunft zu bekommen, ich gehe weiter.
    Von meinem Hotel habe ich nur den Namen und die Telefonnummer, sonst nichts. Um das Hotel zu finden, hilft nur, wie früher, sich durchzufragen. Der erste Einwohner, den ich treffe, schickt mich mit französischem Dialekt links herum in die Stadt. Der Nächste wieder ein Stück zurück und dann links über den Marktplatz. Danach weist mich einer nach rechts, bis zur Kirche und jetzt wieder rechts. Suuuuper, ich stehe ca. 50m von der Stelle entfernt, an der ich vorhin das erste Mal gefragt habe und von wo aus der Typ mich quer durch die Stadt geschickt hat. Ich hätte einfach nur weitergehen müssen.
    Bei meinem Hotel handelt es sich um ein kleineres seiner Art, mit familiärer Atmosphäre. Neben Daniel sind auch schon William und Penny da. An der Rezeption ist man fürsorglich um mich bemüht und begleitet mich bis auf das Zimmer.
    Auspacken , duschen. Die Hausherrin übernimmt meine Wäsche zum Waschen, danach esse ich an einem großen Platz mitten im Ort und im Anschluss zurück zum Hotel für einen Mittagsschlaf.
    Nach ungefähr einer Stunde werde ich wieder wach, weil man sich unter meinem Fenster angeregt unterhält. Daniels Stimme kann ich gut heraushören. An Schlafen ist jetzt nicht mehr zu denken, also ab nach draußen!
    Dort sitzen Daniel und ein Paar aus Kalifornien. Die Kalifornier sind so um die 50 und locker drauf. Sie hat ein rotes Kleid an. Mehr Freizeitklamotten hat sie auch nicht dabei. Ihr Rucksack wiegt 6 kg. Stolze Leistung, muss ich Anna erzählen. Wenn man will, kann man mit wirklich wenig durch den Tag kommen.
    Als wir uns so über die Erlebnisse des Tages unterhalten, kommt ein Landsmann von Daniel an den Tisch. Er setzt sich ungefragt dazu und drängt uns seine Lebensgeschichte auf.
    Daniel schaut mich an und verdreht die Augen. Das ist genau der Typ Landsmann, den er nicht mag. Kommt ungefragt dazu, und schlimmer noch, erzählt drauf los, als wäre man seit Jahren miteinander vertraut.
    So erfahren wir, dass die Frau des Gesellen ihn rausgeschmissen hat, weil er fremdgegangen ist. Seine Frau wohnt weiterhin in seinem Haus, was ungerecht wäre, weil es ja eben sein Haus sei, „Frauen sind wie Tropenstürme, wenn sie kommen sind sie warm und feucht und wenn sie gehen sind Autos und Häuser weg“; und verstehen könne er die ganze Situation überhaupt nicht. Mein Gott, er habe doch einfach nur mal eine andere gepimpert! Was soll‘s, nach acht Jahren Ehe müsse man doch auch mal Abwechslung haben. Er sei Seemann und habe schon eine Menge gesehen von der Welt. Der Jakobsweg habe sich angeboten, da er ja im Moment nicht viel mehr besäße, als das, was er am Leib trägt. Hier brauche man ja nicht viel.
    Er will bis Burgos laufen, sich einen Zug zu irgendeinem Hafen nehmen, um wieder auf große Fahrt zu gehen. Sicherlich, so glaube ich, wird er irgendwann nach Hause kommen und seine Frau mal übers Knie legen.
    Das Niveau bleibt uns konstant ca. eine halbe Stunde lang erhalten. Wir stimmen überwiegend zu und bedauern ihn ansatzweise. Woanders wären wir gegangen, aber wir sitzen hier vor UNSEREM Hotel.
    „Das sind die Engländer , die ich liebe, kurzes T-Shirt, unter dem der dicke Bauch vorscheint, und eine Dose Bier mit Zigarette in der Hand“, meckert Daniel.
    „Ok ay, du darfst das sagen. Es sind deine Landsleute.“
    Bei der Gelegenheit komme ich auf meine gestrige Begegnung mit der kleinen Soziologie -Studentin zu sprechen. Die hatte ja auch so einen Vorzeige-Briten in ihrer Gesellschaft.
    Japp, den kennt Daniel auch schon. Der sei tatsächlich Brite und komme aus dem Norden der Insel. Die Kleine und der Brite sind Daniel wegen des Kultur- und Altersunterschieds aufgefallen. Der Brite gebe vor, Arzt zu sein, was Daniel für eine sehr abwegige Aussage hält. Ärzte verfügen auch in England, wie fast überall auf der Welt, über ein Minimum an Bildung. Das lässt Besagter jedoch laut Daniel vermissen. Könne aber auch sein, dass er einer von den Ärzten ist, die Knochen werfen, nur Urinschau machen oder aus dem Auswurf die restliche Lebensspanne lesen können. Einer von den Ärzten, von denen weder die Kleine noch einer von uns behandelt werden wollen.
    Wie auch immer, m orgen steht meine letzte Etappe an. Dann ist Burgos für mich fast erreicht und mein Pilgerweg vorläufig beendet.
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