Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy
Autoren: Jordan Sonnenblick
Vom Netzwerk:
Angebeteten gestolpert. Ich las alles über diesen Typen. Ja, er war ein Typ. Der einzige weibliche Woody auf der Welt war meine Woody. Jedenfalls gab es ungefähr zweieinhalb Millionen Suchergebnisse unter seinem Namen. Er muss eine faszinierende Persönlichkeit gewesen sein. Er wuchs in Oklahoma auf und seine Familie war anfangs wohl recht wohlhabend. Aber seine Mutter verlor auf Grund einer genetischen Erkrankung den Verstand, seine Schwester starb in einem mysteriösen Feuer, sein Vater verlor sein ganzes Geld bei einem Immobilien-Crash und die Familie war am Ende komplett pleite. Woody war schon als Jugendlicher obdachlos und allein. Dann lernte er von Straßenmusikern Mundharmonika und Gitarre spielen. Er begann, durchs Land zu ziehen und von armen Leuten zu singen, die Rechte und eine helfende Hand verdienten. Er schrieb This Land Is Your Land und mehr als tausend andere Songs, bevor er die gleiche Krankheit bekam, die seine Mutter getötet hatte.
    Oh, und dazwischen war er noch ein Held im Zweiten Weltkrieg. Er verfasste tonnenweise Anti-Nazi-Songs und schrieb ›Diese Maschine tötet Faschisten‹ auf seine Gitarre. Genau wie meine Woody.
    Ãœber sein Leben hätte man eine fantastische Fernsehsendung machen können.
    Ich las ungefähr zehn Texte seiner Songs, jedenfalls genug, um ein gutes Feeling für den Typen und seine Einstellung zu bekommen. Ich prägte mir auch ein paar besonders gute Zitate ein, weil ich hoffte, sie bei einem ›zwanglosen‹ Gespräch mit Woody herunterrasseln zu können.
    Eins stand jedoch fest: Weil ich der ewig Neue mit einem geistig verwirrten Vater war, hatte es bisher noch nie ein zwangloses Gespräch gegeben. Wirklich nie .
    Während ich mir überlegte, wie ich es am besten anstellen sollte, mir in der Bücherei ein paar Songtexte auszudrucken, ohne zehn Cent pro Seite bezahlen zu müssen, kam der Geist vergangener Bibliothekarinnen wieder auf mich zugewatschelt und tippte mit dem Finger auf seine Armbanduhr.
    Hilfe! Meine Zeit war abgelaufen. Die aufregende Recherche hatte mich überrumpelt. Für mich war dies wahrhaftig ein Tag der ersten Male gewesen. Ich lächelte, winkte und loggte mich aus. Dann merkte ich, dass ich noch immer nichts über den Buddhismus erfahren hatte – jedenfalls nicht mehr, als die vierzig Prozent der Klasse, die Hausaufgaben machten, am folgenden Tag wüssten. Das brachte mich auf die umwerfende Idee, mir vielleicht ein Buch auszuleihen.
    Aber nicht mit meiner Lesekarte aus San Jose. Oh, du lieber Gott! Nein – oh, ihr lieben Buddhas! Oder sonst was. Ich würde mich wegschleichen müssen. Vorher ging ich aber noch zum leeren Informationstresen und drückte auf einen Knopf, neben dem BEI BEDARF BITTE KLINGELN stand.
    In der verrückten Welt der Bibliotheken konnte ›Bedarf‹ anscheinend auch ›scharfe Braut‹ bedeuten. Eine unglaublich schöne, junge Frau tauchte aus einem Hinterzimmer auf und glitt mir entgegen.
    Ich spürte, dass ich rot wurde, während ich mich räusperte. »Sind Sie … ähm … Bibliothekarin ?« Ups! So schockiert hatte ich nicht klingen wollen.
    Â»Nein, ich bin ein Gartenzwerg. Ja, ich bin Bibliothekarin. Das heißt, ich mache ein Praktikum als Bibliothekarin und heiße Amanda.«
    Â»Oh, hmm … Könnten Sie mir vielleicht helfen, ein paar Bücher zu finden?«
    Â»Ja, klar«, sagte sie. »Hier hast du ein paar Bücher!« Sie zeigte mit ausgestrecktem Arm im weiten Bogen auf die vollen Regale. Dann kicherte sie.
    Na super. Sie war nicht nur Bibliothekarin, sondern auch ein bibliothekarischer Witzbold. DAS war es, was die Welt brauchte.
    Â»Ah, ja. Ich meinte eigentlich ein paar Bücher über den Buddhismus. Zen-Buddhismus.«
    Â»Hast du ein Glück! Wir haben tatsächlich einige Bücher über den Buddhismus. Meine Kollegin interessiert sich dafür. Mildred.«
    Die Alte hatte einen Namen. Und Wissen. Mit meinem üblichen Glück konnte natürlich nicht die heiße Bibliothekarin die Buddhismus-Gelehrte sein.
    Mildred kam an und packte mich am Arm. »Buddhismus, junger Mann? Für ein Schulprojekt? Ich wette, du hast Mr Dowd in Sozialkunde, was? Er ist nämlich der Einzige, der sich unsere Buddhismus-Sammlung ansieht. Außer mir natürlich. Komm mit!«
    Ihre knochige Kralle packte meinen Bizeps und zerrte mich in Richtung Regale. »Zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher