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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern
Autoren: B Leix
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Logik.
    „Da gibt es sicherlich einige Möglichkeiten“, Oskar Lindt ging nachdenklich vor dem Fenster auf und ab. „Er könnte sich zum Beispiel ins Haus geschlichen haben, um den Jungen dort abzupassen. Vielleicht hat er auch direkt vor der Haustüre gewartet.
    Ja genau, so könnte ich es mir vorstellen. Er bemerkt, dass der Großvater sein Fahrrad in den Hausflur schiebt, der Junge aber lässt das Rad, mit dem er gefahren ist, vor der Tür an der Wand stehen. Also will er noch mal wegfahren. Auch Katz erkennt die Konstellation Enkel bei Opa. Früher oder später wird der Junge wieder aus dem Haus kommen, um heim zu-radeln“
    Paul Wellmann nickte Lindt zu: „Durchaus möglich, Oskar, dass es so war.“
    „Ja und dann“, Lindt musste den Gedanken zu Ende bringen, „dann öffnet der Junge die Tür von innen, erkennt aber den Mann wieder, der aus dem Lieferwagen aussteigt und auf ihn zukommt. Es ist derselbe Mann, der ihn schon auf dem Fabrikgelände verfolgt hat.
    Reflexartig schlägt der Junge die Tür wieder zu und rennt die Treppe hoch. Katz will jetzt aber endlich handeln. Er drückt auf alle Klingelknöpfe gleichzeitig. Jemand betätigt den Türöffner ohne nachzufragen und schon ist auch der Kerl im Haus und rennt dem Jungen nach, die Treppen hoch. Nimmt mindestens zwei Stufen auf einmal. Er ist dem Kind dicht auf den Fersen. Der Junge hastet bis auf den Dachboden. Patrick weiß, dass der Mann, der ihn verfolgt, die Tüte mit der Erde will und wirft deshalb seinen Rucksack aus dem geöffneten Mansardenfenster.“
    „Dass er gleich darauf erschlagen wird, kann er nicht ahnen. Vielleicht denkt er: Mein Verfolger will nur die Tüte mit der Erde. Also: Erde weg – Gefahr weg!“
    Für Conradi war Lindts Vorstellung über den Ablauf der Ereignisse durchaus einleuchtend. „So kann es sich möglicherweise abgespielt haben. Ob es allerdings wirklich Mord war, müssen wir im Einzelnen noch beweisen. Vielleicht bekommen wir ja ein Geständnis. Die größten Kerle werden manchmal erstaunlich schnell weich.“
    „Es stellt sich auch noch die Frage, wie der Mörder den toten Jungen dann weggeschafft hat.“ Paul Wellmann runzelte die Stirn. „Und zwar unbemerkt und unauffällig, wir haben doch die ganzen Hausbewohner und die Nachbarn gefragt. Da ist niemandem was aufgefallen.“
    „Wollen Sie ihn doch noch heute verhören?“, fragte Conradi.
    „Lassen wir die Zeit etwas für uns arbeiten“, antwortete der Kommissar. „Eine Nacht in der Zelle macht ihn vielleicht etwas mürbe und uns kommen im Schlaf bestimmt auch noch ein paar gute Ideen.“
    „Der wird bestimmt nicht weich, Chef, der kennt unsere Gasträume zwar noch nicht von innen, aber ... sehen sie doch mal ...“ Jan Sternberg hatte im Computernetz zwischenzeitlich nach Kurt Katz suchen lassen und gerade wurde das Ergebnis angezeigt. „Bei den Franzosen hat sich was gefunden.“
    Conradi, Lindt und Wellmann beugten sich über Sternbergs Schulter, um auf dem Monitor lesen zu können.
    „Scheint ja ein harter Junge zu sein, acht Jahre bei der Fremdenlegion und dort war er auch im Bau.“ Sternberg las vor: „Dreimal gefährliche Körperverletzung, einmal sogar acht Monate gesessen. Dann noch Ermittlungen wegen Autoschieberei und Zigarettenschmuggel. Das konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden.“
    „Gut, aber ein Schläger ist er auf jeden Fall.“ Conradis Hoffnung auf ein schnelles Geständnis schwand bei dieser Vita des Verdächtigen schlagartig, und es wurde ihm ganz unwohl bei dem Gedanken an das anstehende Verhör. „Den lassen wir aber bitte in Handschellen, wenn wir ihn vernehmen.“
    „Keine Sorge, Herr Conradi“, Lindt musste schon wieder leicht grinsen, „wir sind ja dabei. Aber wenn es Sie beruhigt, lassen wir den ›Achter‹ auch dran.“
     
    Lindts Handy meldete sich. Er ging nach nebenan in sein Büro und die anderen konnten durch die geöffnete Tür nur hören, wie er sagte: „Ich komme gleich vorbei und hole Sie ab. Selbstverständlich ... ist doch klar ... nein, nicht im Streifenwagen ... ja, ich komme persönlich“
    „Mit dem Feierabend wird es wohl noch nichts. Bringt den Katz mal in den Gegenüberstellungsraum“, wies Oskar Lindt seine Mitarbeiter an, „und treibt noch ein paar gut bemuskelte Kollegen auf, die sich mit hineinstellen. Bin in einer halben Stunde zurück.“
    Er eilte zur Tür: „Ach, und bitte nur Kollegen mit Schnauzbart und in irgendwelcher Arbeitskleidung, dass sie so ähnlich aussehen wie unser
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