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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern
Autoren: B Leix
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runter gerutscht sein“, sagte Jan Sternberg. „Aber da kommen wir nicht hoch. Haben Sie vielleicht eine lange Stange irgendwo oder eine Leiter?“
    „Leiter? Ja, da drin.“ Der Mann zeigte auf ein anderes Hallentor. Er schaute sich die Kinder und ihren Vater an, überlegte kurz, wahrscheinlich, ob er die drei unter dem Baum zurücklassen sollte und entfernte sich dann mit einem mürrischen Blick.
    Sternberg blickte ihm nach, wie er zurück zur Halle und dann daran entlang ging, vorbei an einem silbrig glänzenden, runden Metallteil, das aus der Wand ragte. Er schloss ein zweiflügeliges Tor auf und betrat das Gebäude.
    Lisa und Max konnten überhaupt nicht verstehen, wieso ihr Vater erst in Richtung Zaun schaute, plötzlich ein paar Meter zur Seite ging und mit seinem Schuh begann, das Gras wegzuscharren. Ganz eilig zog er dann einen Plastikbeutel und eine kleine stabile Kunststoffschaufel aus seiner Jackentasche und füllte so schnell es ging, von der freigelegten Erde in die Tüte.
    „Was machst du mit unserer alten Kinderschaufel? Die hatten wir immer zum Sandeln am Meer.“ Max wollte es genau wissen, aber sein Vater schüttelte den Kopf: „Erkläre ich euch später, aber schau doch mal, ob der Mann schon mit einer Leiter zurückkommt.“
    „Nein, ich kann ihn noch nicht sehen.“
    Sternbergs Blick ging derweil wieder zum Zaun, stellte aber beruhigt fest, dass das Objektiv der Überwachungskamera immer noch entlang des Metallgitters ausgerichtet war.
    Beruhigt drehte er sich wieder zu seinen Kindern: „Ach, da kommt er gerade wieder heraus.“
    Der Wachmann hatte eine dreiteilige Aluminiumleiter geschultert. Mit einem Seilzug brachte er die Leiter auf ihre volle Länge und lehnte sie mit Sternbergs Hilfe an einen dicken Ast des Baumes an. Der kletterte flink hoch und bekam das Modellflugzeug gut zu fassen.
    „Ist nicht viel kaputt“, rief er von oben, um die Kinder zu beruhigen. Vorsichtig hob er die Maschine aus der Astgabel und stieg Sprosse für Sprosse wieder herab.
    „Nur hier ein paar Kratzer“, stellte er fest, als er unten war.
    „Und das hat sich verschoben“, zeigte Lisa auf die rechte Tragfläche. Mit einem leichten Druck ließ sich der Flügel zurück in seine ursprüngliche Position bringen.
    „Jetzt sind wir aber sehr froh. Wir haben das Flugzeug doch nur ausgeliehen“, bedankte sich Sternberg bei dem Wachmann, aber der nickte nur kurz, denn er war schon damit beschäftigt, die Leiter wieder einzufahren.
    „Schau mal, Papa, die kleinen Nüsse da im Gras“, rief Max und wollte sich schon bücken, um von den dreikantigen Früchten mit der dünnen braunen Schale aufzusammeln.
    „Die kann man nicht essen, lass sie liegen.“ Sternbergs Ton wurde eine Spur zu scharf, sodass sogar der Werksschützer erstaunt aufsah. Er hatte sich aber gleich wieder gefangen und erklärte ganz väterlich: „Weißt du, Max, das sind Bucheckern. Der Baum, in den unser Flieger gekracht ist, ist eine Rotbuche und das sind seine Samen, die jetzt im Herbst abfallen. Die lassen wir aber für die Tiere liegen. Eichhörnchen, Mäuse und Vögel brauchen sie als Wintervorrat.“
    Sternberg wollte auf jeden Fall verhindern, dass seine Kinder hier irgendetwas anfassten – schon gar nichts, was auf dem Boden lag.
    „Gehen Sie wieder zu der Tür dort“, wies der blau Uniformierte Sternberg an, als sie ihm zurück bis zu der Halle gefolgt waren. „Ich muss die Leiter noch aufräumen.“
    Der Kriminalist sah, wie er zu dem größeren Tor ging. Dabei bemerkte er, dass in der Nähe des Metallrohres, das in Kniehöhe aus der Backsteinmauer ragte, das ganze Gras flach am Boden lag und in dieselbe Richtung umgedrückt war.
    „So sieht es nur nach einer Überschwemmung aus“, ging ihm durch den Kopf und er war sehr zufrieden, noch ein weiteres Indiz gefunden zu haben.
    Gar zu gern hätte er noch einen Blick in die Halle geworfen, aus der das Rohr kam, aber nachdem alles bisher völlig planmäßig und unverdächtig abgelaufen war, erschien es ihm klüger jetzt nur noch schnell und unauffällig wieder zu verschwinden.
    Die Miene des Wachmannes hellte sich eine Spur auf, als Sternberg ihm am Auto einen Zehner-Schein in die Hand drückte. Auch der Pförtner winkte freundlich zu den Kindern zurück und hob schnell die Schranke, als sie das Werkstor wieder passierten.
    „Puuh, jetzt können wir aber froh sein, Papa, dass wir das Flugzeug wieder haben.“
    „Ich bin auch ganz erleichtert, Lisa, dass nichts kaputt ist.
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